COLLECTION BACCARA Band 0285
fühlte.
Während der letzten Tage war ihr klar geworden, dass sie sich in ihren Ehemann verliebt hatte, auch wenn das bedeutete, dass ihr Herz am Ende ihrer Scheinehe brechen würde.
14. KAPITEL
Das Zusammenleben mit Lincoln war wunderbar.
Jennifer bereitete Anna unendlich viel Freude. Sie war wirklich ein ganz besonderes Kind.
Und Lincoln … Er verkörperte alles, was eine Frau sich wünschen konnte. Er war großzügig, aufmerksam, zärtlich, intelligent, charmant, sexy und leidenschaftlich.
Wenn Anna in seinen Armen lag, stellte sie sich manchmal vor, wie es wäre, eine richtige Ehe mit ihm zu führen. Doch sie verdrängte diesen Gedanken immer schnell, da sie keine gemeinsame Zukunft hatten. In letzter Zeit wünschte sie sich aber häufiger, dass sie für immer mit ihrem Mann zusammenbleiben könnte.
Lincoln spürte, dass sie etwas beschäftigte. Sie wusste nicht, wie er darauf kam, doch sie konnte ihm nichts vormachen.
„Schatz?“, flüsterte er dann immer. „Woran denkst du?“
„An nichts“, antwortete sie jedes Mal und war froh, dass es dunkel war und er ihre Tränen nicht sehen konnte.
Früher oder später würde alles zwischen ihnen vorbei sein. Lincoln würde eines Tages nach Hause kommen und ihr mitteilen, dass er nun endgültig das Sorgerecht für Jennifer besaß. Und dann wäre ihre Ehe so gut wie geschieden.
So stellte sie sich das jedenfalls vor. Doch am Ende kam es ganz anders. Lincoln erzählte es ihr nicht direkt, sondern begann, sich zu verändern.
Immer öfter kam er spät nach Hause. Er sprach von Meetings und wichtigen Terminen. Und morgens ging er früher ins Büro, weil er mit Kunden frühstücken musste. Das erzählte er ihr zumindest.
Doch am schlimmsten war es für Anna, dass er sie allein ins Bett schickte. Er redete sich damit heraus, dass er noch dringende Sachen zu erledigen hatte und den nächsten Tag vorbereiten musste.
„Das verstehst du doch, Anna, oder?“, fragte er.
„Ja, natürlich“, antwortete sie. Was sollte sie auch sonst sagen?
Wenn er dann schließlich ins Bett kam, gab sie vor, bereits zu schlafen. Oft legte er sich einfach leise zu ihr und schlief ein. Manchmal rollte er sich aber auf sie, umarmte sie und küsste sie leidenschaftlich, was darin endete, dass sie sich wild und hemmungslos liebten.
Einmal hatte sie einen Film über einen Soldaten gesehen, der sich von seiner Frau verabschiedete. Und er hatte es genauso wie Lincoln getan.
Das Leben war aber kein Film. Es passierten oft Dinge, die unvorhersehbar waren und die kein Happy End bereithielten.
Schließlich kam der Morgen, an dem alles vorbei zu sein schien. Sie wachte auf und entdeckte Lincoln am Fenster. Er war angezogen und starrte hinaus.
„Lincoln?“, sagte sie und setzte sich auf.
Er drehte sich langsam zu ihr und sah sie finster an. „Wir müssen miteinander reden.“
Noch nicht, hoffte sie. Oh bitte, noch nicht …
„Es muss aber nicht jetzt gleich sein. Wir können auch heute Abend reden, wie du möchtest.“
Anna wusste, dass sie sich in diesem Moment zusammenreißen musste, denn sie wollte nicht weinend vor Lincoln zusammenbrechen. Deshalb log sie und erzählte ihm, dass sie in der Nacht zuvor ihre Periode bekommen hatte. Aus diesem Grund hatte sie Unterleibsschmerzen und wollte lieber am Abend mit ihm reden.
Lincoln seufzte auf. Er schien erleichtert zu sein. Es waren nun vier Wochen vergangen, seitdem sie sich ohne Kondom geliebt hatten. Doch sie wusste genau, dass er zu ihr gestanden hätte, wenn sie schwanger von ihm geworden wäre.
Doch das war nicht, was er wollte.
Und sie wollte es genauso wenig. Es war erstaunlich, wie sehr man sich selbst verändern konnte.
Er nickte und fragte, ob er ihr einen Tee bringen könne.
Sie war verblüfft, dass er bis zum bitteren Ende der perfekte Gentleman war.
„Mach dir keine Sorgen um mich“, hatte sie gesagt und verkrampft gelächelt, bis er ohne sie zu küssen den Raum verlassen hatte.
Dann hatte sie die Tränen nicht mehr zurückhalten können.
Nun saß sie auf einer Bank im Central Park und musterte Jennifer, die im Kinderwagen schlief. Sie würde die Kleine vermissen. Jennifer war ihr mittlerweile so sehr ans Herz gewachsen, dass sie sich keinen Tag mehr ohne sie vorstellen konnte. Anna war mehr als nur ihr Kindermädchen geworden; sie war inzwischen schon eine Art Ersatzmutter für sie.
Während langsam die Dämmerung über dem Park hereinbrach, fragte Anna sich, wie sie den heutigen Abend überstehen
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