Coins - Die Spur des Zorns
wie gehen wir damit um?“ Er blickte Schöller ratlos an.
„Sie meinen wohl, wie ich damit umgehe? Sie halten sich da mal schön raus! Die Botschaft ist ja wohl eindeutig!“ Er rief die SMS nochmals ab. „Er schreibt, BK sei nur der Anfang. Damit ist sicher Boris Kustow gemeint. Der Verfasser der SMS ist also im Bilde. Wer weiß, vielleicht ist er der Münzenmörder. Fragt sich, warum der die Hand über Sie hält. Eine Erklärung habe ich nicht, jedenfalls jetzt noch nicht. Wie dem auch sei – er kann Kustows Tod von dritter Seite nicht erfahren haben. Die Medien wurden bisher nicht unterrichtet. …“
„Es sei denn, es gibt eine undichte Stelle im Präsidium!“ Pohl war ihm aufgeregt ins Wort gefallen. „Sie werden im Präsidium sicherlich über den tödlichen Schusswechsel gesprochen haben!“ Er sah Schöller erschrocken an. „Wenn im Präsidium ein Maulwurf sitzt, dann wissen die vermutlich auch, was ich bei Kreuzer gemacht habe!“
„Nun mal langsam, Professor! Natürlich haben wir intern über den Schusswechsel mit Schottky, wiederholt auch über Ihre Alleingänge gesprochen. Das blieb ja gar nicht aus. Immerhin haben Sie uns eine Menge Sorgen bereitet. Wenn ich nicht auf der Halde erschienen wäre, säßen Sie jetzt vermutlich nicht hier! Verdrängen Sie das bitte nicht!“ Schöller sah Pohl einen Moment missbilligend an, bevor er fortfuhr: „Ich will nicht kategorisch ausschließen, dass wir eine undichte Stelle im Präsidium haben. Es mag Sie trösten, dass wir das schon intern diskutiert haben. Aber es bringt uns aktuell nicht weiter. Konzentrieren wir uns darauf, wie die beiden Nachrichten im Sinne Ihrer Töchter genutzt werden können! Das hat oberste Priorität! Erst danach ist die Ahndung des Verbrechens an der Reihe. Sind wir uns da einig?“
„Natürlich! Das ist doch selbstverständlich!“
„Aber es hat Einfluss auf die zu treffenden Maßnahmen! Darum will ich Ihre diesbezügliche Meinung wissen. Es kann nämlich sein, dass Sie mit der einen oder anderen Aktion oder deren Unterlassung nicht einverstanden sind. In solchen Fällen erwarte ich von Ihnen, dass Sie sich in Erinnerung rufen, was oberste Priorität hat: Die Befreiung Ihrer Mädchen aus den Klauen der Entführer! Sind wir uns da einig?“
„Ich sagte es doch!“
„Nun gut. Ich werde Sie in gebotener Form daran erinnern. Machen wir uns an die Arbeit! Die erste SMS sagt uns, dass die Mädchen an Bord eines Schiffes Namens Henrietta gefangen gehalten werden. Wir werden innerhalb einer Stunde erfahren, ob ein Schiff dieses Namens in Sassnitz vor Anker liegt.“ Er griff zum Telefonhörer, drückte eine Kurzwahltaste, wartete mit erkennbarer Ungeduld auf die Verbindung.
„Schrage? … Wo sind Sie im Moment? … Lassen Sie alles stehen und liegen! Recherchieren Sie, ob im Hafen von Sassnitz ein Schiff Namens Henrietta vor Anker liegt! … Sassnitz auf Rügen … Sobald Sie das in Erfahrung gebracht haben, rufen Sie mich an! … in meinem Büro! Ende.“ Er blickte Pohl an. „Wo waren wir stehen geblieben?“
„Dass wir in einer Stunde wissen, ob in Sassnitz ein Schiff Namens Henrietta vor Anker liegt.“
Schöller blickte Pohl einen Moment entgeistert an. „Mann, ich werde alt!
Als nächstes sagt uns die Nachricht, dass die Henrietta bewacht wird. Wir müssen davon ausgehen, dass die Wachen bewaffnet sind. Also müssen wir einen Weg definieren, wie wir trotz der Wachen Ihre Mädels ohne Gefahr für deren Leib und Leben befreien können. Ich muss Ihnen das so brutal sagen, Professor: Die Entführer werden im Falle ihrer Flucht nicht zögern, die Mädchen umzubringen, um nicht durch deren Aussagen später belastet zu werden. Daraus folgt zweierlei: Der Zugriff muss so erfolgen, dass die Entführer nicht mehr zu den Mädchen gelangen können und er muss so angelegt sein, dass die Bewacher auf Anhieb die Aussichtslosigkeit eines Fluchtversuchs erkennen. Beides ist vermutlich darstellbar, löst aber nicht eine weitere, nicht minder lebensbedrohliche Herausforderung: Die unbemerkte Beseitigung von Sprengfallen, sollten solche angelegt worden sein. Hiervon gehe ich aus, zumal das Schiff vermutlich schon geraume Zeit dort vor Anker liegt. Immerhin liegt der Überfall auf Ihre Familie bald vier Wochen zurück.“
„Sprengfallen? Ach du Scheiße! Was machen wir?“
„Ich hab‘ da eine Idee. Sobald feststeht, dass sich das Schiff tatsächlich in Sassnitz befindet, werde ich Verbindung zu einem meiner Vettern aufnehmen.
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