Collection Baccara Band 0282
ich so sagen darf.“
„Sie dürfen, meine Liebe, Sie dürfen“, erwiderte der König geschmeichelt.
Kayleen stand fassungslos daneben. Die Szene kam ihr so unwirklich vor. Sie fing As’ads Blick auf. Irgendetwas beunruhigte sie an der Art, wie er sie ansah: so, als sähe er sie heute zum ersten Mal. Suchte er womöglich nach Gemeinsamkeiten zwischen ihr und ihrer Mutter? Mit Darlene hatte jetzt der lebende Beweis die Bühne betreten, dass Kayleen gesellschaftlich weit unter ihm stand. Störte er sich daran?
„Deine Mutter ist bestimmt müde von der Reise“, sagte der König. „Wir verschieben unsere nette Unterhaltung lieber auf später.“
„Ich lasse Ihr Gepäck sofort heraufschicken“, fügte As’ad hinzu. „Bis nachher, Kayleen.“
Diese nickte nur stumm, weil ihr die Worte im Halse stecken blieben. Was hätte sie auch sagen sollen? Sekunden später sah sie sich einer fremden Frau mit habgierigen Augen ausgeliefert.
„Ich glaube es immer noch nicht“, bemerkte Darlene gedehnt. „Wer hätte gedacht, dass mein kleines Mädchen mal einen solchen Coup landet und sich einen Prinzen angelt? Es freut mich so für dich, Honey.“ Sie griff in Kayleens Haar und rieb eine Strähne prüfend zwischen den Fingern. „Himmel, genau diese Farbe hatte ich auch mal. Ich hasse sie. Das Bleichen kostet mich ein Vermögen, aber das Resultat ist jeden einzelnen Penny wert. Männer stehen auf Blondinen. Allerdings gebe ich zu, dass dich die Farbe recht gut kleidet. Und der Prinz scheint das Rot ja auch zu mögen. Findet er wahrscheinlich exotisch.“ Sie maß ihre Tochter von Kopf bis Fuß. „Hey, du könntest glatt als Vivians Doppelgängerin durchgehen.“
„Wer ist Vivian?“
„Meine Schwester, deine Tante. Die kennst du doch sicher noch von damals, als du bei Ma gelebt hast.“ Staunend blickte Darlene sich in der imposanten Eingangshalle des Palastes um. „Du bist wirklich ein Glückspilz! Als dieser Fatzke angerufen hat, dieser Sekretär des Königs, um mich zu fragen, ob du meine Tochter bist, war ich völlig von den Socken. Nach all den Jahren … ich hatte ja keine Ahnung, wo du abgeblieben warst.“ Sie lächelte berechnend. „Stell dir meine Überraschung vor, als ich erfuhr, wie weit du es gebracht hast. So, jetzt komm und zeig mir, wie es sich bei Königs so lebt.“
Widerstrebend begleitete Kayleen sie durch die riesige Halle. Sie kam sich vor wie ein Roboter, der willenlos irgendwelche Befehle ausführt. Ihr Kopf schmerzte, und sie konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen. Das war doch nicht möglich! Nicht nach all den Jahren. Nicht jetzt, wo sie endlich glaubte, ihr Glück gefunden zu haben.
Die gehorsame, von Nonnen erzogene Kayleen in ihr tadelte sich sofort für ihre Herzlosigkeit. Immerhin war diese Frau ihre leibliche Mutter! Sie, Kayleen, sollte doch wohl in der Lage sein, ihrer eigenen Mutter zu verzeihen!
Wie aufgezogen spulte sie Informationen über die Geschichte des Palastes herunter, um sich abzulenken, bis sie endlich vor der Suite standen, die der König für Darlene vorgesehen hatte. Kayleen öffnete die Tür und ließ ihrer Mutter den Vortritt.
Bei dem Anblick der eleganten Möbel und der umwerfenden Aussicht auf das Arabische Meer blieb Darlene förmlich die Luft weg. „Na, das nenne ich eine königliche Herberge.“ Sie stieß einen anerkennenden Pfiff aus. „Wie hast du es bloß aus dem Konvent bis hierher geschafft?“
Kayleen horchte auf. „Das weißt du? Dass ich im Konvent war?“
„Klar doch. Ma lag mir doch ständig damit in den Ohren, wie schwierig du warst. Schließlich hatte ich die Nase voll und sagte ihr, sie soll dich bei den Nonnen abgeben. Ich wusste, dort würdest du es gut haben. Also, wie bist du dann hier gelandet?“
„Ich unterrichte im hiesigen Waiseninternat. Ich bin Lehrerin.“
Darlene musterte sie sichtlich amüsiert. „Im Ernst? Du unterrichtest Kinder? Interessant.“
„Dein Nachname lautet Dubois?“
Darlene nickte.
„Also heiße ich auch so?“, hakte Kayleen nach.
„Was meinst du?“ Darlene blickte verständnislos auf.
„Ich kannte nicht mal meinen Nachnamen, als Grandma mich vor dem Waisenhaus ausgesetzt hat. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mir einen auszudenken.“
„Meiner entspringt auch der Fantasie.“ Darlene stieß ein kehliges Lachen aus. „Welchen hast du denn gewählt?“
„James. Abgeleitet von King-James-Bibel.“
„Ich für meinen Teil bevorzuge Tennessee Williams.“ Ohne zu zögern,
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