Collection Baccara 0278
jüngsten Bruder Marcus anging, war das genauso unmöglich, da er noch nicht einmal auf sich selbst aufpassen konnte, geschweige denn auf ein Fürstentum.
„Das Ganze ist nicht so einfach, wie Sie denken“, warnte Henri ihn. „Sie vergessen, dass auch andere Familienmitglieder in Betracht gezogen werden können. Und Ihre Tante Elena ist der Meinung, dass ihr Sohn Michael ebenfalls Anspruch auf den Thron hat.“
„Und Michael ist schon verheiratet.“
Henri nickte. „Ich weiß nicht, ob Ihr Cousin überhaupt Interesse an dem Amt hat, aber es besteht kein Zweifel daran, dass seine Mutter ihn dazu drängen möchte. Falls Sie also vorhaben, die Gesetze zu missachten, wird sie die Erste sein, die sich dagegen wehrt.“
Rowan faltete die Hände auf dem Schreibtisch und versuchte, sich seine Resignation nicht anmerken zu lassen. Jetzt musste er nicht nur die Verantwortung für die Kinder seines verstorbenen Bruders übernehmen, sondern auch darum kämpfen, dass sein Cousin nicht die Macht über das Fürstentums übernahm und somit eine lange Familientradition endete. Rowan hätte aber nie damit gerechnet, dass er so plötzlich heiraten müsste. Das stellte ihn vor eine fast unlösbare Aufgabe.
„Na gut“, sagte Rowan schließlich. „Sie sind mein Berater. Dann beraten Sie mich. Was soll ich Ihrer Meinung nach tun?“
„Ich glaube, dass die Entscheidung, eine Frau zu heiraten, in erster Linie eine persönliche Entscheidung sein sollte und nicht eine politische.“
Rowan sah ihn missmutig an.
„Sie haben doch schon viel Kontakt mit Frauen gehabt“, erinnerte Henri ihn. „Es sollte eine Leichtigkeit für Sie sein, eine Frau von einer Heirat zu überzeugen.“
„Es besteht wohl ein großer Unterschied darin, eine Frau zum Essen auszuführen und ein paar angeregte Stunden mit ihr zu verbringen oder sie zu heiraten und den Rest des Lebens mit ihr zu verbringen.“
„Es muss doch aber eine Frau geben, die Eindruck bei Ihnen hinterlassen hat.“
Rowan versuchte, sich an die Frauen zu erinnern, die er in der letzten Zeit ausgeführt hatte. Doch in seinem Kopf schwirrte immer nur das Bild einer einzigen Frau herum … das von Lara. Er konnte sich an keine Augen so gut erinnern wie an ihre. Er konnte sich nicht entsinnen, wie viele Frauen er in seinem Leben geküsst hatte, aber noch mehr reizten ihn die Lippen von Lara, die er noch nie berührt hatte. Sie waren so voll und verführerisch.
„Anscheinend gibt es da doch eine Frau.“
Henris Kommentar riss Rowan aus seiner Träumerei. „Nein“, log er. „Es gibt keine.“
„Nun, dann sollten Sie sich am besten möglichst schnell nach einer Frau umsehen. Aber vergessen sie nicht. Sobald die Presse davon Wind bekommt, werden Sie sich vor heiratswilligen Frauen kaum noch retten können.“
Rowan nickte. Die Medien hatten schon immer Anteil an seinem Privatleben genommen und würden es wohl auch jetzt tun. Vor allem, da es um ein so heikles Thema ging. „Und Sie sind sicher, dass mir keine andere Wahl bleibt?“
„Ich bin kein Anwalt. Aber ich glaube, die Gesetze lassen sich nicht so einfach ändern, weil die Bevölkerung das nicht akzeptieren würde. Und auch nicht Ihre Tante Elena.“
Rowan nickte erneut. „Danke, Henri.“ Sein Berater war kein Anwalt. Aber sein Bruder Marcus studierte Jura. Er griff zum Telefonhörer und wählte Marcus’ Nummer.
2. KAPITEL
Zehn Tage, nachdem Lara den Palast verlassen hatte, versuchte Rowan immer noch, sich einzureden, dass er kein schlechtes Gewissen haben musste. Doch jedes Mal, wenn er in Damons oder Alexandrias traurige Augen sah, fragte er sich, ob seine Entscheidung wirklich richtig gewesen war. Selbst Christian, der normalerweise immer vernünftig war, schien Lara zu vermissen.
Außerdem musste Rowan an das Gespräch mit Marcus denken, das er zwei Tage nach Laras Entlassung mit ihm geführt hatte. Marcus hatte ihn darin über die wahren Hintergründe des Strandfotos aufgeklärt.
Rowan hatte einen Fehler begangen. Er hatte vorschnell reagiert, ohne alle Fakten zu kennen. Das Foto hatte Gefühle in ihm ausgelöst, über die er sich nicht im Klaren gewesen war. Es hatte ihm gezeigt, dass er Lara begehrte, sie aber gleichzeitig nicht haben konnte, da sie das Kindermädchen war und in einer vollkommen anderen Welt lebte.
Rowan war entsetzt gewesen, dass er solche Gefühle für Lara hatte. Deshalb war es in dem Moment für ihn besser gewesen, sie zu feuern. So kam er nicht jedes Mal in Versuchung, wenn sie in
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