Collection Baccara Band 0292
und sich von ihm einen Drink spendieren lassen würde, hätte sie ihn rundweg für verrückt erklärt. Auf dieser Erde gab es vermutlich niemanden, der so vernünftig und wenig spontan war wie sie. Solche Dinge tat sie sonst nie.
Doch der Tag in der Klinik war richtig grauenvoll gewesen. Sie hatte eine Mutter mit Leukämie verloren, die sie um jeden Preis zu retten versucht hatte. Die junge Frau hatte die dringend erforderliche Chemotherapie abgelehnt, um ihr ungeborenes Kind zu schützen. Somit blieb Brynna nichts anderes übrig, als sie nach der Geburt in die onkologische Abteilung zu verlegen.
Sogar jetzt löste der Gedanke an Heidi Price tiefes Bedauern in ihr aus.
Dev schien ihren Stimmungswechsel zu spüren, denn er fragte leise, was denn los sei.
Sie malte mit dem Finger Kreise in das Kondenswasser, das ihr Glas auf dem Tisch hinterlassen hatte, und sprach den schwierigen Satz aus. „Ich habe heute eine Patientin verloren.“
„Das muss schlimm sein.“
Brynna nickte. „Sie war erst vierundzwanzig Jahre alt, schwanger und hatte Leukämie, verweigerte aber die Chemo wegen ihres Babys.“
„Vermutlich gab es nichts, was du hättest tun können.“
„Es war so frustrierend.“
„Und das Baby?“
Sie sah ihm in die Augen. „Es kam vier Wochen zu früh, aber es geht ihm recht gut.“
„Schön zu hören.“
Sein Mitgefühl tat ihr wohl. „Ich musste ihrem Mann mitteilen, dass seine Frau es nicht geschafft hat.“
Er musterte sie aufmerksam. „Was hast du ihm gesagt?“
„Nun … es war das erste Mal, das ich so etwas tun musste. Man hat mir beigebracht, Fakten zu erklären, Fragen zu beantworten. Aber den Schmerz zu sehen … den Kummer … und …“ Bei der Erinnerung daran versagte Brynna die Stimme. Den ganzen Nachmittag war ihr zum Heulen zumute gewesen, doch sie hatte sich nicht gehenlassen, weil es ihr unprofessionell erschienen wäre.
„Und was?“, hakte Dev nach.
Dieser Mann besaß wahrlich eine Menge Einfühlungsvermögen. Sie ertappte sich dabei, ihm Dinge anzuvertrauen, die sie sonst für sich behielt. „Die Trennung zwischen dem Medizinischen und dem Zwischenmenschlichen fällt mir oft unglaublich schwer“, gab sie zu.
„Du bist eine mitfühlende Person, sonst wärst du wohl nicht Ärztin geworden. Die beiden Dinge gehören zusammen, oder?“
Sie nickte stumm.
Er legte seine Hand auf ihre, und die warme, liebevolle Berührung jagte ihr einen Schauer über den Arm. Brynna drehte ihre Hand um und verschränkte ihre Finger mit seinen. Seine gebräunte Hand war groß, mit langen Fingern und Schwielen auf der Handfläche – so ganz anders als ihre eigene und so typisch männlich. Sie empfand den Kontakt als sehr intim und sinnlich. Ihr wurde flau im Magen, und sie fragte sich, wie sich seine Hand wohl an anderen Stellen ihres Körpers anfühlen mochte.
Nach all den Jahren des Lernens, der Arbeit und der Selbstverleugnung erweckte dieser schlichte Hautkontakt in ihr ein tief verborgenes Verlangen.
Sie spürte verlegen, wie sie rot wurde, und bemerkte beim Aufblicken, dass sein dichtes blondes Haar eine Vertiefung dort hatte, wo normalerweise sein Hut saß. Haare und Augenbrauen waren von der Sonne ausgebleicht.
Dev war ein auffallend attraktiver Mann, und das lag nicht nur an seinen faszinierenden Augen und dem sinnlichen Mund, sondern vor allem an seinem Blick, der in ihr Gedanken an leidenschaftliche Küsse und das Gefühl von nackter Haut an nackter Haut weckte.
Eine heiße Welle des Begehrens flutete durch ihren Körper. Sein Blick und seine Berührung brachten ihr Innerstes zum Vibrieren. Die Kehle wurde ihr eng, als er ihr tief in die Augen sah. Ob er wohl ahnte, welche Wirkung er auf sie ausübte?
Als er lächelte, bildeten sich in seinen Wangen sexy Grübchen. Wieder überfiel sie der Gedanke, wie es sich wohl anfühlen mochte, ihn zu küssen. Ob er zärtlich war? Ob seine Lippen und seine Zunge nach dem Bier schmeckten, das auf dem Tisch stand?
Die Temperatur im Raum schien mit einem Mal um einige Grad angestiegen zu sein. Brynna bekam nur mühsam Luft und öffnete den Mund ein wenig, um tief durchzuatmen.
Dev ließ seinen Blick über ihre sich hebenden Brüste wandern, und in seinen Augen flackerte es auf. Er lächelte nicht mehr, sondern musterte sie mit erstaunlichem Ernst. Hatte auch er sich vorgestellt, sie zu küssen?
Die Bedienung stellte frische Getränke auf den Tisch, und sie lösten widerstrebend ihre Finger, damit Dev bezahlen konnte.
Kein
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