COLLECTION BACCARA Band 0273
mir sein. Ich erinnere mich, dass es dir sehr viel Spaß gemacht hat, bis deine Freundinnen dazwischenkamen. So, wie du dich an mich geklammert und gestöhnt hast, hätte es nicht mehr lange gedauert, bis wir …“
„Vergiss nicht, wer wen damals geküsst hat.“ Angelina ärgerte sich, dass ihre Stimme zitterte.
„Wer hat denn damit angefangen? Wer wollte denn geküsst werden?“ Er sah sie an, als ob er es gleich wieder tun wollte.
Sie durfte sich auf keinen Fall anmerken lassen, wie sehr sie sich in diesem Moment nach seinen Küssen sehnte. Ihr Puls raste, während sie sich mit der Zungenspitze über die trockenen Lippen fuhr.
Die Tür ging auf. „Gut, dass ich euch beide hier erwische.“
Angelina trat einen Schritt von Gabriel zurück. Sie war erleichtert über die Ankunft ihres Bruders, auch wenn sie seinem Blick zunächst auswich. Er sollte nichts von ihrem Gefühlsaufruhr mitbekommen. „Du bist spät dran.“
„Der letzte Termin hat sich hingezogen.“ Als sie ihm das Gesicht zuwandte, musterte er sie durchdringend. „Alles in Ordnung?“
„Klar. Lass uns mal die Pläne anschauen.“
„Wir brauchen etwas, worauf wir sie legen können – gibt es hier so etwas wie einen Tisch, Gabriel?“
Angelina sah ihnen zu, wie sie aus einigen Kisten und einer alten Tür einen provisorischen Tisch zusammenbauten. Ihr entging nicht, dass Gabriel sich danach wie zufällig wieder neben sie stellte. Ihr Herz, das sich gerade etwas beruhigt hatte, schlug sofort schneller. Sie unterdrückte einen Fluch. Wenn sie doch einfach weglaufen könnte!
Gabriel flüsterte: „Mal sehen, wie sich die Dinge entwickeln – es sei denn, du möchtest deinen Kuss sofort haben …“
Innerlich kochend trat sie an den Tisch und versuchte, sich auf Alex’ Pläne zu konzentrieren. Am liebsten wäre sie Gabriel an die Gurgel gegangen – selbst in Gegenwart ihres Bruders. „Wir lassen also so viel wie möglich von dem alten Mauerwerk sichtbar?“
„Ja, und wo wir verputzen müssen, nehmen wir Rauputz.
Der kontrastiert besonders gut mit den Stahlträgern und dem Licht.“ Alex deutete auf die Zeichnung. „Hier ist die Treppe zum Zwischengeschoss. Die Arbeitsräume erreicht man über eine andere Treppe, die für die Patienten durch eine Außentür zugänglich ist.“
„Wie lange dauert die Renovierung?“
„Da musst du Gabriel fragen.“
Alex deutete mit dem Kopf in seine Richtung, und Angelina war gezwungen, ihn anzuschauen. Insgeheim wünschte sie sich, dass er sich genauso wie vorhin benahm, als sie allein waren, damit ihr Bruder sah, dass er doch nicht der „feine Kerl“ war, für den er ihn hielt.
„Also?“
„Sechs Wochen. Vielleicht schneller, wenn du jeden Tag hier bist. Das wäre nämlich Grund genug, so bald wie möglich mit der Arbeit fertig zu werden.“
Alex schnitt eine Grimasse. „Ich habe deinem Wunsch entsprochen und die Trennwand herausgenommen, damit der Kunsttherapie-Raum heller ist.“
Dankbar für die Ablenkung, lächelte sie ihm zu. „Ja, es muss so hell und luftig wie möglich sein. Die Wand hat den Raum zu klein gemacht.“
„Kunsttherapie?“ Gabriel richtete die Frage an Alex.
Aber er zuckte nur mit den Schultern und deutete auf Angelina. „Frag sie, das ist ihr Projekt. Ich habe nur die Pläne gezeichnet, und du musst es für sie bauen.“
Konzentriert betrachtete sie die Pläne. Wenn Gabriel sich jetzt über ihre Kunsttherapie lustig machte, würde sie es ihm nie verzeihen. Sie hoffte, dass er nicht weiter darauf einging. Er brauchte nicht zu wissen, wie viel ihr dieses Projekt bedeutete.
Sie straffte den Rücken und erklärte in möglichst sachlichem Tonfall: „Traumatisierte Kinder und Erwachsene, die geschlagen, vernachlässigt oder missbraucht worden sind oder nur ein geringes Selbstbewusstsein haben, sollen ihre Gefühle durch Kunst ausdrücken. Ich habe bei einem ähnlichen Projekt an der Universität in Paris hospitiert, und sie hatten sehr viel Erfolg damit.“ Als Gabriel nichts erwiderte, wandte sie sich an Alex. „Die Pläne sind fantastisch. Vielen Dank noch mal dafür.“
Er neigte den Kopf. „Gern geschehen. Ich schicke dir die Rechnung per Post.“
„Bevorzugst du eine bestimmte Zahlungsart?“
Er grinste. „Schauen wir mal, was wir tun können.“
Gabriel schaltete sich ein. „Mein Unternehmen bevorzugt übrigens Barzahlung im Voraus.“
„Du hast ein eigenes Unternehmen?“, fragte Angelina provozierend, ohne einen Schritt zurückzutreten, obwohl
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