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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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dass er sich noch nicht einmal scheute, sie in ihrer Stammkneipe vorzuführen. Anders konnte man den Vorgang ja wohl nicht interpretieren. „Der Kerl verfolgt eine knallharte Strategie, und die bedeutet den Tod von uns allen, wenn wir ihm nicht zuvorkommen! Also, wie hindern wir das Dreckschwein daran, dass Anna der nächste ist?“
    Boris hatte entgegen seiner Gewohnheit Mecit ausreden lassen. Normalerweise ließ Boris nie mehr als zwei, höchsten drei zusammenhängende Sätze zu! Allein dieser Sachverhalt verriet, wie sehr er in diesem Moment gefordert war. Bisher bestimmte er die Geschicke der Bande, nun war es ein geheimnisvoller Fremder, ein Phantom. Er nickte anerkennend. „Du hast Recht, Mecit. Solange wir nicht wissen, wer der Killer ist, muss Anna abtauchen.“
    Boris ergriff sein Bier, ohne jedoch zu trinken. Sie wussten, sie mussten nun schweigen – der Boss dachte nach! Sicherlich würde er gleich die Lösung präsentieren. Das war bisher immer so gewesen, und sie hofften inständig, dass es auch diesmal so sei. Endlich! Der Russe setzte das Glas ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. Er wusste offensichtlich, wie sie aus der Klemme kämen. „Ist das der Typ, der mir die Zigaretten verkaufen will?“
    Mecit und Anatol nickten um die Wette.
    „Dann hab‘ ich den Hebel, ihm auf den Zahn zu fühlen. Taucht er regelmäßig hier auf?“
    „Fast jeden Abend, bevor’s hier voll wird. So gegen zehn. Bleibt aber nie lange. Aber sei vorsichtig! Der lässt sich nicht in die Karten gucken. Sascha hat sich an ihm die Zähne ausgebissen. Der dreht irgendein Ding, sag‘ ich dir. Jupp glaubt das auch. Frag‘ ihn selbst!“
    Kustow sah Anatol missbilligend an. „Lass Kreuzer da ‘raus! Ich erledige das auf meine Weise. Wir können uns keine Mitwisser leisten, sollte der Typ dran glauben müssen. Das war doch eben deine große Sorge, oder?“
    „Na klar!“
    „Also kein Wort zu Kreuzer!“ Kustow legte seine Rechte auf Anatols Schulter, blickte ihn bemüht väterlich an. „Anna, du darfst jetzt keine Fehler machen! Hab‘ keine Sorge, wir sind bei dir! Wir begleiten dich jetzt auf deine Bude. Dort bleibst du, bis wir wissen, woran wir sind, besser noch, bis wir das Schwein geschlachtet haben. Du gehst nicht vor die Tür, und du lässt keinen Fremden rein. Wir bringen dir zu essen und zu trinken. Wenn wir kommen, rufen wir dich vorher an, einmal, wenn wir das beschlossen haben und dann noch einmal, wenn wir vor deiner Tür stehen. Erst dann machst du auf! Und vor allem eins: Keine Drogen! Kiff und drück nicht während der Zeit! Auch kein Speed, hörst du! Du musst ab sofort klaren Kopf bewahren, sonst kannst du dir gleich den letzten Schuss geben!“ Kustow ahnte nicht, dass seine letzte Bemerkung von prophetischem Gewicht war.
     
    Es ging los! Pohl wartete, bis sich die drei in Kustows aufgemotzten Toyota Celica gezwängt hatten, dann ließ er den Wagen an. Er wusste, dass die Fahrt nach Rheinhausen ging, konnte ihnen zunächst in größerem Abstand folgen. Er hatte auch Anatols Adresse längst in Erfahrung gebracht, sich bei Google Earth einen Eindruck verschafft, doch wie es dort im Hinterhof aussah, welches Treppenhaus zu seiner Wohnung führte, auf welcher Etage sich diese befand, das alles wusste er nicht. Er hoffte auf die Unaufmerksamkeit der Verfolgten und darauf, dass die vor Ort gewonnenen Erkenntnisse ihn in die Lage versetzten, den Anschlag auf Anatols erbärmliches Leben erfolgreich zu führen. Zum ersten Mal wäre er in seinem Feldzug gezwungen, zu improvisieren. Er wusste um die Gefahr, doch sein in Kreuzers Eck und den zuweilen heiklen Begegnungen mit Schöller gestähltes Selbstvertrauen ließ ihn nicht an seinem Erfolg zweifeln. Nur leichtsinnig durfte er nicht werden!
    Sie hatten Rheinhausens randstädtisches Sanierungsgebiet nach wenigen Minuten erreicht. Es wirkte bei Dunkelheit noch trostloser, als Pohl es in Erinnerung hatte. Bis zu Anatols Unterkunft konnte es nicht mehr weit sein. Pohl ließ den Wagen ausrollen, als Kustow vor ihm in eine Hofeinfahrt einbog. Sie waren am Ziel. Er überlegte gerade, wo er am unauffälligsten parken könnte, als Kustow mit ungewöhnlich hoher Geschwindigkeit aus der Hofeinfahrt rückwärts in die Straße zurückstieß, um sogleich scheppernd den ersten Gang einzulegen und ein Stück weit die Straße hinauf zu fahren. Pohl presste sich tief in den Sitz, als der Toyota dicht an ihm vorbeijagte. Alles durfte geschehen, nur entdecken durften sie ihn

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