COLLECTION BACCARA Band 0273
Moment lang schwieg Alex. „Er tut uns einen Gefallen, Angelina. Auch ohne uns hat er genug zu tun.“
Sie biss die Zähne zusammen. Diese Galerie war ihr Traum. Seit Jahren hatte sie daran gedacht, monatelang geplant, jeden Penny hineingesteckt und ihren Vater gebeten, den Rest zu finanzieren. Und jetzt musste sie mit Gabriel zusammenarbeiten, der sie ständig beobachten und kritisieren würde?
Schon wieder?
Noch schlimmer: Sie würde ihn jeden Tag sehen müssen und sich fragen, warum zum Teufel er sie so anmachte. Nach ihrem gemeinsamen Stühlestapeln hatte sie in der folgenden Nacht den erotischsten Traum ihres Lebens gehabt. Wie nahe war er ihrem Gesicht gekommen, wie lange hatte er sie angesehen … und sie hatte den Kopf gehoben, als wollte sie ihn aufzufordern, sie endlich zu küssen.
Schon wieder!
Alex versuchte es auf andere Weise. „Ist es nicht an der Zeit, endlich das Kriegsbeil zu begraben? Er ist nämlich ein feiner Kerl.“
Sie schnaubte verächtlich und hielt sich das Handy ans Ohr. „In deiner Gegenwart vielleicht. Aber schließlich bist du der einzige Fitzgerald, den er wirklich mag.“
„Du hast ihm ja auch nicht viel Grund dazu gegeben, bevor du gegangen bist. Ihr beide habt euch doch sogar übers Wetter gestritten.“
Angelina seufzte und blieb stehen, während Moggie um ihre Beine tobte und sie mit der Leine fesselte. Nachdenklich betrachtete sie die Landschaft mit ihren Hunderten von Grüntönen. „Ich weiß.“
„Lass ihm Zeit. Dann wird er auch merken, dass du dich geändert hast. Du hast die Zeit gebraucht, um dich selbst zu finden, aber das hat Gabriel noch nicht mitgekriegt. Er sieht dich noch immer so, wie du warst, bevor du gegangen bist. Wenn ihr erst mal wieder eine Zeit lang zusammen seid, werdet ihr schon wieder Freunde werden. Ganz wie damals.“
Sie drehte sich um die eigene Achse, um sich von der Leine zu befreien.
Alex grinste. „Zähl bis zehn, ehe du mit ihm sprichst. Das hilft immer.“
„Da muss ich aber oft bis zehn zählen.“
Er lachte. „Versuch’s einfach.“
Er begriff eben nicht, was es für sie bedeutete, in Gabriels Nähe zu sein. Es war jedes Mal ein Kampf – ein Kampf gegen ihn und gegen die Reaktionen ihres Körpers, den sie in seiner Nähe nicht mehr unter Kontrolle zu haben schien.
Leider wussten beide nur zu genau, wie sie sich gegenseitig verletzen konnten, weil sie einander so nahe gewesen waren. Und sie hatte ihn sehr verletzt, weil er sie mit seinem Kuss so verwirrt hatte. An jenem Tag hatte sie den Freund aus Kindertagen verloren. Und ihr Hass auf ihn war immer größer geworden.
„Angelina! Bist du noch da?“
Sie musste schlucken. „Ja.“
„Willst du nach wie vor, dass ich ihn feure?“
Am liebsten hätte sie diese Frage bejaht. Aber sie konnte es sich nicht leisten, mehr als das übliche Honorar zu zahlen. Und sie wollte Gabriel auch nicht um diesen Job bringen, egal, ob sie ihn nun mochte oder nicht. Auch er musste seine Rechnungen bezahlen – und seine Leute. „Nein, verdammt noch mal.“
„Gut so. Ein Fitzgerald gibt nicht so schnell auf.“
„Vielleicht liegt das Problem der Fitzgeralds darin, nicht zu wissen, wann sie aufgeben sollen.“ Wieder zerrte Moggie an der Leine. „Was sind das eigentlich für Wohnungen, die ich mir ansehen soll? Nein, warte, erzähl mir erst alles über Merrow. Sollte ich sie nicht lieber vor einem Leben mit den Fitzgeralds warnen?“
„Untersteh dich.“
„Was machst du da?“
Gabriel warf Angelina einen gereizten Blick zu. „Wonach sieht es denn aus?“
Scheinbar mühelos hievte er eine riesige Holzplanke auf einen Stapel. Verärgert bemerkte sie, dass ihr Körper selbst darauf reagierte. Als ob sie es … so nötig hätte. Als ob sie ihn so nötig hätte! Allmählich wurde es absurd. Und dafür hasste sie ihn noch mehr.
Sie holte tief Luft und zählte langsam bis zehn. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du herkommst, um mit Alex die Pläne durchzugehen.“
„Für mich ist es einfacher, etwas zu bauen, wenn ich weiß, was gebaut werden soll, aber …“ er zuckte mit den Schultern, „… vielleicht ist das ja eine Marotte von mir.“
Angelina biss die Zähne zusammen. Sie war fest entschlossen, nicht auf seine Provokation einzugehen.
Schweigend betrat sie das leere Lagerhaus. Im Moment machte der Raum noch nicht viel her. Aber mit einiger Fantasie, einer Menge Arbeit und ziemlich viel Leidenschaft konnte etwas daraus werden. Schon jetzt spürte Angelina die
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