Collection Baccara Band 0290
ihr geschlafen, und es hatte ihm nichts bedeutet.
Ruhelos ging er durch den dunklen Raum auf das Klavier zu. Er war zu aufgewühlt, um jetzt zu schlafen. Mit geschlossenen Augen ließ er die Finger sanft über die Tasten gleiten. Die Klänge der Musik erfüllten ihren Zweck und entspannten seinen Körper ebenso wie seinen Geist.
Das Klavierspiel hatte schon immer diese Wirkung auf ihn gehabt, selbst als Teenager, zu einer Zeit, da Autodiebstähle und kleine Einbrüche eher seine Freizeitbeschäftigung waren. Bei einer solchen Gelegenheit war er von dem Bewohner des Hauses an dessen Klavier überrascht worden. Der alte Gentleman hatte durch die Fassade des rebellischen Jungen direkt in Lucs Seele gesehen und ihn zu einem weiteren Besuch eingeladen, dieses Mal durch die Haustür.
Es hatte sechs Wochen gedauert, bis er sich überwand, an Mr. Hensens Tür zu klingeln. Der ehemalige Pianist hatte ihm angeboten, ihn zu unterrichten, genau genommen hatte er ihm damit gedroht, andernfalls die Polizei zu informieren.
Luc hatte schon sehr lange nicht an Mr. Hensen gedacht und daran, dass er den alten Mann auf eine Art vermisste, wie er seine Eltern nie vermisst hatte.
Erst als der letzte Ton verklungen war, öffnete Luc die Augen. Ihm gegenüber saß Belinda auf einem der Sofas. Sie hatte die Beine hochgezogen, und er bemerkte sofort, dass sie außer dem dünnen Nachthemd nichts anhatte. Es war schon schwer genug gewesen, sie allein im Bett zurückzulassen, ihre Haut warm, das dunkle Haar auf dem Kissen ausgebreitet. Er hatte sie so sehr gewollt, dass es ihm fast körperliche Schmerzen verursachte. Am liebsten hätte er sich ihrem Körper und ihrem Geist so eingeprägt, dass sie ihn nie wieder vergaß, aber er hatte sich unter Kontrolle.
Niemand erreichte die Position im Leben, die Luc Tanner innehatte, ohne seine Impulse zu kontrollieren. Kontrolle war das Wichtigste im Leben, das hatte er auf die harte Tour gelernt. Für Schwäche gab es in seiner Welt keinen Platz, und seinen Gefühlen nachzugeben wäre ein Zeichen von Schwäche.
„Du spielst wunderschön“, unterbrach Belinda seine Gedanken.
„Ich wollte dich nicht wecken.“
„Das hast du nicht. Ich bin vom Krankenhaus gewöhnt, dass immer etwas zu hören ist. Die Stille hat mich geweckt, und später dann erst hörte ich dich spielen. Verlief euer Treffen erfolgreich?“
„Ja, alles ist geregelt. Bist du sicher, dass es für dich in Ordnung ist?“
„Luc, als ich nicht wieder einschlafen konnte, habe ich nachgedacht, und so beängstigend ich es auch finde, ich denke, das Beste ist, wenn ich mein altes Leben wieder aufnehme. Ich kann meine Erinnerung nicht herbeizwingen, aber ich kann auch nicht einfach abwarten. Es macht mich verrückt. Alles hier …“ Sie machte eine ausholende Geste mit den Armen. „Es ist alles neu und vertraut zugleich. Wie die Musik, die du gespielt hast. Ich weiß, dass du das Stück einmal für mich gespielt hast. Oder nicht?“
„Ja, das habe ich.“
Zuletzt hatte er es an dem Abend für sie gespielt, als er ihr einen Heiratsantrag machte. Sie hatten den Tag auf dem Grundstück verbracht und sich am Flussufer bei einem Picknick zum ersten Mal geliebt. Bei der Erinnerung an ihre hungrige Umarmung und ihre ungehemmte Leidenschaft reagierte sein Körper sofort. Von diesem Moment an war er ihr verfallen gewesen.
Nichts und niemanden in seinem Leben hatte er so sehr gewollt. Das erschreckte ihn zu Tode, aber dann wurde ihm klar, dass sie die perfekte Ergänzung zu dem Leben war, das er sich aufgebaut hatte. Er konnte an nichts anderes mehr denken, und als sie wieder in seinem Haus waren, entschied er sich, sie sofort um ihre Hand zu bitten, sehr viel früher als geplant. Ihr Jawort erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung.
Gleich darauf liebten sie sich hier in diesem Zimmer noch einmal, um ihre Verlobung zu besiegeln. Die darauffolgenden vierundzwanzig Stunden trug Belinda nichts anderes am Körper als den blauen Diamantring, den er schon lange vorher für sie hatte anfertigen lassen.
„Spielst du noch etwas für mich?“ Belindas Frage riss ihn aus seinen Erinnerungen.
„Ein anderes Mal.“ Er erhob sich von der Klavierbank und griff nach seinem Stock. Dann nahm er Belindas Hand, und sie gingen gemeinsam ins Schlafzimmer. Als er sich ausgezogen hatte, lag sie schon mit geschlossenen Augen unter der Decke. Er legte sich ins Bett, und sie drehte sich zu ihm und sah ihn mit ihren großen blaugrauen Augen an.
„Luc?“
Er hob
Weitere Kostenlose Bücher