COLLECTION BACCARA Band 0285
sollte.
Sie hatte keine andere Wahl. Lincoln hatte sie wegen Jennifer geheiratet. Anna hatte ihm das Jawort gegeben, weil sie ihn liebte. Es war nicht seine Schuld, sondern ihre, und sie würde ihm niemals sagen, dass sie …
„Miss Marques?“ Überrascht blickte sie auf und sah Lincolns Anwalt vor sich stehen. „Darf ich mich zu Ihnen setzen?“, fragte er und saß neben ihr, bevor sie antworten konnte. Sie wusste sofort, dass er nicht zufällig im Park war. „Was tun Sie hier, Mr. Hamilton?“ „Ich war gerade in Lincolns Haus. Seine Haushälterin hat mir gesagt, dass ich Sie hier finden könnte.“ So wie er sie anredete, schien Hamilton sie nicht als Lincolns Frau zu betrachten. „Ich wollte mit Ihnen unter vier Augen sprechen, Miss Marques. Hoffentlich sind Sie …“
„Sie sind hier, um mir mitzuteilen, dass Lincoln das Sorgerecht für Jennifer bekommen hat.“ Anna war froh, dass sie nun endlich ausgesprochen hatte, was sie schon seit Tagen ahnte. Es musste einfach wahr sein. Für sie gab es keinen Zweifel daran.
Hamilton hob die Brauen. „Nun, das erleichtert die Angelegenheit für uns beide. Ich hatte schon befürchtet, dass es ein Schock für Sie wäre.“
Annas Hals wurde trocken. „Wie meinen Sie das?“
„Der Richterspruch ist nun schon eine Woche her. Lincoln schlug vor, dass wir drei uns gleich treffen, um es Ihnen zu erzählen. Aber ich dachte, es wäre besser, etwas Zeit vergehen zu lassen, da es bestimmt nicht einfach für Sie wäre und Sie vielleicht noch etwas Zeit mit Jennifer verbringen möchten.“
Lincoln wusste es schon seit einer ganzen Woche? Wie hatte er ihr das nur so lange vorenthalten können? Oder wollte er abwarten, ob sie schwanger war, bevor er sie gehen ließ?
„Als Lincolns Freund und Anwalt …“, begann Hamilton.
„Bitte! Sie müssen mir nichts mehr erklären.“ Anna stand auf. „Lincoln und ich hatten eine Vereinbarung, die nun beendet ist.“
„Ich bin froh, dass Sie das Ganze mit Fassung tragen, Miss Marques.“ Hamilton stand ebenfalls auf. „Wir können einen Termin für ein Treffen vereinbaren. Oder …“ Er reichte ihr einen Umschlag. „Oder wir bringen es hier und jetzt hinter uns.“
Sie nahm den Umschlag entgegen und starrte ihn an. „Was ist das?“
„Ihr Scheck.“
„Wie bitte?“
„Ich weiß, dass Sie darauf bestanden haben, diese Klausel aus dem Vertrag zu streichen“, erklärte Hamilton ihr ruhig. „Aber Lincoln war der Ansicht, Sie hätten sich eine angemessene Entschädigung verdient. Miss Marques?“
Anna löste die Bremse des Kinderwagens und schob ihn aus dem Park.
„Miss Marques!“, rief Hamilton ihr hinterher. Doch sie sah keinen Grund, ihm zu antworten. Sie wollte jetzt nichts weiter, als Jennifer nach Hause zu bringen und dann so schnell wie möglich aus Lincolns Leben zu verschwinden.
Wie konnte er nur glauben, dass sie sich einfach kaufen ließ?
Tränen standen ihr in den Augen. Doch sie hob den Kopf und lief weiter.
15. KAPITEL
„Was meinen Sie damit, dass sie weg ist?“, fragte Lincoln entsetzt.
Seine Haushälterin sah ihn mit großen Augen an. „Nun ja, Anna ist …“
„Sie haben nichts getan, um sie aufzuhalten?“
„Ich? Was hätte ich denn tun sollen, Mr. Aldridge?“
„Woher soll ich das wissen? Sie waren immerhin hier und hatten wenigstens die Möglichkeit, auf sie einzureden.“ Lincoln machte eine Pause und holte tief Luft. „Tut mir leid. Fangen wir noch einmal von vorne an. Anna hat also ihre Sachen gepackt und ist gegangen, richtig?“
„Ja.“
„Hat sie keine Nachricht hinterlassen?“
„Nein, Sir.“
„Keine Adresse, zu der sie gehen wollte?“
„Nein, Sir. Das habe Ihnen doch schon gesagt. Sie hat mich gebeten, dass ich mich um Jennifer kümmere. Dann hat sie sich ein Taxi gerufen und ist …“
„Niemand nimmt sich einfach ein Taxi und verschwindet spurlos.“ Lincoln fuhr sich durch die Haare und versuchte, sich zu beruhigen. „Was hat sie dazu veranlasst? Hat sie nichts erwähnt?“
„Sie hat bloß angemerkt, dass sie schon vor Langem hätte gehen sollen.“ Mrs. Hollowell biss sich auf die Unterlippe. Anscheinend hätte sie ihm das nicht verraten dürfen. „Sie hat geweint, Sir. Und als sie Jennifer zum Abschied geküsst hat, ist sie … es war wirklich schrecklich, Mr. Aldridge.“
Und es war seine Schuld. Wenn er bloß genügend Mut gehabt und seine Frau in die Arme genommen hätte, um ihr schonend mitzuteilen, was passiert war, dann wäre das alles
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