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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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früh seine Jungs hinzu lud. Der hat um sein Geschäft gefürchtet!“
    „Wäre naheliegend. Was haben Sie vor, Chef?“
    „Ihm das Geschäft versauen.“
     
    Pohl war überrascht, wie voll Kreuzers Kneipe war, ungewöhnlich für diese Uhrzeit. Dann fiel ihm ein, dass es der erste Freitag im Monat war, traditionell Hochsaison bei Kreuzer. Er blickte hinüber zur Tresenecke, dem Stammplatz der Kustow-Gang. Nur Anna und Mecit standen dort. War das ein Omen? Einer von beiden würde es sein! Da war es wieder, dieses seltsame Gefühl! Es war eine eher dumpf gefühlte als rational nachvollziehbare Mischung aus innerer Anspannung, Selbstzweifel und doch gleichzeitiger Genugtuung, Rebeccas Mord und Schändung nicht ungesühnt zu lassen. Er blickte hinüber zu Kreuzer. Der nickte ihm zu. Er hatte Pohl beim Eintreten erkannt, dessen Bier bereits in Arbeit. Pohl deutete mit dem Kopf hinüber zur Tresenecke, ging allerdings an dieser vorbei. Sein erster Weg galt, wie immer, dem Kellergeschoss. Offiziell zog er dort unten Zigaretten, tatsächlich prüfte er, ob die Tür zum Bierkeller verschlossen war. War sie’s, schloss er sie auf. Man konnte ja nie wissen! Bevor er die Pinte verließ, schloss er sie wieder ab. Bisher war niemandem etwas aufgefallen.
    Als er, die Zigarettenpackung in der Hand, damit beschäftigt, diese im Gehen zu öffnen, wieder in den Schankraum trat, stellte Kreuzer gerade sein Bier neben Anatols Platz. Also war Anna das nächste Opfer. So einfach war das! Kreuzer ahnte nicht, dass er in diesem Moment Anatols Todesurteil ausgelöst hatte. Er nickte Pohl kurz zu, machte seinen Strich auf dessen Deckel und bezog wieder seinen Platz hinter den Zapfsäulen. An solchen Abenden hatte er nicht die Muße, sich in seine Ecke neben dem Fenster zurückzuziehen.
    Als Pohl sich an den Tresen drängelte, wich Anna ein Stück zur Seite. Man kannte sich inzwischen, vor allem aber mied man besser die Konfrontation mit diesem merkwürdigen Fremden, der sich nicht scheute, ihre Stammkneipe zur seinen zu machen. Noch wesentlich größeren Eindruck hatte Pohls Auftritt gegenüber Sascha hinterlassen, nicht zu vergessen die fürchterlichen Prügel, die Victor von Pohls vermeintlichem Bodyguard bezogen hatte. Victor hatte immerhin den braunen Gürtel getragen! Nun waren ausgerechnet Sascha und Victor tot, wie der Hauptkommissar gestern sagte, beide mit je einem Fünfmarkstück ‚gesegnet‘! Sie glaubten nicht, dass ein Zusammenhang mit dem Fremden bestand, aber gänzlich ausschließen konnten sie dies nicht. Also war Vorsicht das Gebot der Stunde. Sie vertrauten auf Boris. Der würde mit seinen Methoden ganz rasch herausbekommen, was es mit dem Fremden auf sich hatte. Anna nickte Pohl stumm zu, dann wandte er sich wieder Mecit zu.
    Pohl trank in Ruhe sein Bier, orderte ein neues, qualmte notgedrungen mehrere Zigaretten. Wie lange hatte er schon nicht mehr geraucht! Den Versuch, das Gespräch der beiden zu belauschen, machte er erst gar nicht. Es war viel zu laut in der Kneipe. Scheinbar interessiert verfolgte er stattdessen das zunehmende Gedränge rund um den Tresen, optimale Voraussetzung für die bevorstehende Aktion. Er bestellte ein letztes Bier, schob Kreuzer, als dieser es servierte, sechs Euro über die Theke zu. „Stimmt so.“ Der nickte wortlos, kassierte die Münzen, wischte pro forma mit feuchtem Lappen rund um Pohls Deckel. Derweil trank Pohl genüsslich sein Bier. Jemand drängte von hinten an den Tresen, bestellte eine Runde. Umsatz! Ein knappes Lächeln huschte um Kreuzers Mundwinkel – selten genug in dem sonst meist griesgrämigen, schlecht rasierten Gesicht. Er reihte die Gläser, machte sich unverzüglich an die Arbeit. Wenn Kreuzer eines konnte, dann war es Zapfen!
    Pohl beobachtete das Geschehen mit gespannter Aufmerksamkeit. Die Gelegenheit für die bevorstehende Aktion nahte! Unterhalb des Handlaufs zog er unbemerkt den Gummihandschuh über die Linke, ergriff mit dieser in der Hosentasche die Münzkapsel. Gleichzeitig hob er mit der Rechten sein Glas. Während er trank, öffnete er mit Daumen und Zeigefinger – ein zu Hause hundertfach geübter Griff – die Kapsel, spürte nach einem kurzen Schlenker das Geldstück in der Handfläche. Aus dem Augenwinkel checkte er die Situation zu seiner Rechten. Anna war noch immer in das Gespräch mit Mecit vertieft, der Drängler damit beschäftigt, das Geld für die Runde abzuzählen. Das war sie, die Gelegenheit, auf die er gewartet hatte! Er zwängte sich

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