COLLECTION BACCARA Band 0289: MEIN MÄRCHEN AUS 1001 NACHT / DIE MAGIE DER LEIDENSCHAFT / FEURIGE KÜSSE AM STRAND VON MIAMI / (German Edition)

gestikulierte wild und hielt einen Vortrag über die Heilkräfte von Kupferarmreifen. Vermutlich machte es keinen Sinn, zu versuchen, sie zu unterbrechen.
    Also wandte sie sich wieder ihrem Onkel zu. „Da meditiert so ein Typ vor der Tür zu Paulettes Wohnung. Er will nicht gehen. Er heißt Kevin und ist ziemlich merkwürdig. Er sagt, er ist wegen seinem Yogaunterricht hier.“
    „Ach, Kevin. Der ist stadtbekannt. Er ist seltsam, aber harmlos. Soll ich mit hochkommen und mit ihm reden? Vielleicht will er eine Runde Karten mit mir spielen. Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Doppelkopfturnier.“
    Azure nahm ihren Onkel am Arm. „Das würdest du tun? Vielen Dank!“
    Gemeinsam nahmen sie die Treppe nach oben.
    Kevin saß immer noch in derselben Position im Flur und erzählte Lee von seinen vielfältigen Tierrettungsaktionen. Gerade schilderte er, wie er eine Tarantel aus einem Terrarium in einem Streichelzoo befreit hatte, als er Nate erkannte.
    „Oh, hallo, Nate. Ich hab dich lange nicht mehr gesehen.“
    „Ich war krank, aber jetzt geht es mir besser. Die Jungs aus meinem Doppelkopfteam haben nach dir gefragt. Wir treffen uns gleich im Café. Hast du Lust, mitzukom…“
    In diesem Augenblick plusterte das Huhn sich auf, gackerte laut und flog direkt auf Nate zu.
    „Haltet mir dieses Huhn vom Leib“, schrie Nate und wedelte mit den Armen, um es zu verscheuchen.
    Lee schob sich zwischen Nate und das Huhn, während Azure Kevin half, das Tier zu fangen. Als Kevin es erwischt hatte, ließ es sich auf seinem Arm nieder und starrte Nate vorwurfsvoll an.
    „Was geht hier vor sich?“, fragte Goldy, die gerade die Treppe heraufkam, streng. „Habe ich da etwa ein Huhn gehört? Ach, du schon wieder“, sagte sie, als sie Kevin erkannte.
    „Wieso hat das Huhn ausgerechnet mich angegriffen?“, fragte Nate beleidigt.
    „Geht es dir gut?“, wollte Azure wissen.
    „Natürlich! Das doofe Tier hat mich nur überrascht. Wenn Leah davon erfährt, wird sie mich nie wieder aus den Augen lassen. Angefallen von einem Huhn! In Miami! Das ist ja wohl die Höhe.“
    Kevin, der während der Attacke seines gefiederten Freunds aufgesprungen war, näherte sich Nate vorsichtig und schnüffelte an ihm. „Hab ich’s mir doch gedacht“, sagte er. „Du trägst ‚Old Spice‘-Aftershave. Frikassee hasst ‚Old Spice‘. Wenn sie es riecht, flippt sie jedes Mal aus.“
    „So was hab ich ja noch nie gehört!“, empörte sich Nate.
    „Ich auch nicht, aber wer weiß schon, was das Huhn alles erleiden musste“, sagte Kevin und kraulte Frikassees aufgeplusterte Federn.
    „Nun ja“, sagte Nate schnippisch, „Ich weiß ja nicht, ob es dem Tier mit dir viel besser geht.“
    „Sie braucht Liebe“, sagte Kevin verletzt. Dann fügte er hoffnungsvoll hinzu: „Vielleicht möchte einer von euch sie ja aufnehmen?!“
    „Hühner sind im Blue Moon nicht gestattet“, wetterte Goldy.
    „Kann es noch einen Moment lang hier bleiben?“, fragte Nate. „Während ich Kevin hinausbegleite, meine ich“, fügte er hinzu. „Wir gehen eine Runde Doppelkopf spielen.“
    „Das halte ich für eine gute Idee“, sagte Goldy. „Das Huhn kann in einer Kiste unter meinem Tisch bleiben – bis du es wieder abholst, Kevin!“
    „Ich soll meditieren, nicht Karten spielen“, protestierte Kevin. „Und dann habe ich Yogaunterricht.“
    „Der ist für heute abgesagt worden“, gab Goldy zurück.
    Kevin wirkte verwirrt, dann sammelte er sich wieder. „Vielleicht haben sich die Kristalle getäuscht, und es war doch nicht der rechte Ort für die Meditation. Hältst du das für möglich?“
    „Aber ja“, sagte Goldy. „Auch Steine können sich irren.“
    „Dann gehe ich mal. Komm schon, Nate, ich gebe dir ein Bier aus.“
    „Gern, aber kein Wort davon zu Leah. Sie glaubt, dass Alkohol mir schadet.“
    Im Gänsemarsch gingen sie alle nach unten, wo Goldy eine Pappschachtel für das Huhn heraussuchte. „Frikassee wird es hier unten bestens gehen“, versicherte sie Kevin.
    „Pass gut auf sie auf“, rief er zurück, während Nate ihn zum Ausgang schob.
    „Aber sicher!“, gab Goldy zurück und verdrehte die Augen.
    „Wir könnten Brathuhn machen“, scherzte Lee, aber Azure bedeutete ihm mit einem Blick, still zu sein, und scheuchte ihn Richtung Treppe.
    Als sie endlich in der Wohnung angekommen waren, schloss Azure mit einem Seufzer der Erleichterung die Tür hinter sich.
    „Endlich in Sicherheit“, sagte sie und begann zu kichern.
    „Ein Glück,