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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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„Wenn das stimmt, sehen Sie in Kürze Ihre Kinder wieder!“
    Pohl war nach diesen Worten spontan aufgesprungen, hatte sich in der Hektik Kaffee über ein Hosenbein geschüttet. Es kümmerte ihn nicht. „Was sagen Sie da?“
    „Lesen Sie selbst!“ Er reichte Pohl das Handy.
     
    entfuehrte zwillinge an bord der henrietta, sassnitz hafen - uebergabe auf see geplant - eile geboten - schiff wird bewacht
     
    Pohl ließ sich in den Besuchersessel sinken. Er schien sprachlos, von der unerwarteten Entwicklung überwältigt. Gebannt beobachtete er Schöller. Durchschaute der Fuchs das Spiel? Als Pohl die Idee dieser SMS kam, war er von ihrem Gelingen überzeugt, doch nun kamen ihm Zweifel, ob Schöller wie erhofft reagieren würde. Doch wie sollte er sonst den Hauptkommissar auf Sassnitz einschwören, ohne sich verdächtig zu machen? Es gab keinen Plan B!
    „Professor, wir finden sie! Ihre Mädchen! Sie leben!“ Schöller war nun ebenfalls aufgesprungen, hetzte um den Schreibtisch, zog Pohl in die Höhe, umarmte ihn, als hielte er einen seit Jahren totgeglaubten Verwandten in den Armen. „Ihre Zwillinge! Sie leben, Professor! Wir holen sie da raus!“
    Pohl fühlte die spontane Erleichterung: Schöller war ihm auf den Leim gegangen! Gleich würde die zweite Stufe gezündet. Erwartungsvolle Unruhe ergriff ihn. Während er scheinbar um Worte rang, ertönte die grässliche Melodie ein weiteres Mal. Pohl wies auf das Handy, das auf Schöllers Schreibunterlage hektisch blinkend auf sich aufmerksam machte. „Noch eine SMS?“
    „Ja. Da ist noch eine gekommen!“ Schöller umrundete mit rekordverdächtiger Geschwindigkeit den Schreibtisch, ergriff das Handy, begann zu lesen. Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Kapier ich nicht.“
    „Was kapieren Sie nicht?“
    Schöller reichte Pohl kommentarlos das Handy. Ihm war anzusehen, dass ihn die zweite Botschaft vor ein Rätsel stellte. Pohl tat, als wecke die zweite Botschaft überbordende Neugier. Er begann halblaut zu lesen:
     
    professor pohl in gefahr - wird pohl ein haar gekruemmt, fliegen alle auf - bk war der anfang
     
    Wieder kamen Pohl beim Lesen Zweifel. Als er die SMS verfasst hatte, sich dabei die verwirrende Wirkung vorstellte, war er von der Genialität dieser Aktion überzeugt. Doch nun war er es ganz und gar nicht mehr. Würde Schöller tatsächlich auf den Zug springen? Er musste es wissen! Jetzt! Er sah Schöller ratlos an. „Wieso bin ich in Gefahr? Wer will mich da schützen? Warum tut der das?“ Die Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus. Er gab Schöller das Handy zurück. „Werden Sie schlau daraus?“
    Schöller überflog nochmals den Text. „Aus dem Wortlaut schon, aber aus dem Vorgang nicht. Woher kennen die meine Handynummer? Und warum schicken die ihre Warnung ausgerechnet an mich?“ Er blickte Pohl durchdringend an. „Professor, dass Sie sich in Gefahr gebracht haben, brauche ich Ihnen nicht zu erklären! Wie oft habe ich Sie aufgefordert, sich aus Kreuzers Eck fernzuhalten? Das ist jetzt die Quittung! Aber Sie scheinen ja Freunde zu haben …“
    „Freunde? Ich hab‘ doch zu niemandem Verbindung, der in irgendeiner Weise in das Verbrechen verwickelt ist, sei es auf kriminelle oder andere Weise …“
    „Langsam, Professor! Was die kriminelle Seite angeht, denken Sie bitte an Ihre Eskapade im Poker-Club des Babylon oder Ihre konspirativen Kontakte zu Kustow und dessen Bande, insbesondere aber an Ihr Bad in der Sambre. Sie scheinen in Belgien in einem Wespennest herumgestochert zu haben, dessen Zusammensetzung und Rolle wir beide nicht kennen. Und was ‚die andere Weise‘ der Verwicklung angeht, haben Sie ebenfalls Unrecht. Hierzu zählt zum Beispiel mein Kommissariat. Vielleicht hatten Sie weitere Kontakte außerhalb des kriminellen Milieus. Versuchen Sie, sich zu erinnern!“
    Schöller sah Pohl beschwörend an. Der dachte augenscheinlich angestrengt nach, schüttelte schließlich resigniert den Kopf. „Es gibt keine weiteren Kontakte. Aber warum schreibt er Ihnen das und nicht mir?“
    „Sie meinen, dass Sie in Gefahr sind?“
    Pohl nickte.
    „Vielleicht hatte er – bleiben wir bei ‚er‘, ist einfacher so – also, vielleicht hatte er gerade Ihre Handynummer nicht. Wäre doch denkbar.“
    „Schon. Aber das erklärt nicht, warum er mich schützen will.“
    „Vielleicht hat jemand auf Entführerseite Gewissensbisse. Die Ermordung Ihrer Frau war vermutlich nicht geplant. Das ist zumindest meine Überzeugung. Und jetzt

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