Collection Baccara Band 0282
toppen? Doch Kayleen war bereit, sich eines Besseren belehren zu lassen. Sie ging neben Lina den breiten Gang entlang und dirigierte die Mädchen vor sich her.
Vor einer massiven Holztür blieb Lina stehen und stieß sie auf. „Leider blieb mir nicht genug Zeit, alles perfekt herzurichten, aber für den Anfang sollte das genügen.“
Für den Anfang? Kayleen schnappte überwältigt nach Luft, als sie den riesigen, lichtdurchfluteten Raum betrat. Drei Doppelbetten reihten sich an einer Wand auf, Plüschtiere thronten auf den rosafarbenen Tagesdecken. Alle Möbel – Schränke, Schreibtische, Stühle – waren in zarten Pastelltönen gehalten. An verschnörkelten Wandhaken hingen neben jedem Bett rüschenbesetzte Nachthemden und Morgenmäntel. Dazu passende Pantoffeln standen an den Fußenden der Betten, ebenso neue Schulranzen.
„Die Laptops sind bestellt, aber noch nicht geliefert“, entschuldigte sich Lina. „Später bekommt jedes Mädchen natürlich sein eigenes Zimmer, aber im Moment, denke ich, fühlen sie sich zusammen am wohlsten.“
Dana blickte staunend zu Kayleen auf. „Das ist wirklich alles für uns?“
„Nehmt es lieber gleich in Besitz“, lachte Kayleen, „sonst tue ich es nämlich.“
Darauf hatten die Mädchen nur gewartet. Sekunden später eroberten sie ihr neues Zuhause. Immer wieder erfüllte ein begeistertes „Guck mal, hier!“ den Raum, während sie all die liebevollen Details entdeckten: eine Ballerina-Lampe für Nadine, einen mit knuffigen Teddys bedruckten Überwurf für Pepper, ein prall gefülltes Bücherregal neben Danas Bett.
„Unglaublich, was Sie in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben“, wandte Kayleen sich an Lina.
„Nun, ich verfüge über entsprechende Möglichkeiten und scheue mich nicht, diese einzusetzen, falls nötig. Es war ein Riesenspaß, das Zimmer für die Mädchen einzurichten. So, jetzt sind Sie dran. Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihre Privaträume.“
Sie passierten ein riesiges Badezimmer mit einer großen, in den Boden eingelassenen Wanne und gelangten durch einen kurzen Flur in Kayleens Zimmer, das ganz in Lindgrün und Zitronengelb gehalten war. Zierliche Möbel bestückten den Raum, die Tagesdecke erstrahlte in einem fantasievollen Blumenmuster, was weitaus besser zu Kayleen passte als Rüschen und Spitzenborten. Das angrenzende Marmorbad mit seiner luxuriösen Ausstattung raubte ihr zum zigsten Mal an diesem Tag den Atem.
Lina, die Kayleens Befangenheit bemerkte, machte eine lässige Handbewegung. „Sie werden sich schon an die neue Umgebung gewöhnen. Das geht schneller, als Sie glauben. Ihnen bleibt auch gar nichts anderes übrig, jetzt, da As’ad die Kinder aufgenommen hat.“
„Ich fürchte, das geschah nicht ganz freiwillig“, gab Kayleen zerknirscht zu bedenken.
„Was tut das zur Sache? Nun sind Sie hier, und nur das allein zählt.“
In diesem Moment stürmten die Mädchen herein. „Kayleen, unser Gepäck ist da!“
„Packen Sie in Ruhe aus. Ich kümmere mich inzwischen um die Dinner-Vorbereitungen. Für heute ist es wohl das Beste, wenn ich Ihnen das Essen in der Suite servieren lasse. So können Sie sich in Ruhe eingewöhnen.“ Lina breitete einladend die Arme aus, und die Mädchen kuschelten sich an sie. „Ich sehe euch morgen früh. Willkommen zu Hause.“ Damit wandte sie sich zum Gehen.
Ein leichtes Unbehagen beschlich Kayleen. Zuhause? Konnte ein luxuriöser Palast das wirklich bieten?
Nachdem Kayleen die Mädchen zu Bett gebracht hatte, trat sie auf den riesigen Balkon hinaus. Eine laue Brise umfing sie. Die Luft roch angenehm salzig, und einzig das gleichmäßige Heranrollen der Wellen durchbrach die absolute Stille. Zum ersten Mal an diesem Tag durchströmte Kayleen ein tiefer Frieden.
Sie lehnte sich gegen die Balustrade und blickte zum sternenklaren Himmel. Was tat sie hier eigentlich? Sie kam sich vor wie in einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Sicher würde sie gleich in ihrem harten Bett im Internat aufwachen.
Stattdessen klappte irgendwo in der Nähe eine Tür. Kayleen fuhr erschrocken herum. Einige Schritte entfernt bemerkte sie eine stattliche Silhouette. Prinz As’ad. Groß und breitschultrig, so, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Gut aussehend, mit einer Aura von Unnahbarkeit.
Sie wollte schon in ihr Zimmer zurückhuschen, als er sie entdeckte. Zu spät, die Flucht zu ergreifen.
„Guten Abend“, begrüßte er sie freundlich. „Haben Sie und die Kinder sich schon ein wenig
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