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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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keine Information. Wir wären genau da, wo wir aktuell sind. Der Typ hätte uns verarscht, mehr nicht. Ich kann damit leben. Sie auch?“
    „Ich weiß nicht.“ Pohl schien hin und her gerissen. „Ich versuche, mir das vorzustellen. Meinen angeblichen Tod meine ich. Allein, wenn ich an meine Studenten, vor allem aber die Diplomanden und Doktoranden denke …“
    „Sie sagten doch selbst, dass die Urlaubsregelung für das gesamte Semester gälte. Bis das beendet ist, wurden Sie längst wieder zum Leben erweckt …“
    In diesem Moment läutete das Telefon. „Das wird Schrage sein.“ Schöller beugte sich über den Schreibtisch, angelte den Hörer von der Gabel. „Schöller. … Ich höre … Das ist ein Ding! Moment, ich schreibe mit!“ Er ergriff einen Kugelschreiber, suchte nach Papier. Kurzerhand nahm er einen Briefumschlag. „Ich höre.“ Er kritzelte auf den Umschlag, nickte Pohl bestätigend zu, lauschte dabei konzentriert dem Vortrag des Anrufers.
    „… Wann können wir damit rechnen? … Ordnen Sie Observierung rund um die Uhr an! Ich will wissen, ob Leute an Bord sind – Trinkwasser- und Stromverbrauch checken, Sie wissen schon –, ferner, wer an und wer von Bord geht, was eingekauft, an Bord geschafft und in den Müll geworfen wird – das ganze Programm, Schrage! … Melden Sie sich, sobald sich was tut! Bis acht im Kommissariat, danach über mein Handy. Ende.“
    Schöller legte auf, blickte Pohl triumphierend an. „Die Schlinge zieht sich zu, Professor! Es liegt in Sassnitz tatsächlich eine Henrietta vor Anker.“ Er schaute auf den Briefumschlag. „Eine Sunseeker 94, dreißig Meter schwimmender Luxus, sagt Schrage. Anonymer Schiffseigner, eine britische Limited. Laut Hafenbehörde liegt der Dampfer seit zwanzig Tagen in Sassnitz, dies übrigens zum ersten Mal. Lange Liegezeiten seien jahreszeitbedingt nicht unüblich. Hinsichtlich der Eigentumsverhältnisse läuft eine Recherche der britischen Kollegen. Ich bin da aber skeptisch. Meistens enden die auf den Bermudas. Wir werden‘s ja sehen.“
    Schöller sah Pohl nachdenklich an. Der zog es vor, zu schweigen. Er ahnte, was nun käme. „Nun, wie sieht’s aus, Professor? Sind Sie bereit zu sterben? Die Henrietta steht ab sofort unter Bewachung, sollten Sie Bedenken haben, dass Ihr veröffentlichtes Ableben dort zu Komplikationen führt. Ich sehe allerdings keinerlei Grund, dies in Erwägung ziehen zu müssen.“
    „Sie gehen wirklich davon aus, dass meine Kinder auf der Henrietta festgehalten werden?“
    „Nach dem Stand der Dinge muss ich das. Ich hätte auch nichts anderes anzubieten. Sie etwa?“
    Schöllers Blick war die reine Provokation. Er ließ keinen Zweifel aufkommen – er wollte eine Entscheidung und dies bald. Pohl erkannte das Signal. Es war an der Zeit, auf Schöllers Strategie einzuschwenken. „Ich gebe Ihnen recht: Diese SMS ist der erste und bisher einzige brauchbare Hinweis. Immerhin liegt ein Schiff dieses Namens tatsächlich dort vor Anker. Stellt sich dennoch die Frage: Ist der Hinweis seriös? Er könnte auch eine Finte sein, um auf unserer Seite Verwirrung zu stiften.“
    „Wenn wir es nicht versuchen, werden wir es nie erfahren, Professor!“
    „Also gut. Wie wollen Sie’s machen?“
    „Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Wir könnten es in den Abendnachrichten bringen. Vielleicht in einem Zusammenhang mit dem Tod Boris Kustows. Motto: Der Fall Pohl wird immer rätselhafter. Was meinen Sie?“
    „Und ich soll wirklich sterben? Eine Entführung tut’s nicht?“
    Schöller legte die Stirn in Falten, tat, als müsse er nachdenken. Tatsächlich stand seine Entscheidung fest. „Ich bin der Meinung, wir sollten nichts ausloten, sondern gleich in die Vollen gehen. Sollte der Verfasser der SMS seine Ankündigung wahrmachen und die Drahtzieher nennen, könnte dieses Wissen bei der Aktion im Sassnitzer Hafen von Nutzen sein. Meines Erachtens können wir uns nicht leisten, eine solche Option außer Acht zu lassen. Polizeikräfte sind vor Ort, könnten jederzeit eingreifen, sollten die Entführer oder Bewacher zu Panikreaktionen neigen. Ihren Töchtern wird nichts geschehen, Professor!“
    „Ihr Wort in Gottes Ohr. Aber kann ich mich darauf verlassen?“
    „Denken Sie nach, Professor! Wer hat auf der anderen Seite die Kommandogewalt? Die Drahtzieher natürlich! Zweifeln Sie nicht daran: Die gäben bedenkenlos Order, Ihre Töchter zu beseitigen, um ihr schäbiges Fell zu retten! Wir kennen den Verfasser der

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