Collection Baccara Band 0282
eingelebt?“
„Ja, danke. Ihre Tante tut wirklich alles, damit wir uns heimisch fühlen. Trotzdem …“ Sie hielt verunsichert inne.
As’ad verstand. „Ich weiß, was Sie meinen. Die Größe des Palastes wirkt ziemlich erschlagend. Sie dürfen sich davon nicht einschüchtern lassen.“
„Solange nicht eine der vielen Statuen zum Leben erwacht und nachts durch die Gegend geistert …“
„Keine Sorge, dafür sind unsere Statuen zu wohlerzogen.“ Er lächelte amüsiert.
„Na, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen. Ich fürchte dennoch, dass ich die kommenden Nächte nicht sehr gut schlafen werde.“
„Das spielt sich ein, glauben Sie mir.“ Er zog sein Jackett aus. „Falls Sie etwas brauchen, wenden Sie sich einfach an das Personal.“
Ah, ja – natürlich. Das Personal. „Sagen Sie, wie sollen die Mädchen und ich Sie eigentlich anreden? Eure Hoheit? Prinz As’ad?“
„Nennen Sie mich ruhig bei meinem Vornamen.“
„Und Sie sind sicher, dass man mich dafür nicht köpfen wird?“, gab sie lachend zurück.
„Ganz sicher.“ Augenzwinkernd fügte er hinzu: „Früher natürlich …“ Geschickt löste er den Knoten seiner Krawatte und streifte sie ab.
Mit wachsendem Unbehagen sah Kayleen zu. Er zog sich doch nicht etwa aus … hier? Nun … immerhin war das sein Balkon, sein Palast. Es stand ihm frei, es sich nach einem langen Arbeitstag als Prinz bequem zu machen. Sie war diejenige, die hier nicht hingehörte.
„Sie fühlen sich unbehaglich“, stellte er nüchtern fest.
Kayleen zuckte zusammen. „Woher wissen Sie das?“
„Oh, Sie sind leicht zu durchschauen.“
Na, großartig. Wieder nichts mit geheimnisvoll, interessant …
Besonders letzteres Attribut hätte sie gern für sich reklamiert.
„Woher in den USA stammen Sie eigentlich genau, Kayleen?“, fragte As’ad.
„Aus dem Mittleren Westen.“ Sie blickte versonnen in die Ferne. „Dort gibt es kein Meer, keine unendlichen Sandwüsten. Es ist jetzt fast November, und die Blätter fallen von den Bäumen. Bald ist der erste Schnee zu erwarten. Ich muss sagen, hier in der Wärme gefällt es mir wesentlich besser.“
„Die Wärme ist nur eine der vielen Annehmlichkeiten von El Deharia. In meinen Augen gibt es nirgends auf der Welt einen schöneren Ort. Denken Sie über Ihre Heimat nicht ebenso?“
Nicht wirklich, aber sie blickte auch auf völlig andere Lebensumstände zurück als dieser privilegierte Prinz. „Vermutlich“, sagte sie zögernd und wechselte das Thema. „Ich liebe Kinder, weswegen ich unbedingt Lehrerin werden wollte.“
„Das ist bei diesem Job sicher von Vorteil. Ansonsten wäre es wohl eine ziemliche Plackerei.“
Sollte das jetzt ein Scherz sein? Besaßen Prinzen überhaupt Sinn für Humor? Verflixt, Kayleen hasste sich dafür, dass sie sich in seiner Gegenwart so verkrampft fühlte.
„Ein kleiner Scherz.“ As’ad lächelte. „Sie dürfen sogar lachen. Aber nur, wenn Sie auch wirklich sicher sind, dass ich einen Witz mache. An den unpassenden Stellen zu lachen, ist ein unverzeihlicher Fehler, den die meisten Leute nur einmal begehen.“
„Ups, schon sind wir wieder beim Kopfabschlagen. Jetzt aber mal im Ernst. Sie sind so ganz anders als alle Menschen, die ich kenne.“
„Es gibt wohl nicht viele Prinzen im Mittleren Westen, was?“
„Nein, nicht mal Rockstars, was in meinem Land ungefähr auf dasselbe hinausläuft.“
„Enge Lederhosen haben mir an Männern noch nie gefallen.“
Kayleen musste lachen. „Vermutlich gehören Sie zur Mode-Avantgarde.“
„Oder zu den völligen Ignoranten.“
„Nun ja, wenn Sie das sagen …“ Sofort biss sie sich auf die Zunge.
Seine Augen blitzten, und er verschränkte die Arme vor der Brust. „Wie wär’s mit einem weniger heiklen Thema? Zum Beispiel die drei Mädchen, die Sie mir aufgedrängt haben?“
Kayleen war sofort alarmiert. „Was ist los? Sie haben doch nicht etwa Ihre Meinung geändert?“
„Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, erwiderte er: „Sie müssen die Schule wechseln. Die amerikanische Schule liegt ganz in der Nähe. Das Internat ist zu weit entfernt.“
„Oh. Sie haben natürlich recht.“ So weit hatte sie noch gar nicht gedacht.„Ich werde sie gleich morgen anmelden. Was soll ich dem Direktor sagen?“
„Die Wahrheit. Dass es sich um meine Pflegekinder handelt und man sie angemessen zu behandeln hat.“
„Angemessen unterwürfig?“
Er sah sie forschend an. „Sie sind eine interessante Mischung aus einem
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