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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Spezialität, Kontakt zu Leuten zu halten, die offiziell gar nicht erreichbar waren.
    Dann fiel mir etwas anderes ein. In dem alten Lagerhaus konnte ich auf Dauer nicht bleiben, auch wenn es als sicherer Ort galt und vergitterte Fenster hatte; wenn jemand mich wirklich erwischen wollte, dann würde ihm das dort ohne Frage auch gelingen. Aber es war höllisch schwer gewesen, den Bird Cage Club zu erreichen – wenn man nicht von den Capone-Türen wusste, war es so gut wie unmöglich. Dreiunddreißig Stockwerke in den Wolken und nur ein Zugang – das war ein perfektes Versteck. Ich versuchte es jetzt selbst mit einem Lächeln und sagte: »Da fällt mir ein, mein Dad hatte sich gefragt, ob du vielleicht zufällig noch ein paar Schlüssel für diesen Laden hast? Er hat seine verlegt.«
    »Für dich«, sagte Tyler, suchte in seinen Taschen und holte ein Schlüsselbund heraus, »habe ich alles.« Er löste einen der Schlüssel, und als ich ihn nahm, hielt Tyler meine Hand fest und drückte sie auf dieselbe Weise, wie Max es getan hatte. »Übrigens«, sagte er und nickte zu Knuckles hinüber, sah mich dabei aber weiter an, »hör nicht auf das, was der alte Knacker vorhin über deine Nase gesagt hat. Sie ist perfekt.« Dann wandte er sich um und stieg in den Fahrstuhl, winkte mir zu, als sich die Türen schlossen, und mein Herz machte einen kleinen Sprung.
    »Da ist Vorsicht geboten«, sagte Knuckles und zündete sich die Zigarre wieder an. »Er ist ein hinterlistiger kleiner Dreckskerl. Der würde alles und jeden ausnutzen, um weiter nach oben zu kommen.«
    »Wie meinst du das?«
    »In jeder Hinsicht. Deswegen ist er so gut in seinem Job.« Er stieß den Rauch durch die Nase aus, grinste und sagte: »Du wirst bald ziemlich viel zu tun bekommen. Wenn sich das im Syndikat herumspricht, dass du die Finanzabteilung ruckzuck dazu bekommen hast, mir mein Geld zu zahlen, dann werden die Gangster Schlange stehen, damit du ihre Streitigkeiten mit deiner besonderen Gabe beilegst.«
    Das war ja das Komische. Ich hatte das ghiaccio furioso gar nicht eingesetzt. Vielmehr hatte ich es mit einer anderen Kraft versucht, von der ich gar nicht gewusst hatte, dass ich sie besaß, und als ich daran zurückdachte, wurde ich unwillkürlich rot. »Kommt nicht in Frage. Das ist nicht mein Job.«
    »Wessen ist es dann? Der von deinem Dad, der gerade so unpässlich ist? Oder auf einer Vergnügungsreise? Oder vielleicht«, jetzt kniff er misstrauisch die Augen zusammen, »ganz woanders?«
    »Ich habe doch gesagt, er ist krank.«
    »Ich weiß, ich weiß … so krank, dass ihr die Bäckerei schließen musstet«, sagte er im gleichen spöttischen Ton, mit dem er den Tod von Tylers Eltern als »wirklich tragisch« bezeichnet hatte. Knuckles lehnte sich über die Lenkstange seines Elektromobils und sagte: »Ich erinnere dich nur daran, dass wir alle einen Boss haben … ich, Strozzini und dein Dad. Und das ist nicht irgendein Boss, sondern der Boss der Bosse. Wenn die Pflichten deines Dads plötzlich nicht mehr erfüllt werden, dann kannst du dich darauf verlassen, dass Lucky irgendwann Fragen stellen wird.«
    Keine Ahnung, wieso mir der Gedanke nicht schon längst gekommen war – natürlich musste irgendjemand an der Spitze des Syndikats stehen und der oberste Vorsitzende sein, so wie früher einmal Frank Nitti. Ich schluckte mühsam und fragte: »Wieso nennt man ihn noch einmal Lucky?«
    »Das wirst du schon merken, wenn du ihn triffst. Allerdings willst du ihn nicht treffen. In den seltenen Fällen, wenn Lucky selbst jemanden zu sich heranpfeift, hat der Alte ein paar ernste Fragen«, sagte Knuckles und beugte sich vor. »Und das arme Schwein, das dann nicht die richtigen Antworten weiß, ist wirklich zu bedauern.«
    Vielleicht wusste Knuckles etwas, vielleicht auch nicht, aber ich begriff, was er mir sagen wollte – wenn die Geschäfte nicht ganz normal weiterliefen, würde das Syndikat herausfinden wollen, woran das lag. Und wenn sich herausstellen sollte, dass mein Dad wirklich zu den Behörden übergelaufen war, dann würde ich weder schnell genug noch weit genug weglaufen können, um mein Leben zu retten. Ich starrte den alten Mann an, der schon seit Ewigkeiten zum Syndikat gehörte und sogar Nunzio noch gekannt hatte. Ich war sicher, dass er mir viele der Fragen hätte beantworten können, die mir auf den Nägeln brannten, zum Beispiel, wieso Nunzio einen Pachtvertrag über hundert Jahre für den Bird Cage Club abgeschlossen hatte. Aber ich

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