Cold Space - Hot Love
den Boden. Dort rappelte er sich nur mühsam wieder auf und stützte sich auf die Ellbogen. So kalkweiß wie der Observer im Gesicht war und diese Schreckreaktion, da hatte Eric wohl mitten ins Schwarze getroffen.
»Woher weißt du es?«
Jetzt konnte sich Eric sicher sein, dass er recht hatte.
»Es ist nur logisch«, begann Eric mit einer gewissen Genugtuung und ahmte Samuels Wortwahl für solche Fälle nach. »Ich habe einen Scan von deinem Herz gesehen; auf der Krankenstation, als mich Doktor Svenson mit dir alleine gelassen hat. Es war Zufall, dass ich deine Akte gelesen und die Bilder gesehen habe. Selbst für mich sah dein Herz nicht gerade normal aus. Außerdem hattest du einmal in der Nacht rote Augen, als du meditiert hast. Ich fand es schon ein wenig gruselig, aber mehr noch als ich den Strife gesehen habe, der die Bombe gelegt hatte. Seine Augen hatten ebenfalls dieses merkwürdige Leuchten. Dann noch dieser nette, kleine Stunt, mit dem du die Erinnerungen der Crew gelöscht hast. Das war keine menschliche Sprache, die du dabei gesprochen hast. Und du hast selbst gesagt, dass an euch Genexperimente durchgeführt wurden. Das muss noch nicht zwangsläufig auf eine Durchmischung mit einer fremden Spezies hindeuten, aber du bist der stärkste Observer und sie schirmen dich besonders gut ab. Das muss ja seinen Grund haben.«
Nun gut, über diese Schlussfolgerungen war Eric schon ein bisschen stolz. Aber nur ein bisschen. Es fühlte sich aber auch verdammt gut an, Samuel einmal auf seinem Feld überrumpeln zu können. Das war so, als ob man eine Partie Schach gegen einen langjährigen Großmeister gewinnen würde. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
»Habe ich recht, oder nicht?«
»Es stimmt alles«, bestätigte Samuel und ließ sich von Eric aufhelfen. Er zitterte ein wenig, als ihn Eric schließlich in die Arme schloss und ihm über den Kopf strich. Allerdings bemerkte Eric schon bald, dass es kein Zittern war, das durch den Schock dieser Enthüllung ausgelöst worden war: Samuel weinte! Jetzt war es an Eric die Fassung zu verlieren. Samuel hatte sich noch nie so emotional gezeigt und jetzt das!
Samuel klammerte sich an seine Schultern und schluchzte nun hemmungslos. Eric wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Also beließ er es dabei den anderen zu halten und abzuwarten. Er fühlte sich dabei ziemlich hilflos und ein klein wenig überfordert. Aber das wäre wohl jeder, der den sonst so stoischen und kühlen Observer in diesem Zustand sehen würde.
Nach einigen endlos langen Minuten wischte sich Samuel sein Gesicht mit einem Zipfel des Bettlakens trocken. »Du wirst nicht glauben, wie gut das tut«, gestand er fast schon schüchtern und wagte es nicht Eric dabei anzusehen. »Niemand weiß das, noch nicht einmal die anderen Observer. Ich durfte nie darüber reden, außer mit meinen Ärzten. Ich habe oft nächtelang wachgelegen und darüber nachgedacht, ob ich ein Monster bin. Oder was ich denn überhaupt bin? Mensch oder Strife? Ein Zwitterwesen, weder das eine, noch das andere?«
»Du bist Samuel«, sagte Eric bestimmend, bevor der andere weiterreden konnte. »Du bist Samuel und für mich zählt nur das.« Er hatte Samuel so kennengelernt wie er nun einmal war und über den Lauf der Wochen hatte er Gefühle für den Observer entwickelt, die über körperliche Anziehung und Leidenschaft hinausgingen. Ob Samuels Persönlichkeit von menschlicher DNS oder anderer beeinflusst war, war es letztlich nicht egal?
Samuel ließ die Schultern hängen und seufzte laut. Dann setzte er sich auf, streckte den Rücken und holte tief Luft: »Ich habe nicht mehr viel Zeit. In einer Viertelstunde muss ich zurück in meinem Quartier sein«, meinte er mit einem Blick auf die Uhrzeit. »Also hör gut zu und unterbrich mich nicht.« Die Worte waren so eindringlich vorgebracht, dass Eric nur bejahte und aufmerksam zuhörte. Jedes Wort würde er sich verinnerlichen, denn das hier war wohl wirklich wichtig.
»Die Strifes sind nicht so schlecht, wie uns das Oberkommando glauben lassen möchte. Sie sind uns in der Tat ziemlich ähnlich. Oder warum sonst könnte so eine Kreuzung wie ich überleben?« Es war eine rhetorische Frage, Samuel erwartete darauf keine Antwort. »Die Strifes haben uns schon längst um Friedensgespräche ersucht, sie sind wirtschaftlich nicht mehr lange in der Lage diesen Krieg zu führen. Aber das Oberkommando lehnte jegliche Verhandlungen ab. Hier geht es um den Profit und die Macht
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