COLLECTION BACCARA Band 0289: MEIN MÄRCHEN AUS 1001 NACHT / DIE MAGIE DER LEIDENSCHAFT / FEURIGE KÜSSE AM STRAND VON MIAMI / (German Edition)
vorbei, der ein Tablett mit makrobiotischen Hors d’oeuvres trug. Dabei wäre sie fast über ein kleines Mädchen gestolpert, das bitterlich weinte, weil ihm sein Keks auf den Boden gefallen war.
Sie tätschelte der Kleinen liebevoll den Kopf und reichte ihr einen neuen Keks vom Tablett. Dann nahm sie das Mädchen bei der Hand und half ihm, seine Eltern zu suchen. Es war kein Wunder, dass die beiden ihr Kind für einen Augenblick vergessen hatten – immerhin gab Azures Vater gerade eine kleine Tanzeinlage zum Besten, die alle Umstehenden fasziniert betrachteten.
Gemeinsam mit seiner neuen Flamme versuchte er sich zu Sitarmusik in einem nicht näher erkennbaren Standardtanz. Das Ergebnis ließ sich bestenfalls als experimentell bezeichnen. Als die beiden ihre Vorführung beendet hatten, verabschiedete sich Azure herzlich von ihrem Vater. Das Bett lockte, besonders nach diesem Abend, der trotz der schönen Aussicht und des blendenden Wetters eine echte Nervenprobe gewesen war.
Doch so einfach ließ ihre Familie sich nicht abwimmeln, ihre Cousine Paulette schnitt ihr den Weg ab. Ihr Gesicht war zu einem Lächeln verzogen, das Azure unweigerlich an einen Haifisch denken ließ.
„Azure, Darling“, zwitscherte sie. Fast hatte Azure vergessen, wie sehr sie ihren eigenen Vornamen hasste. Und seit wann nannte Paulette sie eigentlich „Darling“? Denn eigentlich konnte ihre Cousine sie und ihre Schwestern schon seit ihrer Kindheit nicht leiden, schließlich hatten sie die vier O’Connor-Schwestern gequält, wo sie nur konnten. Azures Hippie-Eltern, die damals gerade erst aus einer Kommune in die Vorstadt gezogen waren, hatten sich nicht viel daraus gemacht, ihren Töchtern Manieren beizubringen.
„Azure, Darling“, wiederholte Paulette um der Wirkung willen. „Das hier ist mein Kunde Mr. …“ In diesem Augenblick wurde Azure klar, dass Paulette den Möchtegern-Casanova im Schlepptau hatte.
„Lee“, sagte der Mann und betrachtete mit blitzenden Augen Azures Lippen. Dann ließ er seinen Blick über ihren Hals nach unten gleiten. Azure hatte das Gefühl, dass er sich vorstellte, wie sie wohl in einem Negligé aussah. Was vollkommen lächerlich war. Sie besaß kein Negligé und hatte auch nicht vor, sich eines zuzulegen.
Sie zwang sich zu einem Lächeln und tänzelte zur Seite wie eine Varietékünstlerin. Sie würde auf keinen Fall zulassen, dass Paulette sie den Kunden ihrer Partnervermittlungsagentur vorstellte. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um Möchtegern-Casanovas handelte. „Ich muss dringend ins Bett. Bin vollkommen erschlagen. Schön, Sie kennenzulernen. Tschüss!“ Dann nahm Azure die Beine in die Hand und verschwand durch den Gang, der sich wie durch ein Wunder in der Menschenmenge aufgetan hatte.
Sie eilte zu Paulettes Appartement, wo sie auf der Schlafcouch nächtigen sollte. Kaum berührte ihr Kopf das Kissen, fiel sie schon in tiefen Schlaf.
Azure streckte sich, um wirklich wach zu werden. Paulette lärmte in der Küche herum und knallte mit den Türen.
„Azure?“ Ihre Cousine erschien in der Küchentür. Sie trug eine hochgeschobene rosafarbene Schlafbrille in ihrem dunkelrot gefärbten Haar. „Ich bin ja so froh, dass du auch eine Frühaufsteherin bist. Ich wusste doch, dass wir prima miteinander klarkommen würden!“
Azure war sich da nicht so sicher. Sie hätte Paulette gern mitgeteilt, dass sie eigentlich alles andere als eine Frühaufsteherin war. Jedenfalls, wenn man sie nicht mit einem Lärm weckte, der auch die Toten aus den Gräbern geholt hätte.
„Ich habe Kaffee gekocht“, sagte Paulette. „Komm, trink eine Tasse mit mir. Wenn du möchtest, kannst du dann mein Auto ausleihen und nach Haulover Beach fahren. Da ist es nicht so voll wie hier am Strand. Ich brauche den Wagen heute sowieso nicht, weil ich die Abrechnungen von Rent-a-Yenta durchgehen muss.“
Übersetzung: Paulette wollte nicht, dass Azure den ganzen Tag über in ihrem Appartement herumlungerte. Aber Alleinsein klang ohnehin nach einer guten Idee.
„Okay, mach ich“, murmelte Azure, während sie in die Küche hinüberging und sich einen Kaffee einschenkte. „Warum kommst du denn nicht mit?“
Paulette wedelte mit der Hand herum, um zu verdeutlichen, wie viel sie heute in ihrer Partnervermittlungsagentur zu tun hatte. „Bin beschäftigt“, sagte sie. „Magst du ein Rührei?“
„Nein danke“, sagte Azure und schluckte ihr übliches Frühstück herunter, das aus zwei Vitamintabletten
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