Cold Space - Hot Love

einer Bergungsmission für eine derartige Kapsel mitgeflogen war. Das war zwar ganz am Anfang seiner Laufbahn gewesen, doch er erinnerte sich noch an das spezielle Sensormuster, das sie damals auf Befehl von oben benutzt hatten, um die Kapsel ausfindig zu machen.

    Schon setzte er sich von den feindlichen Jägern ab, die ihm gerade noch auf den Pelz gerückt waren und beschleunigte in Richtung Pride. Als er näher kam, entdeckte er mit seinen modifizierten Sensoren in der Tat die Rettungskapsel des Observers. Allerdings noch angedockt am Schlachtschiff. Das war gar nicht gut. Die hätten doch genügend Zeit gehabt Samuel dorthin zu bringen, das Ding zu starten und gut. Warum war es noch an seinem Platz an der Pride verankert? Da musste er wohl den Leibwächtern noch ein paar Minuten mehr Zeit geben. Doch als aus den paar Minuten eine knappe halbe Stunde wurde und immer mehr Rettungskapseln starteten, deren Insassen allesamt nun in den freien Raum in Richtung Sprungpunkt hinaustrieben, konnte Eric nicht mehr länger warten.

    Er näherte sich der Pride an und suchte nach einem guten Punkt zum Andocken. Irgendwo bei einer Luftschleuse wäre wohl am praktikabelsten. Er musste einfach wissen, ob mit Samuel alles in Ordnung war. Der Observer hatte wohl keinerlei Befehle mehr erteilt. Vielleicht war er ja gestorben und man erzählte es jetzt nur nicht, um die Piloten nicht zu demoralisieren. Nein, das sicher nicht! Oder doch?

    Oh, dieses Mutmaßen machte ihn noch ganz kaputt. Wenn er sich jetzt auf Ewigkeiten damit herumschlug, was mit Samuel wohl geschehen war, dann war damit keinem gedient. Wenn er es wissen wollte, dann musste er selbst für dieses Wissen sorgen.

    Er hatte Glück. Ein kleiner Hangar unweit der Brücke war sogar noch geöffnet, vielleicht, weil einige Offiziere von dort aus mit ihren Schiffen starten wollten, statt eine der weniger komfortablen Rettungskapseln zu verwenden. Solch ein Hangar war jedoch für Erics Zwecke weitaus besser geeignet, als wenn er eine der Luftschleusen hätte verwenden und sich auf seinen Raumanzug hätte verlassen müssen. Er rannte zum anderen Ende der Halle, dort wo die Lifte untergebracht waren.

    Allerdings waren sämtliche Lifttüren ausgefallen, oder besser gesagt die Elektronik dahinter. Sie reagierten nicht auf seinen Fingerdruck. Also musste er wohl die Treppen nehmen. Wahrscheinlich wäre es auch keine gute Idee jetzt den Lift zu nehmen. Was, wenn die Kapsel auf ihrem Weg nach oben steckenbliebe? Dann lieber die Treppen.

    Das rote Leuchten der Notfalllampen tauchte die Flure und kargen Metalltreppen, die er hinaufhetzte, in ein gespenstisches Licht. In den inneren Bereichen der Pride versammelte sich die Besatzung bei den Rettungskapseln. Dann war es wohl auch nur noch eine Frage der Zeit, bis das Schiff gesprengt wurde. So sah es das Protokoll vor: Das Schiff wurde aufgegeben und wenn alle von Bord waren, wurde es gesprengt damit es den Strifes nicht in die Hände fiel. Die Taktik der verbrannten Erde, die schon dem großen französischen Feldherren Napoleon vor Jahrhunderten das Genick gebrochen hatte, sie hatte selbst heute im Weltraum noch Bestand.

    Eric hätte sich retten können, sein Raumjäger verfügte noch über genügend Energie. Er hätte den nächsten Sprungpunkt anvisieren und zum Sammelpunkt fliegen können, wo man sie auflesen würde. Doch er musste wissen, was mit Samuel geschehen war. Falls der Observer bei dieser Explosion getötet worden war, selbst dann musste er Samuel wenigstens noch einmal sehen oder besser gesagt, sehen, dass er wirklich nicht mehr da war. Aber hoffentlich war es nicht so weit gekommen.

    Endlich hatte er die Brücke erreicht. Der Schweiß rann ihm unter seinem Anzug in Strömen herab, und dies nicht nur von der körperlichen Anstrengung, die es ihn gekostet hatte die Treppen hinaufzuklettern. Das Schott zur Brücke stand halb offen und war nicht versiegelt. Eric hatte schon befürchtet, dass ein Loch in die Hülle gerissen und sämtliche Männer und Frauen in den Weltraum hinausgeschleudert worden waren. Der Gedanke, dass Samuel dort im kalten Raum herumtrieb, die Augen geöffnet, aber nichts sehend, mit leerem Blick. Schrecklich und unerträglich. Jene Angst raubte ihm beinahe den Atem.

    Eric betrat die Brücke, einige Teile davon waren versiegelt worden, die schweren Schotten geschlossen. Die Menschen, die dort dahinter postiert gewesen waren, schon längst tot. Der vordere Teil war davon verschont geblieben, wenn auch