Collection Baccara Band 0282
Verzweiflung laut aufschreien mögen. Er musste Drina finden, ihr das Halsband abnehmen und es zurückgeben. In diesem Moment war ihm völlig gleichgültig, was danach mit Drina oder ihm selbst geschah. Mercy in diesem Zustand zu sehen, war einfach unerträglich.
„Ich weiß nicht, was ich tun soll“, schniefte Mercy. „Ich brauche einen neuen Job. Wenn ich nicht ins Gefängnis muss.“
„Unsinn“, widersprach er heftig. „Du musst doch nicht ins Gefängnis. Das ist lächerlich. Jeder, der dich kennt, weiß, dass du zu so etwas nicht fähig bist.“
„Du verstehst nicht“, sagte sie, löste sich von ihm und setzte sich auf die Couch. „Ich hatte Probleme mit der Polizei, als ich vierzehn war. Ich bin meiner Pflegefamilie davongelaufen und habe in einem Supermarkt Lebensmittel gestohlen, weil ich Hunger hatte. Dabei wurde ich erwischt. Und die Pflegefamilie hat behauptet, ich hätte sie auch bestohlen. Ich kam für drei Monate ins Jugendgefängnis. Der Eintrag in meiner Polizeiakte wurde nie gelöscht. Warum also sollte man mir glauben, wenn ich sage, dass ich das Halsband nicht gestohlen habe?“ Niedergeschlagen ließ sie den Kopf hängen.
Will setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. Diese Geschichte machte die ganze Sache viel schlimmer.
„Ich sollte jetzt nach Hause fahren“, sagte sie mit erstickter Stimme.
„Du bist müde. Leg dich ein bisschen hin. Ich versuche, herauszufinden, was die Polizei als Nächstes unternehmen wird. Okay?“
Sie nickte nur.
Er küsste sie auf die Schläfe. „Ich komme gleich zurück, sobald ich kann.“
Will passte Drina in der Lobby ab.
Ihr Tag war nicht sehr erfolgreich gewesen. Das Halsband lag immer noch bei dem Gutachter. Der Bericht würde nicht vor morgen fertig sein. Der Journalist, dem sie ihre Geschichte anvertrauen wollte, war unglücklicherweise für einige Tage im Ausland. Sie würde sich jemand anders suchen müssen, wenn sie nicht warten wollte.
Aber andererseits, was machten ein paar Tage mehr schon aus?
„Drina, wo ist das Halsband?“, zischte Will und ergriff sie beim Arm.
Drina fuhr herum. „Verschwinde. Das geht dich überhaupt nichts an.“
„Doch! Es ist jemand darin verwickelt, der mir viel bedeutet. Warum setzen wir uns nicht hin und besprechen die Sache in Ruhe?“
Unwillig ließ Drina sich von ihrem Enkel zu einem Ledersofa in der Nähe einer Säule führen. „Um wen geht es denn?“, fragte sie, nachdem sie sich gesetzt hatte.
Will ließ sich neben ihr nieder. „Um Mercy Jones, die Geschäftsführerin der Tierpension. Sie wird verdächtigt.“
„Ach, die kleine Blonde? Hast du etwas mit ihr?“, fragte Drina neugierig.
„Ja, aber das spielt keine Rolle. Ich will nicht, dass sie Schwierigkeiten bekommt.“
Drina schnaubte verächtlich. „Du kannst ganz beruhigt sein, mein lieber Enkelsohn. Deine kleine Freundin wird schon bald von jedem Verdacht befreit sein. In der Zwischenzeit kannst du sie ja ein bisschen trösten. Vermutlich wirst du bald genug von ihr haben. So wie bisher von jeder Frau.“
„Grandma, ich bitte dich. Zwing mich nicht, zur Polizei zu gehen. Gib mir das Halsband, damit ich es zurückbringen kann. Wir könnten uns ja eine plausible Geschichte für sein Verschwinden ausdenken. Der Hund könnte es irgendwo verloren haben. Ich mag Mercy wirklich sehr. Und sie hat es nicht verdient, dass ihr Leben jetzt zerstört wird.“
„Mein lieber Will, das kümmert mich im Moment nur wenig. Aber ich sagte ja schon, die Sache wird sich bald aufklären. Wenn du zur Polizei gehst, machst du alles nur noch schlimmer.“
Mit diesen Worten stand Drina auf und ging in Richtung Fahrstuhl.
Wie erstarrt stand Mercy hinter der Säule und spürte, wie ihr übel wurde.
Sie hatte einen kurzen Spaziergang machen wollen, um ihre Nerven zu beruhigen. Danach hatte sie vorgehabt, in ihr Apartment zu fahren. Um in Ruhe nachdenken zu können, musste sie jetzt allein sein. Sie hatte Will eine kurze Notiz auf dem Couchtisch hinterlassen.
In der Hotelhalle hatte sie Will mit dieser Frau auf einem der Ledersofas in der Lobby sitzen sehen. Drina Dalakis, die Besitzerin von Pumpkin. Sie erinnerte sich genau an den Tag, an dem sie und Will gleichzeitig in der Tierpension gewesen waren. Sie hatten vorgegeben, einander nicht zu kennen. Ein furchtbarer Verdacht war ihr gekommen. Deshalb hatte sie sich hinter die Säule gestellt.
Von dem Gespräch hatte sie kaum etwas verstanden. Dafür hatten die beiden viel zu leise
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