COLLECTION BACCARA Band 0285
ihm, und sie standen einander gegenüber, als wären sie Fremde. Sie hatte ihn verloren.
Dabei hatte er doch nie wirklich zu ihr gehört. Nicht Luke Delaney, der reiche Sohn aus gutem Hause.
Er verabschiedete sich nicht von ihr, sondern drehte sich einfach um und ging. Ihre unverbindliche Beziehung, in der es nur um Vergnügen gehen sollte, hatte kein Happy End.
Aber das hätte ihr von Anfang an klar sein müssen.
Mit Melanies Brief in der Hand öffnete Luke die Tür zu seinem Elternhaus. Zielstrebig ging er zum Wintergarten, wo seine Eltern am Wochenende meist die Vormittagsstunden verbrachten.
Sein Vater lag im Lehnstuhl und schlief, die Sonntagszeitung auf der Brust.
„Dad, wo ist Mum? Ich muss mit euch reden.“
Colin öffnete die Augen. „Hallo, Luke. Deine Mutter ist in die Stadt gefahren, irgendeine Lunchverabredung. Sie wird nicht so schnell zurück sein. Worum geht es? Du siehst aufgebracht aus.“
Oh ja. Das war er auch. „Dieser Brief hier …“ Er hielt seinem Vater den Umschlag entgegen. „Er ist von Melanie. Sie hat ihn vor fünf Jahren geschrieben, und ich habe ihn in einem Stapel Post gefunden, den ihr nie weitergeleitet habt.“
Colin Delaney setzte sich auf und griff nach seiner Lesebrille. „Das tut mir leid. War es denn etwas Wichtiges?“
„Allerdings“, versetzte Luke grimmig. „Und ich frage mich, ob sie noch auf andere Weise versucht hat, mich zu erreichen. Sie hat damals nicht zufällig hier angerufen?“
Sein Vater blickte zur Seite, als müsste er nachdenken. Dann sah er Luke an. „Ja, das hat sie. Aber ich wollte nicht, dass eine dahergelaufene Kellnerin dich von deinem Weg abbringt. Deine Karriere fing damals gerade an …“
„Und du hast es nicht für nötig befunden, mich nach meiner Meinung zu fragen?“ Lukes Stimme war kalt vor unterdrücktem Zorn. „Weißt du, was du getan hast?“ Er knüllte den Brief zusammen und warf ihn seinem Vater vor die Füße. „Du hast Melanie abgewiesen, als sie schwanger war.“
Colin wurde blass, aber er war kein Mann, der schnell aufgab. „Willst du mir sagen, sie hat dich mit diesem alten Trick einwickeln wollen?“
„Ich will dir sagen, dass sie eine Fehlgeburt hatte. Die vielleicht nicht passiert wäre, wenn ich für sie da gewesen wäre. Das mit dem Brief war vielleicht ein Versehen, aber du hast sie behandelt, als wäre sie ein Niemand. Aber das ist sie nicht, Dad. Sie ist ein Mensch, an dem mir sehr viel liegt, und sie hätte mich gebraucht.“
„Junge, ich …“
Luke sah seinen Vater eindringlich an.„Dir sollte klar sein, dass du vielleicht deine einzige Chance vergeben hast, jemals Großvater zu werden.“
Als Luke das Haus verließ, fiel die schwere Tür hinter ihm laut ins Schloss.
Als Luke wenige Stunden nach ihrem Gespräch wieder vor ihrer Tür stand, wusste Melanie nicht, ob sie sich freuen sollte oder nicht. Sie wollte gerade in die Klinik fahren, um Carrie zu besuchen, und hatte nicht die Kraft für eine weitere Auseinandersetzung.
„Ich bin gerade auf dem Weg zu Carrie und dem Baby“, sagte sie und griff nach ihren Autoschlüsseln.
Aber Luke ließ sich nicht so leicht abwimmeln. „Es wird nicht lange dauern. Ich wollte nachher auch noch in der Klinik vorbeischauen.“ Er stand direkt vor ihr, sodass sie seinen Duft riechen konnte. Der Ausdruck seiner Augen war immer noch ernst.
„Ich hatte dich gefragt, ob du damals meine Eltern angerufen hast, und du hast Nein gesagt, Melanie.“
Ihre Finger schlossen sich fester um die Schlüssel. Aha. Er hatte also mit seinem Vater gesprochen. „Das stimmt nicht“, sagte sie, ohne ihn anzusehen. „Du hast lediglich angedeutet, dass ich dich auf diesem Wege hätte erreichen können.“
„Und dazu hast du einfach geschwiegen“, ergänzte Luke. „Warum hast du es mir nicht gesagt?“
„Ich … ich wollte mich nicht einmischen. Du hattest dich gerade erst wieder mit deinen Eltern getroffen. Und es war so lange her, und wir hatten ohnehin nur eine unverbindliche …“
„Hör endlich auf damit.“ Er schüttelte zornig den Kopf. „Ich will nichts Unverbindliches. Ich will eine Familie.“ Bei seinen Worten schien ihr Herz kurz auszusetzen. „Das will ich auch“, flüsterte sie.
Luke sah sie eindringlich an, bevor er fortfuhr: „Aber ich will jemanden, der ehrlich zu mir ist. Du hast mir wichtige Dinge verschwiegen, Melanie.“ Er atmete tief durch und hob hilflos die Hände. „Wir sind so unglaublich verschieden.“
Melanie lehnte an der
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