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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns
Autoren: Götz Justus
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schüttelte den Kopf, kehrte an seinen Platz hinter den Zapfhähnen zurück. ‚Eklig! Schwuchteln sind wie Weiber.‘ Für ihn war das Thema beendet.
    „Was hast du vor?“ Mecit sah Anatol beunruhigt an. Das Glas in seiner Hand zitterte. Fast schien es, als hätte er das Fünfmarkstück darin gefunden.
    Anatol zuckte scheinbar teilnahmslos die Schultern. „Ich weiß nicht. Irgendwie müssen wir den Drecksack zu fassen kriegen. Der hört sonst nie auf!“ Plötzlich reckte er sich in die Höhe. Erschrocken schaute er seinen Kumpanen an. „Verdammte Scheiße! Grufti – der meint mich! Ich bin der Nächste!“ Es schien, als habe er erst jetzt die Botschaft des Geldstücks richtig begriffen. „Grufti, nun sag‘ doch was! Der Scheißkerl hat mich im Visier. Der will mich umbringen! Das ist ja schrecklich!“
    Mecit nickte bekümmert. Dann packte er Anatol bei der Schulter. „Anna, wir dürfen uns jetzt nicht verrückt machen lassen. Warten wir auf Boris! Wir brauchen einen Plan.“
     
    Samir schüttelte den Kopf. „Boris, so wird das nichts. Ich seh‘ ein, es war ein Fehler, deine Kindertruppe zu beauftragen. Aber das regelt sich ja nun offensichtlich von selbst. Vier sind schon tot – die Hälfte also. Fünfmarkstücke! Ich hab’s in den Nachrichten gesehen. Mit Geldstücken macht euch irgend so ein wildgewordener Psychopath mürbe! Das muss man sich mal vorstellen! Und schon ist in eurem Kindergarten Panik angesagt! Sei froh, dass die vier tot sind! Die können dich wenigstens nicht mehr verpfeifen. Was sag‘ ich da! … uns nicht verpfeifen! Das ist ja die Scheiße: Die hauen uns alle in die Pfanne! Eines versprech‘ ich dir: Bekomm‘ ich durch dich und deine Säuglinge Schwierigkeiten, hast du auch welche! Ich krieg‘ meine gelöst, du deine mit Sicherheit nicht! Also tu‘ endlich, was erforderlich ist!“
    „Sie wollen, dass ich meine Kumpels kalt mache? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!“
    „Das ist sogar mein heiliger Ernst! Wenn du es nicht tust, werden es andere erledigen. Das Problem ist, die machen auch vor dir nicht halt! Es war ein Fehler, hierher zu kommen! Woher hast du überhaupt meine Adresse?“
    „Ich hab‘ sie im Babylon erfahren. Von wem, spielt keine Rolle.“
    „Oh doch, das spielt eine. Du wirst es noch verraten, glaub‘ mir! Du machst zu viele Fehler, Boris! Dein Ansprechpartner bin nicht ich! Das ist Metin, das wusstest du. Du hast ihn umgangen! Nun stehst du auf deren Liste. Schöne Scheiße, Boris, aber nicht mehr zu ändern. Die räumen euch komplett ab! Im Sinne der gemeinsamen Sache. Die verträgt nun mal keine Blindgänger. Oder siehst du eine Alternative?“
    „Ich krieg‘ das Killerschwein und mach‘ es fertig!“ Boris machte eine Handbewegung, als bräche er jemandem das Genick.
    „Ach ja? Wo warst du denn, als es deine Kumpel erwischte? Drei Anschläge, vier Tote! Vergiss es! Gegen den bist du ein ganz kleines Licht. Das ist Sache der Profis, das erledigen die Jungs aus Sofia. Dessen Stunden sind längst gezählt, er weiß es nur nicht! Dennoch müssen wir sicher gehen, dass keiner von deiner Truppe labert. Das verstehst du doch …“
    „Samir, von denen redet keiner! Dafür leg‘ ich meine Hand ins Feuer!“
    „Boris, du scheinst das nicht zu begreifen. Ich entscheide das nicht. Das tun allein die Auftraggeber. Und wenn die dich und deine Truppe für ein Risiko halten, dann hat das Konsequenzen. Ich werd‘ den Teufel tun, dagegen anzureden. Es würde auch nichts bringen.“
    Boris starrte Samir ungläubig an. „Die halten mich für ein Risiko?“ 
    „Natürlich. Ich sagte es doch.“
    „Das heißt, die setzen ihre Killer auch auf mich an?“
    „Auch das sagte ich eben.“
    Kustow starrte Samir ungläubig an. „Was raten Sie mir?“
    „Ganz schnell von hier zu verschwinden. Und alles daran zu setzen, das Schwein ausfindig zu machen und es ihnen zu präsentieren. Vielleicht hast du Glück, und sie akzeptieren das. Das Problem ist: Du hast keine Zeit! Die Jungs aus Sofia sind schon unterwegs!“
     
    Boris betrat die Kneipe, ließ den Blick durch den rauchgeschwängerten, zugleich nach abgestandenem Bier und kalten Aschenbechern miefenden Schankraum schweifen. Der Laden war, wie immer um diese Stunde, rammelvoll. Vielfältiges Stimmengewirr hallte von der Decke wider, erschwerte jedes Gespräch. Entsprechend laut war es. Irgendwo im Bereich der Tische zerschellte ein Glas auf dem Boden. Es schien niemanden, auch Kreuzer nicht, zu kümmern.
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