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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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gelernt hatte. Das andere Augenpaar hatte Dahak gesehen und erkannte jetzt, wie altmodisch und ineffizient und primitiv das Ganze war.
    Colin seufzte und ließ den Blick dann über die ausgedehnte Anlage schweifen, aktivierte hin und wieder den Zoom, um sich einzelne Details genauer anzuschauen. Lange, lange Minuten saß er reglos dort, sog die Vertrautheit seines Zieles auf und machte sich seine Gedanken.
    Er war ein wenig überrascht, wie normal das alles ausschaute, aber nur für einen Augenblick. Er wusste, in welch unvorstellbarem Ausmaß sich das Universum verändert hatte; doch das galt nicht für die unzähligen geschäftig Umherlaufenden hier auf Shepherd. Und doch ließ irgendetwas Colin zögern, eine Abneigung dagegen, sich wieder unter seinesgleichen zu mischen. Er hatte dieses Gefühl schon öfters verspürt, nach langwierigen Missionen, doch diesmal war es ungleich stärker.
    Er verzog das Gesicht und ließ das Binokular sinken, und er fragte sich, was er dadurch wohl zu erkennen erwartet hatte. Die Verbindung, die er suchte, würde ja wohl kaum auf dem White Tower oder auf dem McNair Center stehen und ihm mit einer Leuchtschrift zuwinken, Herrgott noch mal! Aber tief in seinem Innersten wusste er, dass er nach irgendeinem Zeichen dafür gesucht hatte, dass er immer noch zu ihnen gehörte. Dass diese umherhuschenden, hektischen Leute dort unten letztendlich immer noch ›seine Leute‹ waren. Doch er hatte dieses Zeichen nicht gefunden, weil es in Wirklichkeit eben nicht mehr so war. Sie mochten vielleicht dem gleichen Volk angehören, aber er war nicht mehr einer von ihnen, er gehörte nicht mehr dazu, er war anders, und diese Unterscheidung versetzte ihm erneut diesen Stich bittersüßen Bedauerns.
    Colin verstaute das Binokular, dann packte er den Hosenbund der Jeans, die Dahak ihm zur Verfügung gestellt hatte, und zog sie ein wenig höher. Gleichmütig glitzerten die Sterne auf ihn herab, voller distanzierten Desinteresses, und Colin erschauerte, als der Wind seegangartige Wellen durch das Gras ziehen ließ, und wieder musste Colin an diese todbringende Bedrohung denken, die von irgendwo weit jenseits dieser weit entfernten Lichtpunkte immer näher kam. Sein neuer Körper nahm die kühle Gebirgsluft wahr, doch dieses Erschauern, das ihm durch den ganzen Leib fuhr, das war etwas völlig anderes.
    Diese Welt, dieser Sternenhimmel – er gehörte nicht mehr dorthin. Vielleicht war es schon immer so gewesen? Vielleicht gab es immer einen, der alles, was er kannte und liebte, aufgeben musste, um es für andere zu bewahren, zu retten?
    Philosophie war noch nie sonderlich Colin MacIntyres Stärke gewesen, doch er wusste, dass er alles riskieren würde, dass er bereit war, alles aufs Spiel zu setzen, um die Welt zu retten, die er bereits verloren hatte. Das hier war ein Augenblick des Ausgleichs, des Gleichgewichts, ein Augenblick, in dem er sah, was er selbst war, und auch das, was die Meuterer waren: Sie waren ein Hindernis. Eine Schranke, die ihn von der einzigen Möglichkeit abhielt, seine Welt zu retten.
    Er schüttelte den Kopf, spürte eine immense Ungeduld in sich aufsteigen. Es galt ein Hindernis aus dem Weg zu räumen, und plötzlich war er regelrecht erpicht darauf, es anzugehen.
    Wieder setzte er sich in Bewegung. Sein Ziel war noch vierzig Kilometer entfernt, und er wollte vor Sonnenaufgang dort ankommen. Er brauchte einen Verbündeten, und es gab nur einen Menschen, dem er trauen konnte – wenn er das nicht konnte, dann gab es im ganzen Universum niemanden, dem er würde vertrauen können –, und er fragte sich, wie Sean wohl reagieren würde, wenn sein einziger Bruder von den Toten wiederauferstand?

 
     
     
    Buch Zwei
     

 
    Kapitel Sieben
     
    Im Osten glühte das Morgengrauen über den Bergen, und ein kalter Wind pfiff, als der Wanderer mit dem sandfarbenen Haar neben einem Briefkasten stehen blieb. Sorgsam studierte er das kleine Haus, mit mehr als nur menschlichen Sinnen, denn es war immerhin möglich, dass Anu und seine Meuterer die offizielle Version über den Verbleib des verstorbenen Colin MacIntyre nicht so einfach hinnahmen.
    Das Morgenlicht wurde kräftiger, verwandelte den kobaltblauen Himmel in ein Gemisch aus Zinn und einem leicht rötlichen Blau, und MacIntyre nahm nicht das geringste Ungewöhnliche wahr. Seine übernatürlich empfindlichen Ohren hörten das Grollen der Magnetschwebebahn von Denver nach Colorado Springs, die durch das Morgengrauen jagte. Irgendwo im

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