COLLECTION BACCARA Band 0259
hatte sie ihn angehimmelt.
Maren lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss für einen Moment die Augen. Erst jetzt merkte sie, wie schrecklich müde sie war. Aber an Ausruhen war nicht zu denken. Die drei Stunden, die sie im Krankenhaus zugebracht hatte, mussten wieder aufgeholt werden. Anrufe mussten erwidert und Bestellungen aufgegeben werden, damit das Restaurant weiterlief.
Doch erst wollte sie auf Papa Joes Bemerkung eingehen. „Der Neue behält einen kühlen Kopf, wenn es brennt.“
Joe sicherte die Daten, die er gerade in den Computer eingegeben hatte, und blickte seine Adoptivtochter an. „Ja, ich habe gehört, dass es gestern in der Küche gebrannt hat. Wie ist denn das passiert?“
„Max hat nicht aufgepasst.“ Auf keinen Fall hätte er die Ölflasche neben Rachels Ellbogen abstellen dürfen.
Joe runzelte die Stirn. Maren hatte ein zu weiches Herz, obwohl sie nach außen hin oft so tat, als sei sie knallhart. „Du wirst wohl ein ernstes Wörtchen mit ihm reden müssen.“
„Schon passiert.“ Max hatte versprochen, in Zukunft vorsichtiger zu sein.
Maren öffnete das Computerprogramm, in dem sie arbeiten wollte.
Joe und sie wussten beide, dass der Küchenchef es überhaupt nicht mochte, wenn man ihn zur Rechenschaft zog. Aber er war zu klug, um mit einer Kündigung zu drohen. Er hatte viel zu viel Angst, dass man seine Drohung ernst nehmen und jemand anderen einstellen würde. Maren hatte ihm klar zu verstehen gegeben, dass sie keine Primadonna in ihrem Restaurant duldete.
„Okay.“ Joe nickte. „So viel zu gestern. Und was ist heute Morgen passiert?“
„April ist das Messer ausgerutscht, und sie hat sich ein Stück vom Zeigefinger abgeschnitten.“ Beim bloßen Gedanken daran drehte sich ihr noch der Magen um.
„Aua.“ Papa Joe verzog schmerzlich das Gesicht. „Und wie geht es ihr?“
Maren seufzte. „Der Arzt, der ihr den Finger wieder angenäht hat, meinte, wir wären gerade noch rechtzeitig gekommen, und der Finger würde wieder anwachsen.“ Sie lächelte. „Das haben wir dem Neuen zu verdanken. Er hat die Sache in die Hand genommen, Aprils Wunde abgebunden, mich angebellt, ich solle den Finger in einen Eisbeutel stecken, und ab ging’s ins Krankenhaus.“
„Und wo war Max die ganze Zeit?“
„Der stand käseweiß in der Ecke und war am Würgen.“
Joes Miene ließ erkennen, dass er von dem Küchenchef auch nichts anderes erwartet hatte. „Gut, dass du den jungen Mann eingestellt hast. Sieht aus, als könnte er uns in vielerlei Hinsicht nützlich sein.“
So wie Papa Joe das sagte, hörte es sich an, als würde ihnen eine Menge Ärger bevorstehen. Maren rief die Inventurliste des vergangenen Monats am Bildschirm auf. „Mein Bedarf an Katastrophen ist im Moment gedeckt. Das Einzige, womit ich mich jetzt noch befassen will, ist eine Kiste mit welkem Romanasalat.“
„Wie heißt eigentlich der Neue?“, fragte Joe.
Maren blickte hoch. Ihre beiden Schreibtische standen sich gegenüber, sodass sie sich direkt anschauen konnten. „Jared Stevens. Wieso?“
Joe hob seine breiten kräftigen Schultern und ließ sie wieder sinken. „Reine Neugier. Du hast so komisch geguckt, als du von ihm erzählt hast.“
Maren fand, dass sie Papa Joes Fragen mit ziemlich ausdruckslosem Gesicht beantwortet hatte. „Komisch? Was meinst du mit komisch?“
„Irgendwie weich“, meinte Joe.
„Das sind wahrscheinlich meine Nerven. Ich kann wirklich kein Blut sehen. April ist auch umgekippt, und Jared musste sie zum Auto tragen.“
Papa Joe blickte Maren prüfend an. „Warum hast du nicht einfach die Notrufzentrale angerufen?“
„Das hätte bestimmt länger gedauert.“ Sie runzelte die Stirn. „Aber warum willst du das alles so genau wissen?“
Er lächelte sie liebevoll an. „Es interessiert mich eben alles, mein Schatz. Dadurch, dass ich meine Zeit auf zwei Restaurants aufteilen muss, komme ich mir manchmal vor, als sei ich nirgendwo richtig.“
„Das musst ausgerechnet du sagen! Shepherd und Rineholdt rühren doch keinen Finger. Du bist der Einzige, der sich wirklich um alles kümmert.“
Lachend stand er auf. „Schön, dass ich mich immer auf deine Streicheleinheiten verlassen kann.“ Er verließ das Büro und ging in die Küche, kam aber gleich wieder zurück. „Du hast mir gar nicht erzählt, wie gut er aussieht.“
Maren heftete ihren Blick auf den Bildschirm. „Tut er das? Das habe ich überhaupt nicht bemerkt.“
Joe beugte sich über sie. „Maren, du
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