Collection Baccara Band 0282
Nacht für Nacht vor lauter Kummer in den Schlaf weinten. Ich bin es gewesen, die sie zum Essen überredet und ihnen ein besseres Leben versprochen hat. „Kayleen reckte stolz das Kinn vor. „Hier ist immerzu die Rede von Tahirs Ehre. Nun, ich gab den Mädchen mein Wort, dass eine vielversprechende Zukunft auf sie wartet. Wenn Sie diesem Kerl erlauben, die drei zu verschleppen, bedeutet mein Wort nichts, gar nichts. Sind Sie wirklich so herzlos, die Hoffnungen und Träume dreier kleiner Mädchen zu zerstören, die bereits ihre Eltern verloren haben?“
As’ad spürte einen ersten Anflug von Kopfschmerzen. Alle Achtung, diese Kayleen James hatte es wirklich drauf. Unter anderen Umständen hätte er ihr nachgegeben. Aber in diesem Fall lagen die Dinge komplizierter. „Tahir ist ein mächtiger Stammesfürst“, sagte er. „Es wäre dumm, ihn wegen einer solchen Nichtigkeit zu brüskieren.“
„Nichtigkeit?“ Kayleen fasste es nicht. Dieser arrogante … „Weil es sich um Mädchen handelt, ja? Wären es Jungen, sähe die Sache natürlich anders aus.“ Ihre Stimme bebte vor Empörung.
„Das Geschlecht der Kinder tut nichts zur Sache. Es geht hier um Tahirs Ehre. Diese zu verletzen, könnte ernsthafte politische Konsequenzen nach sich ziehen.“
In diesem Moment wurde die Tür geöffnet, und Lina kam herein.
Kayleen erschrak. „Hat er die Mädchen mitgenommen?“ Sie sah Lina aus angstvoll geweiteten Augen an.
„Natürlich nicht. Die Kinder sind längst auf ihren Zimmern. Tahir und seine Männer trinken Tee mit dem Direktor.“ Lina wandte sich erwartungsvoll an ihren Bruder. „Was hast du beschlossen?“
„Dass ich dich nie wieder unangemeldet in mein Büro lasse“, erwiderte er prompt.
Ein siegessicheres Lächeln umspielte ihre Lippen. „Du könntest mir nichts abschlagen, As’ad. Genauso wenig wie ich dir.“
Oh, das klang gefährlich. Lina hatte sich offensichtlich auf die Seite der Lehrerin geschlagen. Normalerweise respektierte er ihre mitfühlende Art, doch heute erwies sich dieser noble Charakterzug eher als störend. „Tahirs Macht ist nicht zu unterschätzen. Es wäre eine Riesendummheit, ihn zu verprellen.“
Lina überraschte ihn, indem sie einräumte: „Da gebe ich dir recht.“
„Prinzessin Lina, nein!“, rief Kayleen entsetzt aus. „Das haben die Mädchen nicht verdient!“
„Keine Angst, meine Liebe.“ Beschwichtigend legte Lina ihr die Hand auf den Arm. „Hier braucht es lediglich ein bisschen diplomatisches Geschick. Ob Sie es nun glauben oder nicht, Kayleen, Tahirs Motive sind durchaus ehrenhaft. Deshalb dürfen wir ihn auch nicht beleidigen, indem wir sein Angebot offen zurückweisen.“ Sie wandte sich an As’ad. „Damit Tahir nicht sein Gesicht verliert, sehe ich nur eine einzige Möglichkeit: Ein Mann, der im Rang höher steht als er, muss die Mädchen in seine Obhut nehmen.“
„Einverstanden“, stimmte As’ad zu. „Aber wer …?“
„Du.“
Er sah seine Tante entgeistert an. „Du erwartest allen Ernstes, dass ich drei Waisenmädchen in Pflege nehme?“ Es war unfassbar … unmöglich … und typisch Lina.
„As’ad, der Palast verfügt über Hunderte von Räumen. Die Unterbringung wäre also kein Problem. Du hättest doch kaum etwas mit den Mädchen zu tun. Sie stünden lediglich unter deinem Schutz, bis sie erwachsen sind und selbst für sich sorgen können. Es käme dir auch in anderer Hinsicht zugute. Die Anwesenheit dreier Quasi-Enkelkinder lenkt den König womöglich von gewissen anderen Plänen ab“, fügte sie listig hinzu.
Oh … dieses Argument hatte tatsächlich etwas für sich. Der Ehrgeiz von König Mukhtar, seine Söhne so schnell wie möglich unter die Haube zu bringen, nahm inzwischen schon paranoide Züge an. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit ließ er eine Parade heiratswilliger junger Damen aufmarschieren.
As’ad wusste, es war seine Pflicht, zu heiraten und für Erben zu sorgen. Dennoch scheute er jede emotionale Bindung. Vermutlich, weil er beim Tod seiner Mutter am Beispiel seines Vaters miterlebt hatte, wie Gefühle einen Mann schwach machten. Fatalerweise erschien ihm eine arrangierte Ehe allerdings noch weniger reizvoll als eine Liebesheirat. Diese Haltung brachte ihn in ein kaum lösbares Dilemma. „Wer würde sich denn um die Mädchen kümmern?“, gab er zu bedenken. „Sie können sich schließlich nicht selbst erziehen.“
„Engagiere eine Nanny“, schlug Lina vor. „Zum Beispiel Kayleen.“
„Moment mal“,
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