Collection Baccara Band 0282
Kompressen brachte ihre müden Augen wieder zum Strahlen. Auch die Kleiderfrage hatte sie einige Nerven gekostet: Nach langem Hin und Her hatte sie sich schließlich für einen schlichten schwarzen Rock und eine cremefarbene Seidenbluse entschieden. Dazu trug sie eleganten Perlenschmuck. Kurz gesagt, sie fühlte sich wie ein sechszehnjähriger Teenager vor dem ersten Date – ein himmlischer Zustand!
Warum war sie eigentlich so nervös? Nun, die Antwort lag auf der Hand: weil König Hassan heute eigens ihretwegen anreiste. Sie kannte ihn zwar seit vielen Jahren, war aber immer nur bei offiziellen Anlässen mit ihm zusammengetroffen.
Dies ist kein Date, wiederholte sie mantraartig im Stillen. Es ist ein … ein …
In diesem Moment fuhr eine dunkel Stretchlimousine vor, gefolgt von einem schwarzen Mercedes und einer weiteren Limousine. Sofort waren Sicherheitsleute in dunklen Anzügen und noch dunkleren Sonnenbrillen zur Stelle. Einer der Männer öffnete die Beifahrertür des Mercedes.
Wie in Trance ging Lina auf König Hassan zu, der soeben aus dem Wagen stieg. Er war ein Mann von mittlerer Größe und stattlicher Statur. Die Haare bereits ergraut, gut geschnittene Züge. Er strahlte Macht und Selbstbewusstsein aus.
Lina zögerte. Normalerweise empfing sie gekrönte Häupter mit protokollarischen Ehren. Doch bevor sie dazu kam, hatte Hassan schon ihre Hände ergriffen und begrüßte sie mit einem warmherzigen Lächeln.
„Meine liebe Lina. Du bist noch schöner als in meiner Erinnerung.“
Ihre Blicke trafen sich. In den Tiefen seiner Augen las sie Zuneigung und Interesse. Schmetterlinge tanzten in ihrem Bauch, und wieder fühlte sie sich wie süße Sechzehn. Ein glückliches Lächeln legte sich um ihre Lippen, und sie strahlte Hassan an.
„Willkommen in El Deharia, Hoheit.“
„Hoheit?“ In gespielter Missbilligung zog er die Brauen zusammen. „Warum so förmlich? Am Telefon und in deinen Mails nimmst du doch auch kein Blatt vor den Mund, sondern machst dich ordentlich über mich lustig.“ Hassan barg ihre Hand in seiner Armbeuge.
„Ich? Das würde ich nie wagen“, gab sie schlagfertig zurück. Lina genoss das Gefühl, ihn ganz dicht neben sich zu spüren.
„Wer sonst wagt es, mich einen verrückten alten Mann zu nennen, der nur seine Katzen im Kopf hat?“
Der Blick, den er ihr jetzt zuwarf, brachte ihren Puls zum rasen. Es war schon so furchtbar lange her, seit ein Mann ihr Herz hatte Purzelbäume schlagen lassen.
Arm in Arm schritten sie den Hauptgang entlang zu den Fahrstühlen, die in die Gästeetage führten.
„Welche Fortschritte macht dein Projekt?“, erkundigte sich Hassan. „Hat As’ad endlich angebissen?“
„Allerdings.“ Lina berichtete ihm von den Ereignissen in der Wüste. „Nach ihrer Rückkehr konnte Kayleen gar nicht oft genug betonen, es sei nichts passiert. Und das, obwohl ich gar nicht nachgefragt hatte. Höchst verdächtig, würde ich sagen.“
„Du hast es also geschafft.“
„Noch nicht ganz, aber hoffentlich bald.“
Der Lift hielt im dritten Stock, und sie traten in einen breiten, offenen Gang hinaus.
„Deine Suite liegt hier links entlang“, sagte Lina. „Es ist dieselbe wie bei deinem letzten Besuch.“
Sie stieß die massive Doppelflügeltür auf und ließ Hassan mit einer einladenden Geste den Vortritt. Die elegant eingerichtete Suite verlief über zwei Etagen und war Staatsoberhäuptern und Königen vorbehalten. Überall waren Vasen mit frischen Blumen platziert, und auf dem Esstisch aus poliertem Ebenholz prangte eine silberne Schale, gefüllt mit frischen Früchten.
„Ich schlage vor, wir gehen heute zum Dinner aus“, fuhr Lina fort. „Es gibt ein paar ausgezeichnete Restaurants in der Stadt, die über Separees verfügen. Ich gebe deinem Sicherheitschef nachher gleich die Adressen, dann kann er sie checken. Zurzeit ist ein europäisches Sinfonieorchester bei uns zu Gast, und es laufen auch einige interessante Theaterstücke. Du hast die freie Wahl. Such dir aus, worauf du Lust hast. Ach ja, mein Bruder würde wahnsinnig gern mit dir zusammen ausreiten, wenn du also …
Hassan war ganz dicht an sie herangetreten und legte ihr einen Finger auf die Lippen. „Schsch … du kannst jetzt aufhören zu reden.“
Sie atmete tief ein. „Okay.“
„Ich bin nicht hier, um auszureiten oder ins Theater zu gehen. Ich möchte mit dir zusammen sein. Du hast mich verzaubert, Lina. Dieses Kapitel meines Lebens hatte ich bereits abgeschlossen geglaubt.
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