Collection Baccara Band 0290
herauszuplatzen. Sie selbst sein. Im Augenblick würde sie viel darum geben, zu wissen, welches „Selbst“ er genau damit meinte.
Auf seinen Stock gestützt, erhob Luc sich vom Tisch. Kurz verzog er schmerzhaft das Gesicht.
War es immer so zwischen ihnen gewesen, dass er seine wahren Gefühle und Gedanken vor ihr verbarg? Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie einen Mann geheiratet hatte, der sich so vor ihr verschloss. Das war so gar nicht ihre Art. In ihrer Familie war man immer sehr offen und herzlich miteinander umgegangen. Geteiltes Leid ist halbes Leid, pflegte ihr Dad gerne zu sagen.
Hatten Luc und sie auch eine solche Beziehung geführt? Instinktiv wusste sie, dass das Gegenteil der Fall war, und dieser Gedanke war ausgesprochen beunruhigend.
Als sie ins Schlafzimmer gingen, waren Belindas Nerven zum Zerreißen gespannt. Die Vorhänge waren zugezogen, und die Nachttischlampen verbreiteten ein warmes goldenes Licht über dem breiten Bett. Ein Bett, in dem sie gemeinsam mit ihrem Ehemann schlafen würde. Jemand vom Hotelpersonal hatte die Tagesdecke zur Seite geschlagen und die Zierkissen weggeräumt. Auf dem kleinen Tisch stand eine einzelne wunderschöne dunkelrosa Rose.
Die Absurdität dessen, was nun folgen würde, raubte ihr fast den Verstand. Ihr Herz schlug wie wahnsinnig, und sie konnte nur mit Mühe ruhig atmen. Himmel, sie wusste ja nicht einmal, auf welcher Seite des Bettes sie schlief.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, nickte Luc zu der Seite, wo der kleine Tisch mit der Vase stand. „Du schläfst normalerweise dort“, sagte er. „Aber wenn es dir lieber ist, können wir gerne tauschen.“
Was mir lieber wäre, wären getrennte Betten, dachte Belinda. Oder am besten getrennte Schlafzimmer. Sie zwang sich, ihn gelassen anzusehen. „Das ist in Ordnung. Wenn wir es immer so gemacht haben.“
Sein Lächeln schien für einen Moment zu erstarren, dann nickte er. „Belinda, ich …“
Das Klingeln seines Handys unterbrach ihn. Ungeduldig warf er einen Blick auf das Display. „Bitte entschuldige mich, diesen Anruf muss ich annehmen. Es kann etwas länger dauern.“
Sie sah ihm nach und hörte, wie er mit dem Anrufer sprach, bevor er die Tür hinter sich schloss. Eilig ging sie ins Ankleidezimmer und suchte aus den Schubladen ein tiefrotes Nachthemd heraus, entledigte sich ihrer Kleidung und schlüpfte in den dünnen Seidenstoff, der ihre Brüste fest umschloss.
Sie strich über das weiche Material und fragte sich unwillkürlich, ob das Nachthemd ein Geschenk von Luc gewesen war. Die bloße Idee, dass seine Hände so wie jetzt ihre über den Stoff und ihre Haut darunter geglitten waren, ließ sie vor Verlangen erschauern.
Was war nur los mit ihr? Sie war so aufgewühlt, dass sie sich wie eine verängstigte Jungfrau vor ihrer Hochzeitsnacht fühlte, aber ihr Körper sehnte sich mit aller Macht nach Lucs Berührung. Sie schüttelte verwirrt den Kopf und ging ins Badezimmer. Alles, was heute geschehen war, hatte nur wieder neue Fragen aufgeworfen. Sie war so unendlich müde. Plötzlich wirkte das große Bett ungemein einladend.
Als sie sich im Badezimmerspiegel betrachtete, fragte sie sich, ob es nicht besser wäre, einfach im T-Shirt zu schlafen. Die dünnen Spaghettiträger des Oberteils ließen sie sehr verletzlich erscheinen, und der dunkelrote Stoff würde vielleicht falsche Signale aussenden.
Sie atmete tief durch. Sie machte sich selbst nur verrückt, das musste aufhören.
Sie ließ sich auf den Hocker vor dem Frisiertisch fallen und begann, ihr langes, dunkles Haar mit festen Strichen zu bürsten. Als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm, hielt sie inne. Luc trat näher und nahm ihr die Bürste aus der Hand.
„Versuchst du etwa, dir die Haare auszureißen?“
Seine Stimme war ungewohnt sanft, ebenso wie seine Bewegungen, als er fortfuhr, ihre Haare zu bürsten.
„Ich dachte, du wärst schon im Bett“, sagte er, als sich ihre Blicke im Spiegel trafen.
Also hatte er bemerkt, dass sie Angst hatte. Er kannte sie besser, als sie dachte, aber das war wohl klar. Genau genommen kannte er sie besser als sie sich selbst. Bei diesem frustrierenden Gedanken stiegen ihr Tränen in die Augen.
Er hielt inne und legte die Hände auf ihre Schultern.
„Belinda?“
Sie blinzelte die Tränen fort und sah schnell zur Seite. „Schon gut. Ich bin nur müde, das ist alles.“
„Völlig verständlich. Es war ein langer Tag, für uns beide.“ Er nahm ihre Hand. „Geh schon
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