COLLECTION BACCARA Band 0259
für mich tun?“
Dann sah er sie aus seinen tiefbraunen Augen an, und es war um Daphne geschehen. Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch, und sie wäre ihm bis ans Ende der Welt gefolgt.
Er verbrachte den ganzen Abend mit ihr, begleitete sie zu Tisch und ließ keinen Tanz aus. Sie redeten über Bücher und Filme, über Kindheitsfantasien und Erwachsenenträume. Daphne spürte sofort, dass sie sich in ihn verlieben würde.
Erst beim dritten Date eröffnete er ihr, wer er war. Die unerwartete Erkenntnis, es mit einem leibhaftigen Kronprinzen zu tun zu haben, machte sie zunächst befangen. Doch dann erwies sich die Tatsache, eine Snowden zu sein, endlich auch mal als Vorteil. Sie war dazu erzogen worden, eine First Lady zu werden, die Ehefrau eines Staatsoberhauptes oder sogar eines Königs.
„Komm mit“, bat Murat kurz vor seiner Rückkehr nach Bahania. „Lern mein Land kennen und mein Volk. Gib auch ihnen die Chance, dich kennenzulernen und zu entdecken, wie entzückend du bist.“
Ohne lange nachzudenken, war sie seiner Einladung gefolgt und hatte sich bis über beide Ohren in Murat und seine Welt verliebt.
Daphne trug ein wenig Make-up auf und zog Slip und BH an. Dann entfernte sie die Lockenwickler aus ihrem Haar, beugte sich vor und sprayte die Haaransätze mit Haarspray ein. Erst zum Schluss schlüpfte sie in ihr Kleid. Die feine Seide umspielte ihren Körper bis knapp über den Knien. Dazu trug sie hochhackige Sandaletten.
Nun trat sie vor den Spiegel. Sie sah müde aus, wie sie fand. Ihre Mutter hätte sicherlich einiges an ihr auszusetzen. Aber was würde Murat denken? Wie unterschied sich die Frau von heute von dem Mädchen von damals? Vor zehn Jahren hatte sie ihn geradezu abgöttisch geliebt. Nur die Erkenntnis, dass er ihre Gefühle nicht erwiderte, hatte sie dazu bringen können, ihn zu verlassen.
Als Daphne den Wohnbereich des Harems betrat, stand bereits der starke süße Tee auf dem niedrigen Tischchen. Murat lehnte an der Balkontür und schaute hinaus in den Garten.
Er drehte sich mit einem galanten Lächeln zu ihr um. „Du kommst früh.“
„Schade, jetzt habe ich verpasst, wie das Personal das Dinner serviert.“
„Was ist daran so aufregend?“
„Dass sie vielleicht einen geheimen Eingang benutzen.“
„Aha.“ Sein Lächeln vertiefte sich. „Du suchst also einen Fluchtweg. Das ist nicht einfach. Wie du weißt, entspricht es unserer Tradition, schöne Frauen einzusperren. Wenn sie so einfach aus dem Palast flüchten könnten, würden wir unser Gesicht verlieren.“
„Soll das heißen, du wirst dafür sorgen, dass ich den Geheimgang nicht finde?“
Er trat an den Couchtisch. „Nicht nötig. Es ist nämlich unmöglich, die Tür von innen zu entriegeln. Sie lässt sich nur von außen öffnen.“
Murat schenkte aus einer silbernen Kanne Tee in zwei kleine, reich verzierte Gläser.
„Warum willst du eigentlich fliehen? Hier ist es doch wie im Paradies.“
„Wollen wir tauschen?“
Seine Augen funkelten amüsiert. „Ich sehe, du hast dich nicht verändert. Genau wie damals hältst du mit deiner Meinung nicht hinterm Berg.“
„Du meinst, ich weiß immer noch nicht, wo mein Platz ist“, korrigierte sie ihn mit leisem Spott.
„Exakt.“
„Mein Platz ist immer genau dort, wo ich es möchte.“
„Das ist typisch für euch Frauen.“ Er erhob sein Glas. „Auf unsere gemeinsame Vergangenheit und darauf, was die Zukunft bringt.“
Sie dachte an Brittany, die demnächst in New York landen würde. „Trinken wir lieber auf unser getrenntes Leben.“
„Wir könnten schon bald eine Familie sein.“
„Wohl kaum. Du heiratest nicht …“
„Auf die Schönheit der Snowden-Frauen“, unterbrach er sie. „Komm, Daphne, trink mit mir. Lass uns die heiklen Themen vertagen.“
„Einverstanden.“ Je länger sie diese Unterhaltung ausdehnte, desto mehr Zeit blieb ihrer Nichte, sicher nach Hause zu gelangen. „Auf Bahania.“
„Wenigstens darauf können wir uns einigen.“ Sie tranken einen Schluck. Dann führte Murat sie zu einem der riesigen Sofas. „Fühlst du dich in den Räumen hier wohl?“
„Bis auf den Umstand, dass ich gefangen gehalten werde, ist alles in Ordnung.“ Sie stellte ihr Glas auf den Tisch. „Die Haremsgemächer sind wunderschön. Ich werde mir alles genau anschauen, solange ich hier bin.“
„Meine Schwester ist Expertin für Antiquitäten. Soll sie dich mal besuchen kommen?“
Daphne lachte. „Um für mich eine private Führung zu
Weitere Kostenlose Bücher