COLLECTION BACCARA Band 0285
sehen. Das Dinner war fantastisch. Wie üblich. Und jetzt entschuldigt Erin und mich bitte. Ich würde sie gern herumführen.“
Daniel führte Erin durch das Foyer die breite Treppe hinauf in die erste Etage. Fotos und Gemälde dokumentierten die Geschichte der Familie. Private Fotos zeigten einen stolzen Fürst Thomas und das stille Glück von Fürstin Lucinda. Prinz Marc, dem schon als Kind der Charme aus den Augen lachte. Prinzessin Emmas natürliche Schönheit, die von der Entschlossenheit in ihrem Blick ablenkte. Diese Entschlossenheit und die Abenteuerlust hatten sich als nützlich erwiesen, als sie auf ihren Titel verzichtete. Mit großem Interesse betrachtete Erin das Hochzeitsbild von Grant und Emma.
Daniel erzählte Geschichten aus seiner Kindheit, während sie durch das herrschaftliche Haus wanderten. Erin konnte die Liebe und Leidenschaft, die diese Familie verband, buchstäblich mit Händen greifen. Schließlich führte Daniel sie in ein kleines Arbeitszimmer mit einer breiten Glasfront. Er schaltete das Licht aus und lotste sie an eines der Fenster.
„Sieh dir das an“, sagte er und deutete auf ein Labyrinth aus Buchsbaumbüschen im parkähnlichen Garten, das mit Tausenden von kleinen Lichtern beleuchtet war.
Für Erin war es ein Bild aus dem Märchenland. „Unglaublich schön. Habt ihr als Kinder dort gespielt?“
Daniel nickte. „Dieses Labyrinth gibt es schon, solange ich denken kann. Als Kinder haben meine Geschwister und ich dort Verstecken gespielt. Und als ich älter wurde, habe ich mich dorthin zurückgezogen, wenn ich allein sein wollte.“
„Können wir jetzt dorthin?“, fragte Erin impulsiv.
Zweifelnd blickte er sie an. „Es friert.“
„Hast du Angst, dass du dich erkältest?“, neckte sie ihn.
Daniels Augen verdunkelten sich. „Absolut nicht. Ich habe an dich gedacht.“
„Aber du bist doch ein Experte darin, mich zu wärmen.“
„Ja, das ist allerdings wahr.“ Er schob sie zur Tür. „Komm, wir holen unsere Mäntel.“
7. KAPITEL
Umgeben von Buchsbäumen, winzigen weißen Lichtern und der kalten Nacht stand Erin mit Daniel mitten in dem Labyrinth. Es war so kalt, dass ihr Atem in kleinen weißen Wölkchen hochstieg. Am klaren, dunklen Himmel funkelten Tausende von Sternen wie Brillanten.
„Es ist wunderschön hier“, sagte Erin mit belegter Stimme.
Daniel nickte. Er schloss die Arme um Erin, damit ihr nicht kalt wurde. „Die ideale Nacht, um sich von den Sternen etwas zu wünschen, falls du an solche Dinge glaubst.“
Erin blickte in sein markantes Gesicht und verspürte das tiefe Verlangen, ihn besser kennenzulernen. „Glaubst du daran?“
„Aus Erfahrung weiß ich, dass man selbst etwas dafür tun muss, wenn ein Wunsch erfüllt werden soll. Doch ich besitze die irischen Wurzeln meines Vaters, und wir glauben nur zu gern an Glück und Magie.“
Erin blickte in den Himmel hinauf, und eine Flut von Wünschen schoss ihr durch den Kopf. Geheime Herzensangelegenheiten, über die sie nicht sprach. Ich wünschte, meine Mutter hätte länger gelebt. Ich wünschte, mein Vater und ich ständen uns näher.
Erin wurde das Herz schwer. Die Aussicht, den Auftrag ihres Vaters zu seiner Zufriedenheit zu erledigen, wurde mit jedem Tag unwahrscheinlicher. Doch in Daniels Armen fühlte sie sich sicherer und weniger allein als je zuvor in ihrem Leben. Sie fragte sich allerdings, was sie eigentlich diesem starken Mann geben konnte. Er schien nichts zu brauchen, vor allem nicht sie.
Erin schloss die Augen. Ich wünschte, er würde mich brau chen. Obwohl sie wusste, dass es kindisch war, suchte sie sich den hellsten Stern am Himmel für ihren geheimen, sinnlosen Wunsch aus. Ihr ganzes Leben hatte sie sich gewünscht, von jemandem gebraucht zu werden.
„Ich habe mir etwas gewünscht“, hörte sie seine Stimme direkt an ihrem Ohr.
Sie öffnete die Augen, und die Leidenschaft, die in seinen Augen blitzte, ließ sie erbeben. „Was hast du dir gewünscht?“
„Dass du mich küsst.“
Erin stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Daniel, um ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Dabei dachte sie, dass sie viel mehr mit ihm erleben wollte, als nur harmlose Küsse auszutauschen, auch wenn das bedeutete, dass ihr Vater sich für immer von ihr abwandte.
Als sie das erkannt hatte, legte sich ihre Scheu. Sie glitt mit den Händen unter seinen Mantel und vertiefte den Kuss. Daniel zog sie fester in seine Arme, und eine wohlige Wärme breitete sich trotz der eisigen Kälte in
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