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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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erfuhr der gute Mann, dass die Ermordung seiner Frau endlich gesühnt ist, aber das alles schien ihn so sehr nicht zu interessieren. Erst allmählich schien Pohl zu begreifen, worum es ging. „Natürlich interessiert mich das! Wer ist es? Ich meine, wer von denen hat kein Fünfmarkstück erhalten?“
    „Mecit Ünal alias Grufti, Sie wissen schon. Haben Sie dafür eine Erklärung?“
    „Wie kam er zu Tode?“
    Schitte! Sollte der Professor wie auch immer in die tödliche Kampagne verstrickt sein, so war er doch clever genug, nicht in die ausgelegten Fallen zu tapsen. Schöller registrierte es mit Bedauern. Doch der seinem Beruf geschuldete Frust wurde rasch verdrängt vom Gefühl der Schäbigkeit. Ja, Schöller kam sich verdammt schäbig vor, dem Professor Fallstricke in den Weg zu legen, darauf hoffend, dass der sich irgendwie darin verfangen möge. Wie konnte er nur derartiges hoffen? Dem Mann war Fürchterliches angetan worden! „Sie meinen Mecit Ünal? Er wurde erschossen.“
    Neugierig beobachtete er Pohls Reaktion. Der sah ihn nachdenklich an, schien nicht die geringste Schwierigkeit zu haben, dem prüfenden Blick des Hauptkommissars standzuhalten. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Ich hab‘ keine Erklärung. Weiß man, wo er erschossen wurde?“
    „Das nicht, nur, wo er abgelegt wurde.“ Wieder Schöllers prüfender Blick!
    „Abgelegt?“ Pohl schien ratlos.
    „Sorry, ist der verkehrte Begriff. ‚Abgeworfen‘ wäre zutreffender. Man fand ihn im Sumpf eines vor Jahrzehnten stillgelegten Brunnens.“
    „In einem Brunnen?“ Pohl starrte Schöller ungläubig an. „Wie haben Sie ihn darin gefunden?“
    „Ich bekam eine SMS.“
    „Sie? Eine SMS?“
    „Ja. Aus Belgien. Sie waren gestern nicht zufällig in Belgien?“
    „Ich? Ich sagte es Ihnen doch – ich war in der Bibliothek und zu Hause!“
    „Dennoch muss ich der Frage nachgehen, Professor. Von Düsseldorf bis Lüttich braucht man mit dem Zug über Köln ungefähr zwei Stunden. Ich hab‘ das überprüft. Niemandem würde auffallen, wenn Sie vier, fünf Stunden aus der Bibliothek verschwinden. Man achtet dort nicht aufeinander. Sie sagten es selbst.“
    Pohl starrte Schöller entgeistert an. „Wieso Lüttich?“ Innerlich war er von sich angetan. Er spielte seine Rolle perfekt. Es bereitete ihm diebische Freude, Schöller, diesem mit allen Wassern gewaschenen Schlitzohr, Paroli bieten zu können. Aber das Beste käme noch! Er konnte es kaum erwarten!
    „Die SMS wurde in Lüttich aufgegeben. Sie waren doch in Belgien auf das Pink Horse aufmerksam gemacht worden. Besteht da möglicherweise ein Zusammenhang? Vielleicht wurden Sie von denselben Leuten auf diese Fährte gesetzt, die mir gestern die SMS schickten. Können Sie sich an den oder die Typen erinnern, die Sie dort angesprochen haben?“
    Pohl hob ratlos die Schultern. „Das war in einer Kneipe in Charleroi, nicht in Lüttich. Ich kannte die Leute überhaupt nicht. Wie Sie wissen, haben die mich in den Fluss geworfen. Die haben mir nicht vorher ihre Namen und Adressen genannt …“
    „Ist schon klar. Tut mir leid, ich muss das fragen. Ich hab‘ das dumme Gefühl, dass der Schlüssel in Belgien liegt. Dort scheint jemand bestens im Bilde zu sein. Noch einen Kaffee?“ Schöller war erkennbar um ‚Wiedergutmachung‘ bemüht.
    „Gerne.“
    Pohl schob ihm den Becher zu. Er blickte auf die Uhr, während Schöller eingoss. ‚Drei Minuten noch!‘ Er spürte das erwartungsvoll schlagende Herz. Schöller war der Blick auf die Uhr nicht entgangen. „Sind Sie in Eile?“
    Pohl schüttelte den Kopf. „Nein, nein, das geht schon. Ich kann auch morgen in die Bibliothek gehen.“ Er gewann zunehmend Gefallen an dem Spiel. Dankend nahm er den Becher entgegen. Sie hörten, wie Schmittchen das Vorzimmer betrat. In diesem Moment ertönte eine schreckliche Melodie – so empfand es jedenfalls Pohl – aus Schöllers Jackentasche.
    „Haben Sie das Gelärm noch immer nicht geändert?“ Schmittchen erschien kopfschüttelnd in der Tür. „Guten Tag, Professor Pohl! Nun, ist der Kaffee in Ordnung?“
    „Ganz große Klasse, Frau Schmitt!“ Zur Untermauerung seiner Anerkennung hob er den Becher.
    „Hört mal zu!“ Schöller streckte Pohl das Handy entgegen. „Das ist eine SMS. Schmittchen, veranlassen Sie die Absenderfeststellung. Das ist verdammt eilig!“
    Bei den letzten Worten war die Beste aller Vorzimmerdamen bereits verschwunden. Schöller wedelte triumphierend mit dem Handy.

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