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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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droht möglicherweise – sorry, ich muss das so brutal sagen – Ihre Ermordung.“
    Pohl triumphierte innerlich. Seine Strategie schien aufzugehen! Er fand zunehmend Gefallen an dem Spiel. Zweifelte er zuweilen an der Schlüssigkeit seiner Vorgehensweise – der Hauptkommissar lieferte sie Dank seiner Berufserfahrung, seiner detektivischen Genialität. Er starrte Schöller scheinbar entsetzt an, tat, als benötigte er einen Moment, die Sprache wiederzufinden. „Und warum wendet er sich ausgerechnet an Sie?“
    „Er will sichergehen, dass die Nachricht bei den für die Entführung Verantwortlichen landet. Er hat mir ja in der vorhergehenden SMS mitgeteilt, wo ich die Mädels finden werde: im Sassnitzer Hafen. Deren Bewacher werden angeheuerte Befehlsempfänger, sicherlich nicht die Drahtzieher sein. Aber je näher wir an die Auftraggeber herankommen, desto sicherer ist es, dass diese Nachricht die angedachten Adressaten erreicht. Das würde allerdings bedeuten, dass der Informant nicht diesem Kreis zuzurechnen ist. Oder doch! Vielleicht will er nur diesen Eindruck erwecken, vom Kreis der Auftraggeber ablenken! Ich weiß – ist nicht sonderlich überzeugend, wir rühren im Kaffeesatz. Aber Besseres fällt mir spontan nicht ein. Ich kann allerdings nicht erklären, warum er überhaupt einen Übermittler in Anspruch nimmt, obwohl er über Insiderkenntnisse verfügt. Da wäre der Direktkontakt doch naheliegend, oder? Das ist alles sehr verwirrend, nicht schlüssig. Zu gegebener Zeit werde ich dem nachgehen; ich wittere hier eine nutzbare Schwachstelle. Gibt es diese, dann werde ich die auch finden, Professor. Und wenn ich dazu Wochen oder Monate brauche! Doch konzentrieren wir uns zunächst auf die Aussage der ersten SMS: Ihre Kinder befinden sich angeblich an Bord eines Schiffes im Sassnitzer Hafen. Fangen wir dort an!“
    Schöller blickte Pohl erwartungsvoll an. Er erwartete dessen Zustimmung, ahnte nicht, was in Pohl in diesem Moment vorging. Eben noch euphorisch, so war er jetzt in höchstem Maße alarmiert: Schöller hatte die Schwachstelle der Aktion erkannt! Er wollte Verwirrung mit der SMS stiften – ein aus Belgien kommender rätselhafter Hinweis eines Insiders, während er Schöller Auge in Auge gegenüber saß. Er wäre ein für alle Mal aus Schöllers Schusslinie. Das war sein Plan. Doch worin lag der Sinn begründet, ausgerechnet den Chef-Fahnder als Vermittler einer Warnung an die Entführer zu nutzen? Vor allem aber: Wer sollte im Dunstkreis dieses Verbrechens ein Interesse daran haben, ihn, Pohl, vor einer nicht näher beschriebenen Gefahr zu schützen? Ein so großes Interesse, dass er sich konspirativ an den Chef der Sonderkommission wandte! Er sah plötzlich die Gefahr, dass Schöller die Aktion als Ablenkungsmanöver durchschaute. Doch wie hätte er sonst den Hauptkommissar in seine Alibikonstruktion einbinden können? Gerade darin lag doch die Genialität dieses Streichs! Noch wusste Schöller nicht, wo die SMS aufgegeben wurden. Spätestens, wenn er erführe, dass auch diese Nachrichten ihn aus Belgien erreichten – während Pohl ihm im Kommissariat gegenübersaß! –, spätestens dann stünde Schöller vor einem schier unlösbaren Rätsel. Nur eines wäre sonnenklar: Pohl konnte nicht der Absender sein! Nein, der Plan war schon gut! Er musste gelingen! Der weitere Dialog musste Schöller auf das richtige Gleis stellen!
    Pohl erschrak, als Schöller ungeduldig nachfasste: „Na, Professor? Haben Sie einen besseren Vorschlag?“
    „Vorschlag?“ Pohl schien verwirrt.
    „Fangen wir in Sassnitz an oder haben Sie Besseres im Sinn?“
    „Natürlich fangen wir in Sassnitz an! Sofort! Wiese fragen Sie nach Besserem?“
    „Sie schienen in tiefen Gedanken, Professor. Da könnte es doch sein, dass Sie zu Erkenntnissen gelangen, die mir verschlossen bleiben. Und? Sind Sie zu Erkenntnissen gelangt?“
    Pohl hob in scheinbarer Ratlosigkeit die Schultern. „Herr Hauptkommissar, Sie sind der Experte! Aber wenn Sie mich fragen: Beides könnte zutreffen. Ich meine, dass der Absender
    meine Handynummer nicht kennt und oder dass er sicherstellen will, dass die Warnung die für die Entführung Verantwortlichen erreicht. Der zweiten SMS ist zwischen den Zeilen zu entnehmen, dass mir aus deren Kreis Gefahr droht. Vielleicht wurde ich enttarnt, und man befürchtet nun, dass ich Dinge in Erfahrung bringen konnte, deren Kenntnis aus Sicht der Entführer gefährlich ist. Das wäre zumindest eine Erklärung. Aber

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