Cold Space - Hot Love
Öffentlichkeit weitergegeben wurden. Aber, dass diese Männer und Frauen so stark abgeschirmt waren; noch dazu, dass sie anscheinend nicht einmal richtige Namen besaßen. Unglaublich. Er nahm sich vor Samuel danach zu fragen, ob dem wirklich so war, oder ob es sich dabei nur um eine Vorsichtsmaßnahme handelte. Würde Debris erfahren, was Eric noch so alles über Samuel wusste, er würde ihn wohl glatt Hier und Jetzt standrechtlich erschießen lassen.
»Man sieht Ihnen ja einiges nach«, redete Debris weiter und warf einen Blick um die Ecke des Shuttles. Doch anscheinend waren Samuel und die alte Dame noch immer in ein Gespräch vertieft. »TK-125 ist unverzichtbar, daher wird ihm das Oberkommando diesen unsachgemäßen Gebrauch von Ressourcen nicht ankreiden.«
Oh ha! Jetzt wurde Eric schon als unsachgemäße Ressource eingestuft.
»Doch ich werde es in meinen Bericht aufnehmen müssen.«
»Tun Sie, was Sie tun müssen«, gab Eric zurück. Besser er hielt still und sagte nichts weiter.
Der Besuch auf der Sora hatte Eric mehr als verwirrt zurückgelassen. Commander Debris hatte ihn nicht aus den Augen gelassen und so war Eric regelrecht froh darüber gewesen, als Samuel ihn zu sich gerufen und befohlen hatte, die Triebwerke des Shuttles für den Abflug vorzubereiten.
Leider hatte Eric von seinem Platz im Cockpit nicht gesehen, wie sich Samuel und die alte Dame voneinander verabschiedet hatten. Das wäre interessant gewesen.
Noch interessanter war allerdings die Tatsache, dass Samuel nach dem Start und dem Passieren der Kraftfelder zu ihm ins Cockpit kam. Er ließ sich in den Sessel des Copiloten sinken und streckte die Beine von sich. Er schien um einiges entspannter zu sein als noch eine Stunde zuvor.
»Debris hat dich ganz schön in die Mangel genommen.«
»Das ist seine Art«, antwortete Eric und checkte ein letztes Mal die Berechnungen des Navigationscomputers. Dann schaltete er auf Autopilot und wandte sich Samuel zu, nachdem ihr Schiff den Übergang in den Subraum vorgenommen hatte.
»TK-125?«
Samuel lächelte nachsichtig. »Meine offizielle Bezeichnung.«
»Und dann ist Samuel nicht dein richtiger Name?«
»Doch, so haben mich meine Eltern genannt. Aber ein Observer hat keinen Namen.«
»Aus Sicherheitsgründen, richtig?«
»Nein, das heißt, dies ist nicht der alleinige Grund. Namen erzeugen nur emotionale Bindungen und Nähe. Beides ist für die Arbeit eines Observers hinderlich.«
»Du machst Witze!«
»Nein. Das ist mein voller Ernst.«
»Das ist krank.«
»Das ist es«, erwiderte Samuel leise und wandte den Blick ab. Er tippte auf den Bildschirm des Bordcomputers und ließ sich irgendwelche Meldungen anzeigen. Die rötlichen Strudel des Subraums, deren Licht das Cockpit beleuchteten, ließen seine Wangen besonders schmal und eingefallen erscheinen. Samuel sah in der Tat müde und abgespannt aus.
»Was ist mit deinen Eltern? Ist diese Frau, der andere Observer, etwa deine Mutter? Oder deine Großmutter?«
Das erschien Samuel wohl so absurd, dass er lauthals loslachte. »Nein, sie ist einfach nur ein anderer Observer.«
»Sie schien dir aber sehr nahe zu stehen.«
»Sie ist die Älteste von uns und kümmert sich um die jüngeren. Observer können keine Kinder bekommen und sie trifft es besonders hart.«
›Sie‹ Eric fiel auf, dass Samuel keinen Namen benützte. Und hatte er das so richtig verstanden? Observer waren unfruchtbar?
»Warum? Ist es das Auranium oder hat es andere Gründe?«
»Das Auranium verändert den Körper, aber es gibt auch noch andere Gründe. Die Ausbildung umfasst mehr als nur Schulungen in Taktik oder Strategie.«
»Das dachte ich mir bereits.«
»Manchmal werden auch genetische Änderungen vorgenommen.«
»Aber, das ist doch verboten!« Dies war eine der großen Debatten in den letzten hundert Jahren gewesen, die die Menschheit beschäftigt hatte. Sollte es erlaubt sein Menschen genetisch zu verändern? Zahlreiche Krankheiten hätten so besiegt werden können, Menschen mit Missbildungen oder Behinderungen geheilt. Die Schattenseiten waren Selektion und die Einteilung von Menschen mit Erbgut minderer oder besserer Qualität. So hatte sich der Weltrat dagegen entschieden und das Genom für ein unantastbares Gut erklärt. Genetische Manipulationen wurden heute mit der Todesstrafe geahndet. Es hatte einige spektakuläre Fälle diesbezüglich gegeben. Aber jetzt erklärte hier Samuel seelenruhig, dass die Regierung selbst
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