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Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Cold Fury: Roman (Heyne fliegt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. M. Goeglein
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Gewaltlosigkeit zu erzählen, das ist ungefähr so, als wenn man einem Löwen das Vegetariermenü empfiehlt.«
    »Das müssen Sie mir versprechen«, sagte ich. »Nur einschüchtern.«
    »Okay, ist gut. Dann zertrümmern wir ihm nicht die Kniescheiben. Ich werde einen Trupp besonders furchteinflößender Jungs hinschicken«, sagte er. »Aber im Gegenzug musst du auch was für mich tun.«
    »Und was?«, fragte ich.
    Knuckles seufzte und blies dabei wie ein alter Drache Zigarrenrauch durch die Nase. Wie er erklärte, lagen seine Leute im Streit mit der anderen großen Abteilung, die sich um die Finanzen kümmerte, und wieder einmal ging es um die Bezahlung. In den letzten Monaten war es noch schlimmer geworden, denn das FBI nahm verstärkt die Tarnfirmen unter die Lupe und versuchte herauszufinden, was das Syndikat unter dem Deckmantel der scheinbar legalen Unternehmen so trieb. »Wie dieser Laden hier. Das Green Mill war jahrzehntelang ein Alibigeschäft. Auf dem Papier gehörte es einem Kerl namens ›Machine Gun‹ Jack McGurn, aber der eigentliche Besitzer war Big Al.«
    »Echt?«, fragte ich und sah mich unwillkürlich nach einer Capone-Tür um.
    »Eins kann ich dir aber sagen. Bei BabyLand schnüffelt mir keiner von den Bullen herum.«
    »Was ist BabyLand?«
    »Meine Firma. Bietet alles für junge Eltern, Kinderkleidung, Möbel und diese komischen Beutel, in die man heutzutage sein Kind reinstopft, um es vor dem Bauch zu tragen.« Knuckles schüttelte den Kopf. »Was für’n Kerl hängt sich denn freiwillig so ein Ding um?«
    »Kindersachen passen irgendwie nicht so recht zu Ihnen«, sagte ich.
    »Das ist ja das Schöne daran. Die Bullen durchleuchten vor allem die traditionellen Geschäftsbereiche … dicke Autos, Zement, Striplokale … aber wer würde denn irgendetwas Böses hinter Babyausstattung vermuten?« Er nuckelte an seiner Zigarre wie an einem Schnuller, hustete dann wieder Rauch aus und sagte: »Das Problem ist vielmehr StroBisCo. Man sollte ja glauben, der Laden wäre viel zu riesig , um Verdacht zu erwecken, aber inzwischen drehen diese FBI-Ärsche jeden Wonder-Fluff-Riegel einzeln um. Bei StroBisCo wurden die Bücher von Anfang an frisiert, verstehst du?«
    »Äh, ja … sicher«, sagte ich so gelassen wie möglich, obwohl ich nicht die geringste Ahnung hatte, wovon er sprach. Zu meinem Glück redete er aber einfach weiter, und was ich nun erfuhr, war unglaublich. StroBisCo kannte jeder; immerhin gehörte die Firma zu den größten Süßwaren-Produzenten auf der ganzen Welt. Allerdings wussten wohl die wenigsten, abgesehen von ein paar ausgewählten Chicagoer Gangstern, dass dieses Riesenunternehmen tatsächlich die wichtigste Tarnfirma des Syndikats war. Der Firmenkomplex auf der West Side erstreckte sich über Kilometer, die Schornsteine spuckten dicken Rauch in die Luft und trieben die Fließbänder an, auf denen Cracker, Kekse, Doughnuts hergestellt wurden und noch alles mögliche andere, was mit Natrium versetzt oder mit Zucker vollgestopft werden konnte. Das bekannteste Produkt ist der Wonder-Fluff-Riegel, der laut meinem Dad so viele Zusatzstoffe enthält, dass einem davon die Zähne ausfallen. Wie Knuckles nun ausführte, sorgte StroBisCo nicht nur weltweit für zunehmendes Übergewicht bei den Menschen, sondern war vor allem eine riesige Geldwäscheanlage für das Syndikat – die dreckigen Dollars wanderten zur einen Tür hinein, wurden geschüttelt und durchgebacken, kamen dann zur anderen Tür blitzsauber wieder heraus und waren nicht mehr aufzufinden. Der Geschäftsführer der Outfit-Finanzabteilung war gleichzeitig der Vorstandsvorsitzende von StroBisCo. Um kein Misstrauen zu erregen, hielt er nun die Zahlungen an Syndikatsmitglieder zurück, bis die Beamten nicht mehr in der manipulierten Lohnbuchhaltung und den frisierten Kostenabrechnungen herumschnüffelten.
    »Der Geschäftsführer der Finanzabteilung«, sagte ich und erinnerte mich an die Informationen aus dem Notizbuch. »Heißt mit Nachnamen Strozzini?«
    Knuckles nickte. »Mein Großvater hasste seinen Urgroßvater, mein Vater hasste seinen Großvater, und ich hasse ihn. Ich habe meinen Jungs einen Monat lang nichts zahlen können, und sie sind schließlich diejenigen, die da draußen ihre Knochen hinhalten und die schwere Arbeit machen.«
    »Aber es ist doch gut, wenn er vorsichtig ist? Ich meine, wenn das FBI gerade so genau hinschaut …«
    »Ach, das ist alles Blödsinn. Strozzini hält das Geld nur zurück, um mir eins

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