Collection Baccara Band 0267
richtig geraten. Auf dem voll beladenen Tablett, das sie wenige Minuten später anschleppte, standen zwei riesige Eisbecher. Carlene legte einen Stapel Servietten auf den Tisch, stellte eine kleine Schüssel mit Wasser daneben, die Kinder bekamen das von ihnen ausgesuchte Eis – und Win einen dieser großen Glaspokale. Fassungslos starrte er auf den mit Schokostreuseln verzierten Berg Sahne und fragte sich, was darunter verborgen sein könnte.
Seine Skepsis war ihm wohl anzusehen, denn Carlene begann zu kichern. „Keine Angst, Win, es wird dich nicht beißen.“
„Das haben sie auch behauptet, bevor der riesige Bananensplit in Kansas ’ne ganze Büffelherde verschlungen hat.“
Shellys Augen weiteten sich. „Welcher riesige Nanenslit? Hast du den gesehen?“
Win strich ihr durchs Haar. „Nein, Mäuschen. Ich hab nur Spaß gemacht.“
„Oh. Heißt das, es gibt gar keinen riesigen Nanenslit?“
Er nickte. „Genau. So was gibt’s nicht.“
„Aber Mom sagt, man darf nicht lügen.“
Win stöhnte auf und wandte sich Hilfe suchend an Carlene, die blickte ihm jedoch über die Schulter. Und zwar so gebannt, dass sie von seinem Wortwechsel mit Shelly wohl gar nichts mitbekommen hatte.
Er hätte sich gern umgedreht, um zu sehen, was sie so faszinierte, doch erst mal musste er Shelly antworten. Er wollte ja nicht, dass sie herumposaunte, ihr Onkel sei ein Lügner.
„Ein Scherz ist keine Lüge, Mäuschen. Weil derjenige, zu dem man es sagt, genau weiß, dass es nicht stimmt. Dann glaubt man es nicht, sondern findet es lustig.“
„Wenn es lustig ist, muss ich lachen“, informierte Shelly ihn.
„Mein Scherz war für Carlene gedacht, und die fand es sicherlich lustig.“ Win wurde langsam nervös. Nicht nur die Fragen seiner Nichte irritierten ihn, sondern auch, dass Carlene nach wie vor an ihm vorbeistarrte.
„Sie hat aber nicht gelacht“, bemerkte Shelly, was seine Laune kaum verbesserte.
Stirnrunzelnd musterte er Carlene. „Nein, hat sie nicht.“
„Hey, warum hast du nicht gelacht?“ Shelly klopfte ihrer Nanny ungeduldig auf den Arm.
Carlene schaute die Kleine verwirrt an. „Worüber hätte ich denn lachen sollen?“
Das Mädchen seufzte übertrieben. „Na, über Onkel Wins Scherz natürlich. Er meint, es war lustig, aber du hast nicht gelacht.“
„Oh, tut mir leid, Win. Ich hab nichts mitbekommen“, erklärte sie und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Was hast du denn gesagt?“
Das spielte keine Rolle. Er würde lieber wissen, wer oder was sie gerade eben so abgelenkt hatte. „Ach, das war nicht wichtig. Und wenn man einen Scherz wiederholt, ist er nicht mehr lustig.“
Sie nickte. „Stimmt. Wie schmeckt dir dein Eis?“
Win blickte auf den Berg Sahne. „Kann ich dir erst verraten, wenn ich es entdeckt habe. Welche Sorte ist es denn?“
„Pflaume mit Zimt und heißer Karamellsoße.“ Carlene langte über den Tisch, griff nach Wins Löffel und tauchte ihn tief in die süße Masse, bevor sie damit verführerisch an seinem Mund entlangstrich. „Hier, Angsthase. Probier mal.“
Gern. Wenn sie ihn so zärtlich fütterte. Genussvoll leckte er die Eiscreme von dem rosa Plastiklöffel, den Carlene nur langsam aus seinem Mund herauszog.
„Es ist eine meiner Lieblingssorten“, erklärte sie. „Und? Wie schmeckt es dir?“
Köstlich, aber das wollte er nicht gleich verraten. Es war einfach zu schön, in ihr erwartungsvolles Gesicht zu sehen. „Weiß nicht.“
Wieder schob sie ihm einen Löffel voll Eis in den Mund, und Win tat so, als würde er angestrengt überlegen.
„Win, nun sag schon. Wie schmeckt es dir?“, fragte sie ungeduldig.
„Na ja, es ist … gut.“
Sie zog die Augenbrauen hoch. „Gut? Ich habe dir den wunderbarsten Eisbecher der Welt zusammengestellt, und du bringst nicht mehr als ein ‚Gut‘ über die Lippen?“
Er verzog keine Miene. „Tja, also zwei Kugeln Karamell sind mir eben lieber.“
Carlene musterte ihn abschätzend. „Verstehe. Nächstes Mal kannst du wieder dein langweiliges Karamell bestellen. Ist mir doch egal. Einige Leute vertragen eben keine Abwechslung, und du bist einer von ihnen.“
Win lachte schallend. „Honey, es schmeckt absolut köstlich.“ Und besonders, wenn sie ihn fütterte. Ahnte sie eigentlich, wie sehr er das genoss?
Wahrscheinlich, denn zum Glück machte sie weiter. Während sie ihr Eis aß, bot sie ihm immer wieder davon an. Oder tauchte ihren Löffel in seinen Becher und schob ihm dann liebevoll einen
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