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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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meine Sache, Doug«, sagte ich und wischte noch eine verirrte Träne ab. »Das ist mein Leben, nicht deins.«
    Er nickte langsam, betrachtete den Fußboden und blickte mir dann in die Augen. »Weißt du, wieso ich dieses Drehbuch so geliebt habe? Wegen der Ehrlichkeit seiner Sprache. Es ist vielleicht nicht der beste Film, der je gedreht wurde, aber Charlie Huckleman hat jedes Wort, das er über Gewaltlosigkeit schrieb, geglaubt. Es liegt viel Macht in einer solchen Überzeugung, Sara Jane. Es liegt viel Macht in Worten.«
    Er hatte recht. Die Worte, die ich über meine Familie gelesen hatte – sie hatten mich für immer verändert. »Was würdest du dir wünschen, Doug?«, fragte ich. »Wenn du alles haben könntest, was würdest du haben wollen?«
    »Ich will ein Leben. Ich will … ein Ziel. Die Fep Prep war meine Zuflucht …«
    »Das verstehe ich. Ehrlich, das verstehe ich total.«
    »Und ich möchte in Ruhe gelassen werden, damit ich herausfinden kann, welches Ziel das sein könnte. Ich will einfach, dass Billy aufhört, mich zu quälen.«
    Als Doug so vor mir stand, mit seinem fahlen Gesicht und den nach unten hängenden Mundwinkeln, wurde mir plötzlich klar, dass ich ihm helfen konnte: Ich konnte Bully The Kid zur Rede stellen, konnte meine kalte Wut aufflackern und brennend hell in meine Augen treten lassen und damit tun, wozu ich geboren war. Das Problem war nur, dass ich noch immer nicht wusste, ob ich das ghiaccio furioso wirklich gezielt heraufbeschwören konnte oder ob es einfach in bestimmten Momenten über mich kam. Und dann ging es auch um die Fep Prep – wollte ich diesen Teil meines Lebens wirklich in meine Zufluchtsstätte hereinlassen?
    Aber dann ging mir wieder ein Licht auf, eine vertraute Glühbirne flammte auf und summte.
    Mir fiel das Notizbuch ein, meine ganz persönliche Gebrauchsanweisung für das Syndikat.
    Es war eine geladene Waffe, die für solche Situationen geradezu maßgeschneidert war.
    Ein Telefonanruf, mehr würde gar nicht nötig sein, und ich erinnerte mich, dass ich schon eine passende Geheimnummer gelesen hatte. Aber dann hielt ich inne und fragte mich, welche Kräfte ich damit entfesseln würde. Die Informationen im Notizbuch hatten nicht den geringsten Zweifel daran gelassen, dass es im Syndikat keine guten Jungs gab, keine Verbrecher mit goldenem Herzen. Es gab nur Geldeintreiber, die säumige Schuldner mit Autobatterien oder Zangen folterten, und Killer, die ihre Opfer mit Messern, Pistolen oder einem Bad im Michigansee aus dem Weg räumten. Andererseits waren die Anweisungen im Notizbuch klar und deutlich und ganz offenkundig darauf zugeschnitten, die eigene Macht zu kontrollieren und den Kollateralschaden möglichst klein zu halten. Ich hatte mich bereits entschieden, es im Notfall zu benutzen, und mir fiel keine Situation ein, in der die Not größer gewesen wäre als in dieser.
    »Würdest du mir einen Gefallen tun?«, fragte ich. »Und erst mal nichts machen? Nur vierundzwanzig Stunden abwarten, bitte.«
    »Was macht denn ein Tag für einen Unterschied?«, fragte Doug mit hoffnungsloser Stimme.
    »Eben«, sagte ich. »Es ist nur ein weiterer Tag. Versprichst du mir das? Als Freund?«
    Er sah zu Boden und schürzte die Lippen, und als er den Kopf sinken ließ, trat ich auf ihn zu und umarmte ihn. Er weinte nicht, aber er lehnte den Kopf gegen meine Schulter und ich spürte das magnetische, überfällige Bedürfnis, umarmt zu werden.
    Ich hatte mich geirrt, was Umarmungen betraf.
    Sie sind nicht normal oder nett.
    Das klingt jetzt zwar wie ein billiger Klospruch, aber eine Umarmung kann Leben retten.

18
    Das Telefongespräch war unangenehm und sehr seltsam, aber wenigstens war es kurz.
    Nach der Schule hielt ich mich auf dem Lake Shore Drive nach Süden, fuhr an den Museen und am Soldier-Field-Stadion vorbei und sah mich immer wieder um, ob ich auch nicht verfolgt würde. Dann verabschiedete ich mich vom Sonnenschein und bog in den Lower Wacker Drive. Das ist eine unterirdische Straße, die denselben Verlauf nimmt wie der Upper Wacker Drive, sozusagen eine Doppeldeckerstraße, die vor Jahrzehnten angelegt wurde, um den Verkehr zu entlasten. Es gibt sogar eine dritte Ebene, die noch tiefer unter die Erde führt (mein Dad nennt sie den »Lowest« Wacker Drive, den alleruntersten), aber heute blieb ich auf Ebene zwei. Der Lower Wacker Drive hat lauter kleine Ecken und Winkel, verlassene Laderampen und vergessene Abzweigungen, und er folgt dem Lauf des Chicago Rivers,

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