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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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sein, als jetzt einen Fehler zu machen, der später auf ihn zurückfallen mochte. Doch es kam kein Wutausbruch, nur ein langsames Nicken.
    »Das habe ich mir gedacht«, grollte Anu. »Also gut! Die meisten unserer Imperialen haben wir schon in Sicherheit gebracht – zumindest das, was von unseren Imperialen übrig ist! Mit unseren Degenerierten und den Imperialen, auf die wir uns nicht ganz verlassen können, werden wir noch ein wenig die Stellung halten. Mit einem hat Jantu in jedem Fall Recht: Es gibt keine größeren Stellungen mehr, die sie noch würden angreifen können. Warten wir ab, was diese Mistkerle als Nächstes tun, bevor wir noch irgendjemand anderen hierher bringen.«
    Schweigend nickten seine Untergebenen, und mit einer Handbewegung forderte er sie auf, ihn allein zu lassen. Sie erhoben sich, und Jantu ging voraus; im Abstand von mehreren Metern folgte ihm Ganhar.
    Als Anu das sah, musste er lächeln, ohne wirklich belustigt zu sein. Die beiden konnten einander nicht ausstehen – das hielt sie davon ab, sich gemeinsam gegen ihn zu verschwören, auch wenn es ihre Zusammenarbeit gelegentlich ein wenig ineffizient machte. Doch wenn Ganhar jetzt noch einmal Mist baute, dann konnte auch der Schöpfer selbst ihn nicht mehr retten.
    Inanna zögerte noch zu gehen; doch als Anu sie ostentativ ignorierte, zuckte sie mit den Schultern und folgte dann Ganhar. Anu blickte ihr hinterher. Sie war praktisch die einzige Person, der er noch vertraute – insofern er es noch über sich brachte, überhaupt jemandem zu vertrauen.
    Sie alle waren Narren! Narren und Unfähige – sonst hätten sie die Dahak schon vor fünfzigtausend Jahren für ihn eingenommen. Doch Inanna war weniger unfähig als die anderen, und sie allein schien zu verstehen, was er eigentlich wollte. Die anderen waren weich geworden, hatten vergessen, wer und was sie eigentlich waren: Sie hatten das Scheitern ihres Plan akzeptiert. Sie achteten sorgsam darauf, ihm das nicht zu sagen, in ihren Herzen aber hatten sie ihn bereits verraten. Inanna hingegen begriff, wie schwer das Schicksal auf ihm lastete, begriff den Druck, der sich auch jetzt immer noch aufbaute: dieser Druck, der ihn immer weiter in die Richtung trieb, in der Flucht und das Imperium lagen. Schon bald würde daraus eine unaufhaltsame Flutwelle werden, die ihn von diesem erbärmlichen Hinterwäldler-Planeten fortspülen und ihn zu seinem Sieg tragen würde, und genau das wusste auch Inanna.
    Deswegen blieb sie ihm gegenüber ja auch treu. Sie wollte diese Macht mit ihm teilen, als seine Geliebte, als seine Dienerin oder als Offizierin in seinem Dienst; was genau, war ihr egal. Und das ist auch gut so, dachte er missmutig. Nicht, dass es mit ihr im Bett nicht auszuhalten gewesen wäre. Und dieser neue Körper, den sie jetzt hatte, war eindeutig der beste bisher. Er versuchte sich daran zu erinnern, wie der ursprüngliche Name der hochgewachsenen schwarzhaarigen Schönheit gewesen war, doch eigentlich war es ja auch egal. Jetzt war dies Inannas Körper, und sämtliche Bewegungen wurden mit Inannas Erfahrungen vollführt.
    Leise schloss sich die Tür zum Konferenzraum hinter dem Kapitän, und Anu verließ diesen durch seinen privaten Ausgang. Er spürte, wie die automatischen Waffen, die ihn sicherten, auf seine Implantate zugriffen, um seine Identität zu verifizieren. Dann betrat er sein Quartier und betrachtete verbittert das kostspielige Mobiliar. Prächtig, ja, und doch nur ein schwaches Abbild des Prunks, der an Bord der Dahak in der Kabine des Kommandanten herrschte. Er war schon zu lange hier eingesperrt, schon viel zu viele verstaubte Jahre hatte man ihm sein Schicksal verwehrt. Doch es würde sich erfüllen! Es war unausweichlich, dass es sich erfüllen würde.
    Er durchquerte die Hauptkabine, ignorierte die imperialen Lichtskulpturen und die leise Musik, ignorierte unschätzbar wertvolle Wandteppiche, Edelsteine und Gemälde aus fünf Jahrtausenden terranischer Geschichte, und blickte in einen Spiegel. Er hatte einige Fältchen um die Augen, und nun warf er einen Blick zur Seite und betrachtete den gerahmten Holowürfel, der den Anu zeigte, den es früher einmal gegeben hatte, sah erneut die Energie, diese Ausstrahlung, die er früher besessen hatte. Dieser neue Körper war noch höher gewachsen, noch breitschultriger und im ganzen kräftiger, doch an sich recht armselig im Vergleich zu dem Körper, mit dem er einst geboren worden war. Und er wurde immer älter. Ihm blieb

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