Collection Baccara Band 0282
nicht zu solch unüberlegten Aktionen hinreißen. Doch seit er Kayleen kannte, war alles anders. „Nur, um meine Worte zu unterstreichen“, erwiderte er so gleichmütig wie möglich.
„Ah – so.“ Lina wirkte enttäuscht. „Du empfindest also gar nichts für sie.“
Oh doch, aber das würde er nicht zugeben, schon gar nicht vor seiner Tante. „Nein.“
„Dann bist du sicher einverstanden, wenn ich sie einem netten jungen Mann vorstelle?“
„Ja, natürlich“, log As’ad und malte sich aus, wie er diesem netten jungen Mann einen kräftigen linken Haken verpasste. „Aber das sind doch alles ungelegte Eier.“
„Nein, du irrst. Da gibt es zum Beispiel einen jungen Amerikaner, einen Botschaftsangestellten. Ich habe ihm vom Kayleen erzählt, und er möchte sie gern kennenlernen. Du weißt doch, dass in den USA bald Thanksgiving gefeiert wird?“
„Nein, das weiß ich nicht.“
„Nun, dieser junge Mann brennt darauf, Kayleen zu diesem Anlass auszuführen. Eine gute Gelegenheit für beide, sich über ihr Heimweh hinwegzutrösten.“
Feiertage lösten immer Anfälle von Heimweh aus, das wusste As’ad aus der Zeit, wo er im Ausland studiert hatte. Kayleen würde darunter leiden und die Mädchen auch.
„Ich kümmere mich darum“, sagte er knapp.
„Um Kayleens Date?“
„Natürlich nicht“, brauste er auf. „Ich organisiere ein Thanksgiving-Dinner für sie und die Kinder. Das bespreche ich gleich mit dem Küchenchef.“ Plötzlich begriff er. Wieder einmal war er seiner Tante in die Falle getappt! „Den jungen Mann hast du nur erfunden!“
„Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie unschuldig zurück.
„Weil du ganz andere Pläne mit Kayleen verfolgst.“
„Tut mir leid, ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst. Aber wo wir gerade beim Thema sind: Kayleen ist eine zauberhafte junge Frau, nicht wahr? Das erste Mal begegnete ich ihr anlässlich des Fundraisings zugunsten des Waiseninternats. Ich war beeindruckt von ihrer Intelligenz und ihrer Hingabe für die Kinder. Und das sind nicht ihre einzigen Qualitäten.“
Wer wusste das besser als er? „Ich werde sie nicht heiraten.“
Lina tat verdutzt. „Das hat auch niemand von dir verlangt.“
„Liebe Tante, hältst du mich wirklich für naiv? Ich weiß genau, du hast die Sache so eingefädelt, dass ich quasi über Kayleen stolpern musste. Verrate mir eins: Hast du Tahir auch in deinen Plan mit eingespannt?“
„Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest. Nebenbei bemerkt, Kayleen wäre bestimmt eine hervorragende Mutter, die starke Söhne heranzieht. Irgendwann musst du sowieso heiraten. Warum also nicht sie?“
Ja, warum nicht? Eins zu null für Lina. Ihr Argument klang durchaus logisch. Kayleen war zwar eine Bürgerliche, doch das konnte sich auch als Vorteil erweisen. Sie besaß eine innere Stärke, für die As’ad sie aufrichtig bewunderte – nur ihre gefühlsbetonte Art bereitete ihm Kopfschmerzen. „Sie handelt viel zu emotional“, wandte er ein.
„Sie ist eine Frau.“
„Sie lässt sich von ihrem Herzen lenken und braucht jemanden, der damit umgehen kann.“
Lina musterte ihn einen Moment schweigend und nickte dann bedächtig. „Okay, da gebe ich dir recht. Zu schade. Ich dachte wirklich, sie ist die Richtige für dich. Dann muss ich eben einen anderen Mann für sie finden.“
„Moment, nicht so schnell. Ich brauche Kayleen. Sie ist die Nanny meiner Töchter.“
„Sie braucht mehr als nur einen Job, As’ad. Stimmt, es gibt keinen netten jungen Mann, aber ich werde einen finden.“ Lina wandte sich lächelnd zum Gehen. „Keine Angst. Während ich für Kayleen auf Partnersuche gehe, kümmere ich mich auch um eine neue Nanny. Dir sollen ja keine Unannehmlichkeiten entstehen.“ In der Tür drehte sie noch einmal um. „Ach so, falls du es noch nicht weißt: Kayleen wird bald fünfundzwanzig. Sie hat mir mal erzählt, dass sie plant, dann in die Staaten zurückzukehren. Du brauchst also so oder so ein anderes Kindermädchen, fürchte ich.“
Lina schritt nervös vor dem Palast auf und ab, was gar nicht so leicht war bei den Besucherströmen, die an diesem Tag zur Palastbesichtigung strömten. Vermutlich wäre es sinnvoller, König Hassans Ankunft in ihren Räumen abzuwarten. Doch im Moment würde sie sich da regelrecht eingesperrt fühlen. Sie brauchte Bewegung, um die Wartezeit zu überstehen.
Zu allem Überfluss hatte sie in der vergangenen Nacht kein Auge zugetan. Erst der Einsatz von eisgekühlten
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