Cold Space - Hot Love
solche Verschwörung wie sie ihm Samuel skizziert hatte, das war doch schon ein hartes Stück, undenkbar eigentlich. Die gesamte Menschheit anzuschwindeln, was die wahre Natur dieses Krieges anging. Und doch...
Und doch, hatte Eric nicht schon selbst gezweifelt? Hatte er nicht Samuels Herz gesehen? Die merkwürdigen Herzkammern? Das hatte er sich ganz sicher nicht eingebildet. Aber wer wusste schon wie ein Observer tickte?
Rebecca gab sich redlich Mühe ihn aufzuheitern, denn sie bemerkte seine düstere Stimmung. Doch sie schob es wohl auf seine bevorstehende Versetzung. Jeder gab sein Bestes, dass es eine gelungene Party war. Die Musik war laut und dröhnend, es gab sogar Bier. Nein, nicht die billige, recycelte Brühe vom Schiff, sondern das gute Zeug, direkt von der Erde. Jemand hatte wohl Verwandte oder gute Freunde, die den Alkohol an die Pride versandten.
Doch jeder von den Anwesenden fragte sich insgeheim, was der Sinn hinter Erics Abberufung zu einer kleinen und unbedeutenden Staffel war. Wie Samuel es beim letzten Mal so trefflich bemerkt hatte, die Gedanken waren noch immer frei.
›Samuel!‹ Allein den Namen in seinen Gedanken, in seinem Kopf, zu hören und sein Innerstes verzog sich in schmerzhaften Krämpfen. Sollte es wirklich das letzte Mal gewesen sein, dass er Samuel hier an Bord der Pride getroffen hatte? Das letzte Mal seinen Atem auf der Brust gespürt? Endlich hatte Samuel all seine Befürchtungen mit ihm geteilt, hatte seine Gefühle offenbart und ausgerechnet jetzt mussten sie sich trennen. Was für eine perfide Wendung des Schicksals!
Er nahm einen Schluck von seinem Bier und ließ den Gerstensaft die Kehle hinunterrinnen. Wow, der Geschmack war wirklich nicht zu vergleichen. Es erinnerte ihn an die Scheunenfeste auf dem Hof seiner Eltern während seiner Jugend. Die Teenager der Kleinstadt waren dort im Sommer regelmäßig zusammengekommen, hatten bis zum Morgengrauen gefeiert und nicht selten auch dort ihren Rausch ausgeschlafen. Auf einem solchen Fest hatte er auch zum ersten Mal mit einem Kerl getanzt und an einen Strohballen gelehnt herumgeknutscht.
Nein, er musste aufhören. Diese Erinnerungen führten nur dazu, dass er sich noch mieser fühlte und es mit der Stimmung noch weiter bergab ging.
Rebecca hakte sich bei ihm unter und gab ihm einen feuchten Schmatzer auf die Wange. Sie roch nach Bier und es war sicherlich nicht die erste Flasche, die sie da in der Hand hielt.
»Hey, was machst du, wenn wir auf die Gefechtsstationen gerufen werden?« Er legte die Hand um ihre schlanke Taille damit sie nicht das Gleichgewicht verlor.
»Scheiß drauf!«
Kein Zweifel, Rebecca war heute sehr ausgelassen. In Anbetracht ihres Verlusts war es besonders verwunderlich. »Was hast du eingeworfen?«
»Nichts«, kicherte sie und strafte ihre Worte lügen. Also nicht nur Alkohol, sondern auch noch ein paar Pillen.
»Oh Rebecca, wenn sie dich erwischen!« Er führte sie zu einer Werkzeugkiste und ließ sie darauf Platz nehmen. Zum Glück fiel es den anderen nicht auf, oder wenn, dann würden sie es wohl auf das Bier schieben.
»Du bist nach mir die ranghöchste Pilotin. Es wäre nur konsequent, wenn du die Führung der Staffel übernimmst, also benimm dich auch entsprechend!«, raunte er ihr ins Ohr. Rebecca wäre in der Tat eine gute Wahl. Jedoch würde sich Eric hüten, sie bei seinen Vorgesetzten vorzuschlagen. Es würde womöglich den gegenteiligen Effekt haben.
Rebecca zuckte nur mit der Schulter. Die Aussicht Commander zu werden, ließ sie offenbar kalt. Eric setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schulter, drückte sie kameradschaftlich an sich. Als er sicher sein konnte, dass sie die nächsten Minuten nicht umkippen würde, machte er noch einmal die Runde. Er plauderte mit den Männern von der Hangarcrew, die sich mit etwas Verspätung hier eingefunden hatten, dann mit den alteingesessenen Piloten der Lightnings, gab den Neulingen hingegen gutgemeinte Ratschläge. Eine Flasche Bier noch, nur noch eine, dann würde er auf sein Quartier gehen und die wenigen Habseligkeiten packen, die er sein Eigen nannte. Das Versorgungsschiff würde wohl spätestens morgen Abend den Kurs der Pride kreuzen und ihn aufsammeln. Sein eigener Raumkreuzer, die Tiger, würde erst einmal an Bord bleiben und auf der Pride verwahrt werden.
Gerade als Eric an den Tisch herantrat, auf dem die diversen Flaschen aufgestellt waren, erschütterte ein kaum wahrnehmbares Beben den Hangar. Kaum
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