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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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dieser von dem Schott ab, stürzte zu Boden: das dicke, stabile Plastik aus imperialer Fertigung verbogen und verbeult. Finster blickte Anu die Überreste an, atmete zornig tief ein, seine Brust hob und senkte sich; dann schleuderte er die Bruchstücke mit einem Fußtritt erneut gegen das Schott. Noch mehrere Male tat er das, dann wirbelte er herum, die geballten Fäuste in die Hüfte gestemmt.
    »Und du , Ganhar! Du hast dich ja vielleicht als fantastischer Feindaufklärungsexperte erwiesen! Was zum Teufel hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
    Ganhar spürte, wie ihm kalter Schweiß auf die Stirn trat; doch er nahm sich zusammen und zwang sich dazu, ihn nicht abzuwischen, während er den Blick starr auf Anu gerichtet hielt – um genau zu sein, auf dessen Oberkörper. Er wagte es nicht, ihn nicht anzublicken; in Situationen wie diesen jedoch mochte es genauso gefährlich sein, seinem Blick geradewegs standzuhalten. Mehr als ein Jahrhundert lang hatte Ganhar Kirinal dabei unterstützt, die Außeneinsätze der Gruppe um Anu herum zu koordinieren; doch so wütend hatte der frisch zum Leiter der Einsatzzentrale beförderte Ganhar Anu noch nie erlebt, und innerlich verfluchte er Kirinal jetzt dafür, dass sie sich einfach so hatte umbringen lassen. Wäre sie jetzt noch am Leben gewesen, dann hätte er den Zorn seines Anführers einfach auf sie ableiten können.
    »Es hat keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass sie etwas Derartiges geplant hatten, Chief«, entgegnete er nun und hoffte dabei, dass seine Stimme sich sehr viel sicherer anhörte, als er sich fühlte. Er wollte noch hinzufügen, dass Anu selbst schließlich alle Einschätzungen der Feindaufklärung begutachtet und abgesegnet hatte, die Vorsicht allerdings hielt ihn davon ab. Im Laufe der Jahre war Anu in zunehmenden Maße unberechenbar geworden. Ihn jetzt an seine eigene Fehlbarkeit zu erinnern, erschien Ganhar alles andere als angezeigt.
    » Keinerlei Anzeichen! «, ahmte Anu ihn mit einer geradezu schmerzhaften Falsettstimme nach. Mit zusammengebissenen Zähnen grummelte er noch etwas, das Ganhar nicht verstand, dann sog er scharf die Luft ein. Sein Zorn schien ebenso schnell verschwunden, wie er aufgebraust war, und nun stellte er seinen Stuhl wieder hin und nahm in aller Ruhe Platz. Als er dann wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme fast schon wieder normal.
    »Also gut. Du hast Mist gebaut, aber vielleicht war nicht alles davon deine Schuld«, sagte er, und Ganhar spürte, dass er innerlich vor Erleichterung regelrecht zusammensackte.
    »Aber sie haben uns gewaltigen Schaden zugefügt«, fuhr der Rädelsführer der Meuterer dann fort, und nun schwang wieder die alte Härte in seiner Stimme mit. »Ich gebe es offen zu – auch ich hatte nicht gedacht, dass sie wirklich den Mut haben würden, so etwas durchzuziehen. Und dann hat es sich für die auch noch gelohnt! Der Zerstörer soll sie holen!«
    Nun wandten sich alle Augen der Holokarte zu, die über der Stelle in der Luft hing, wo vorher der Tisch gestanden hatte: Auf ihr blitzten jetzt rote Lichter, wo es vorher nur grüne gegeben hatte.
    »Cuernavaca, Fenyang und Gerlochovoko, alle in einer Nacht!«, schnaubte Anu. »Auf die ganzen Geräte kommt es nicht so sehr an, aber die haben eure Degenerierten da zu Klump geschossen – und wir haben achtzig weitere Imperiale verloren! Achtzig ! Das bedeutet, wir haben im letzten Monat zehn Prozent unserer Leute verloren!«
    Seine Untergebenen schwiegen. Diese Berechnungen konnten sie auch allein anstellen, und die gewaltigen Verluste, die sie erlitten hatten, entsetzten sie zutiefst. Einen derartigen Schaden hatten ihnen ihre Feinde in den gesamten letzten fünf Jahrtausenden zusammengenommen nicht zugefügt, und die Tatsache, dass ihr eigenes übersteigertes Selbstvertrauen dieses Debakel überhaupt erst möglich gemacht hatte, machte alles nur noch schlimmer. Sie hatten gewusst, dass ihre Gegner langsam älter wurden, hatten gewusst, dass die Zeit für sie, die Südstaatler, die Anhänger Anus, arbeitete. Sie waren nicht auf die Idee gekommen, der Feind könne die Frechheit besitzen, nach all den Jahren doch noch in die Offensive zu gehen.
    Noch schlimmer war die Art und Weise , wie dieser Feind angegriffen hatte. Dass er so offen imperiale Waffensysteme eingesetzt hatte, das hatte dem Selbstvertrauen der Leute um Anu herum einen empfindlichen Dämpfer verpasst, und es hätte ebenso gut zu einer völligen Katastrophe führen können. Von den

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