Collection Baccara Band 0282
talentierter Lügner. Das hatte sie ja selbst erfahren müssen.
Sie konnte die aufsteigenden Tränen nicht länger unterdrücken. Verzweifelt kauerte sie sich wieder zusammen und weinte sich in den Schlaf.
Am nächsten Morgen machte Mercy sich auf den Weg ins Pet-Quarters. Um sie dazu zu bewegen, waren zwei lange Telefonate nötig gewesen.
Erst hatte Gilly angerufen, um sie zum Kommen zu überreden. Gilly war über Wills Verhaftung ziemlich entsetzt gewesen. Sie konnte es kaum fassen, dass er das Halsband gestohlen haben sollte.
Den Ausschlag aber hatte schließlich Piper Devons Anruf gegeben. Sie hatte Mercy mit eindringlichen Worten klargemacht, dass ihr niemand auch nur den geringsten Fehler vorwarf. Und dass sie in der Tierpension dringend gebraucht wurde.
Gilly begrüßte sie mit einer herzlichen Umarmung. „Schön, dass du wieder da bist. Du siehst furchtbar aus. Wir sollten erst mal einen Spaziergang mit den Hunden machen. Das lenkt dich ab, und die frische Luft wird dir guttun.“
Mercy nickte nur. Sie wusste selbst, dass ihr Gesicht verschwollen und ihre Augen gerötet waren. Ein Spaziergang war eine gute Idee.
Aber als sie ihren Rucksack in ihrem Büro abgestellt hatte und wieder herauskam, traf sie der unerwartete Anblick von Drina Dalakis.
Mercy erschrak. Was wollte diese Frau von ihr?
Mrs. Dalakis trat auf sie zu. „Ich kann mir denken, dass Sie nicht mit mir sprechen wollen. Aber ich möchte Sie trotzdem bitten, mir einige Minuten Ihrer kostbaren Zeit zu widmen.“
„Warum sollte ich das tun?“
„Weil mein Enkel Ihretwegen in Untersuchungshaft sitzt. Ich möchte ihn dort herausholen, bevor etwas geschieht, was man nicht mehr rückgängig machen kann.“
Mercy war drauf und dran, diese Frau ganz einfach hinauszuwerfen. „Es wird mir schwerfallen, Ihnen zu glauben. Meine Erfahrungen mit Ihrer Familie sind nicht gerade die besten.“
„Vielleicht sollten Sie sich erst einmal anhören, was ich zu sagen habe.“
Mercy ging zurück in ihr Büro. Sie wusste, dass Mrs. Dalakis ihr folgen würde. Aber sie hatte nichts mehr zu verlieren. Auf ein paar weitere Lügen kam es schließlich nicht an. Sie musste nur verhindern, dass sie vor dieser Frau in Tränen ausbrach.
Mercy setzte sich auf ihren Bürostuhl und bot Mrs. Dalakis mit einer Handbewegung den Sessel vor ihrem Schreibtisch an.
„Will ist zum Dieb und zum Lügner erzogen worden“, begann Mrs. Dalakis, nachdem sie Platz genommen hatte. „Ich weiß das sehr genau, weil ich daran maßgeblich beteiligt war. Aber er hat sich ein anderes Leben ausgesucht und seiner Familie den Rücken gekehrt. Er war nur aus einem einzigen Grund hier: Weil er mich vor einem seiner Meinung nach großen Fehler bewahren wollte.“
Mercy zuckte ungeduldig die Achseln. „Das hat er mir erzählt. Aber das hat nichts zu bedeuten. Es bleibt die Tatsache, dass er mich von Anfang an angelogen hat.“
Die ältere Frau beugte sich leicht vor. „Er liebt Sie. Von ganzem Herzen.“
„Woher wollen Sie das wissen?“
„Ich war bei ihm auf dem Polizeirevier und wollte erreichen, dass er sein albernes Geständnis zurücknimmt. Aber er lässt nicht mit sich reden. Ihretwegen. Es kann sein, dass er sich selbst über das Ausmaß seiner Gefühle für Sie noch nicht im Klaren ist. Aber ich weiß es. Er liebt Sie wirklich.“
„Dann hat er eine merkwürdige Art, mir das zu zeigen.“
„Er hatte kaum eine andere Wahl. Und es tut ihm sehr leid. Er ist am Boden zerstört. So habe ich ihn noch nie gesehen. Aber er ist sehr stark. Es hat ihn sehr viel Kraft gekostet, sein altes Leben abzuschütteln und sich davon zu befreien.“
Mercy schüttelte den Kopf. „Wir alle haben dunkle Punkte in unserer Vergangenheit. Ich auch. Aber das heißt noch lange nicht, dass ich hingehe und Leute bestehle und belüge.“
„Da haben Sie recht. Ich kann damit leben, dass Sie mich hassen. Ich habe nur getan, was ich tun musste. Aber hören Sie sich Wills Geschichte an. Er ist für Sie im Gefängnis. Bedeutet Ihnen das gar nichts?“
Mercy ließ die Schultern sinken. „Ich weiß nicht, was ich denken soll. Glauben Sie, dass Will verurteilt wird?“
„Nein, die Sache wird sich sehr bald aufklären. Außerdem habe ich ihm die Telefonnummer eines sehr guten Anwaltes dagelassen. Ich kann nur hoffen, dass er auch Gebrauch davon macht.
„Hat er Sie zu mir geschickt?“
„Oh, nein. So etwas würde er nicht tun. Ich bin hier, weil ich Ihnen erzählen will, was ich getan habe, und
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