COLLECTION BACCARA Band 0259
wirst in einem fremden Land leben, dessen Sitten du respektieren musst. Man wird Erwartungen an dich stellen, die du zu erfüllen hast.“
Brittany zog die Mundwinkel nach unten. „Ich dachte eigentlich, ich könnte jederzeit nach Hause fliegen und meine Freunde treffen.“
„Dein Zuhause wird in Bahania sein. Willst du dafür wirklich alles aufgeben? Deine Freunde in Amerika, das College?“
Brittany krauste ihr niedliches Näschen. „Wieso? Ich kann doch ein College besuchen, wenn ich möchte.“
„Überleg doch mal. Welcher Professor möchte gern eine zukünftige Königin in seinem Seminar haben? Er könnte ihre Leistung doch niemals neutral bewerten.“
Die junge Frau begann nachdenklich auf ihrer Unterlippe zu kauen.
„Brittany, ich liebe dich, als wärst du meine eigene Tochter. Ich will doch nur verhindern, dass du dein Leben wegwirfst. Wenn du dich verliebt hättest, dann wäre es mir egal, ob in einen Prinzen oder einen Außerirdischen. Aber so ist es nun mal nicht. Hätte ich doch nur früher davon erfahren, aber deine Mutter hat ihr Bestes getan, um die Sache vor mir zu verheimlichen.“
„Sie hat eben ihren eigenen Kopf“, seufzte Brittany.
„Hör mal, Mädchen, sag mir ganz ehrlich, ob du hundertprozentig überzeugt bist, das Richtige zu tun. Dann bin ich sofort still. Aber wenn du nur die Spur eines Zweifels hast, dann musst du dir das Ganze noch einmal überlegen.“
„Ich bin nicht sicher“, gab Brittany mit dünner Stimme zu. „Natürlich wünsche ich mir, dass alles gut läuft. Aber was, wenn nicht?“ Jetzt traten ihr plötzlich Tränen in die Augen. „Na ja, meine Eltern legen so viel Wert darauf, und ich wollte ihnen eigentlich diesen Wunsch erfüllen, aber nun wird mir doch ganz anders.“ Sie blickte sich hektisch um. „Der Pilot hat gesagt, dass wir in zwanzig Minuten landen. Das ist nicht mehr lange. Wie soll ich dem Prinzen gegenübertreten und ihm beiläufig eröffnen, dass ich nicht sicher bin?“
Daphne schwor sich, bei nächster Gelegenheit ein ernstes Wort mit ihrer Schwester Laurel zu reden. Wie konnte sie ihre einzige Tochter in diesen Gewissenskonflikt stürzen? In Daphnes Wut mischte sich Erleichterung. Sie nahm ihre Nichte in die Arme.
„Es wird alles gut“, versprach sie. „Ich kümmere mich darum. Du bleibst hier an Bord und fliegst direkt nach Amerika zurück. Ich fahre allein zum Palast und regele die Angelegenheit dort.“
Brittanys Augen leuchteten auf. „Wirklich? Dann muss ich ihn also nicht treffen?“
„Richtig. Du fliegst zurück und versuchst, die ganze Sache so schnell wie möglich zu vergessen.“
„Und was ist mit Mom?“
Daphnes Miene wurde grimmig. „Deine Mutter kannst du getrost mir überlassen.“
Eine Stunde später saß Daphne in der schwarzen Limousine, die sie zum Rosa Palast von Bahania brachte. Sie durchquerten die Stadt, in der jetzt am späten Nachmittag besonders quirliges Treiben herrschte. Vor den Neubauten des Finanzbezirks erhoben sich die alten historischen Gebäude. Das Meer erstrahlte in einem satten Blau wie nirgendwo sonst auf der Welt. Für Daphne waren diese Eindrücke atemberaubend und vertraut. Sie hatte sich in dieses Land verliebt, als sie es vor zehn Jahren zum ersten Mal besuchte.
Doch dies war nicht der Moment, in Erinnerungen zu schwelgen. Stattdessen musste sie sich überlegen, was sie Murat sagen sollte. Bedenken, dass sie etwas falsch gemacht hatte, brauchte sie nicht zu haben. Murat war derjenige, der sich schämen musste. Wie kam er nur auf die Idee, ein Mädchen heiraten zu wollen, das nur halb so alt war wie er?
Daphne fühlte sich im Recht und war entschlossen, ihren Standpunkt energisch gegen alle Angriffe zu verteidigen. Dennoch verspürte sie ein nervöses Kribbeln im Bauch, als die Limousine vor dem Palast hielt. Vor zehn Jahren war sie, Daphne, schon einmal hier gewesen: jung und verliebt.
Und mit Murat verlobt.
Doch drei Wochen vor der Hochzeit hatte sie den Traum platzen lassen und war ohne ein Wort der Erklärung abgereist.
„Miss Snowden?“
Ein junger Mann, der in Landestracht gekleidet war, kam auf Daphne zu.
„Ja?“
„Der Prinz erwartet Sie. Wenn Sie mir bitte folgen wollen.“
Daphne fragte sich, ob der Mann wusste, dass sie nicht Brittany war. Aber wahrscheinlich hatte Murat sein Personal nicht über Einzelheiten informiert, sondern es nur angewiesen, eine Frau abzuholen und zu ihm zu bringen.
Als sie dem jungen Mann durch den Palast folgte, spürte sie, wie
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