COLLECTION BACCARA BAND 0256: VERFÜHRUNG IN DER HOCHZEITSNACHT / VIEL ZU VIEL SEX-APPEAL? / TRAUMMANN IM DOPPELPACK / (German Edition)
zugeschlagen und der Bundespolizei den Rest der Arbeit überlassen. Dabei ging es ihm nicht nur um Rita. Unglückliche Menschen bezahlten viel Geld, um in die Staaten zu gelangen. Manchmal verloren sie dabei auch ihr Leben. Schafften sie es hierher und wurden sie nicht ertappt und außer Landes geschafft, tauchten sie in Ballungsgebieten unter.
Die Vermittlungsagentur war in einem alten grauen Gebäude über einer Videothek untergebracht und wirkte absolut unauffällig. An der Seite des Gebäudes führte eine Treppe nach oben. Auf den untersten Stufen saß eine südländisch wirkende Menschengruppe, vier Männer, eine Frau und ein kleiner Junge. Ein Mann stand vor ihnen und sprach zornig auf Spanisch auf sie ein. Von seinem Versteck hinter dem Gebäude aus hörte Colby das Kind und die Frau weinen.
Wie alle Texas Rangers sprach auch Colby Spanisch. Daher verstand er, dass der Mann mehr Geld verlangte. Wenn sie es nicht aufbringen konnten, wollte er sich nicht weiter um sie kümmern. Dann waren sie auf sich gestellt. Die Illegalen antworteten, sie hätten kein Geld und auch keine Verwandten in Chicago, die ihnen helfen konnten. Trotzdem ließ der Mann nicht locker.
Ohne Geld und vermutlich auch ohne Sprachkenntnisse hatten diese Menschen in Chicago keine Chance. Die Leute, die sie hergebracht hatten, wollten sie im Stich lassen. Aus Erfahrung wusste Colby, dass Menschen wie diese sich noch glücklich schätzen konnten, wenn sie lange genug überlebten, bis die Einwanderungsbehörde sie aufgriff und in ihre Heimatländer zurückschickte.
Die Erwachsenen konnte sich vielleicht eine Zeit lang durchschlagen, doch das Weinen des Kindes war für ihn ausschlaggebend.
Die angeforderte Rückendeckung musste jeden Moment eintreffen. Er wartete jedoch nicht länger.
Er ging auf die Gruppe zu und erteilte den Einwanderern auf Spanisch einen Befehl. Daraufhin zogen sie sich hastig von den Stufen zurück. Ihren Begleiter hatte Colby schon am Navy Pier gesehen.
Colby öffnete sein Jackett so weit, dass der Mann den Stern der Texas Rangers und die Waffe sehen konnte. „Ich will diesen Menschen keine Angst machen, Señor“ , sagte er. „Darum spreche ich mit Ihnen nicht Spanisch, klar?“
Der Mann fluchte. Colby hatte Bruner versichert, den Kerl nur dazu zu bringen, Rita zu verschonen, sonst hätte er liebend gern zugeschlagen.
Der Mann nickte und musterte ihn hasserfüllt.
„Sehr gut“, fuhr Colby langsam fort. „Also, ich mache es kurz und schmerzlos. Sie wissen, wer ich bin?“
Der Mann nickte. „Sí.“
„Sehr gut“, wiederholte Colby, und ehe der Kerl reagieren konnte, hatte Colby ihm den Arm auf den Rücken gedreht und drückte fest genug zu, um ihm ein Stöhnen zu entlocken. Mit der freien Hand holte er eine Waffe unter dem Gürtel des Mannes hervor. „Wo ist Ihr Partner?“
„Keine Ahnung.“
Colby verstärkte den Druck. „Wo ist er?“
„Er arbeitet.“
„Das reicht mir nicht“, fauchte Colby. „Wo arbeitet er?“
Der Mann grinste böse. „Zu spät, amigo. Er kümmert sich schon um deine Freundin.“
Colby erstarrte, ließ den Kerl los und zeigte zur Straße. „Verschwinde, bevor ich es mir anders überlege, und wenn ich das tue, ergeht es dir schlecht.“
Fluchend entfernte sich der Mann, als wäre der Teufel selbst hinter ihm her.
Colby lief zu seinem Wagen. Rita!
Über Handy rief er Bruner an. „Ich bin unterwegs zu Ritas Büro. Ich habe dem einen Mistkerl genug Angst eingejagt, dass er ihr nicht in die Nähe kommen wird, aber sein Partner hat etwas vor. Schicken Sie sofort jemanden zur Agentur. Hier sind einige Leute, die Hilfe brauchen.“ Er wartete Bruners Antwort ab. „Warum Sie das machen sollen?“ Colby warf noch einen Blick auf die Weihnachtsdekoration der Videothek, fuhr an und trat das Gas durch. „Weil es fast Weihnachten ist. Sie wissen schon – Frieden auf Erden und so weiter!“
Kurz vor fünf kam Lili in Ritas Büro. „Du hast das Weihnachtsessen in der Cafeteria ausfallen lassen. Dabei habe ich fest mit dir gerechnet. Ich konnte nicht früher zu dir kommen. Ist mit dir alles in Ordnung?“ Als Rita nicht antwortete, fügte Lili hinzu: „Du wirkst schon länger traurig.“
Rita blickte vom Bildschirm hoch. „Hi, Lili.“ Ihre Freundin hatte genug eigenen Kummer und brauchte sich nicht auch noch ihren anzuhören. „Tut mir leid. Ich hätte dir und April sagen sollen, dass ich nicht kommen würde. Ich hatte keinen Appetit.“
Lili musterte sie besorgt.
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