Collection Baccara Band 0293
Drang. Damit würde sie nur Klatsch und Tratsch provozieren. Bot die gescheiterte Romanze nicht schon genug Material dafür?
Egal, in ein paar Tagen wäre Scott für immer verschwunden. Er würde einen neuen Job und ein neues Leben ein paar hundert Meilen von hier entfernt anfangen. Und sie wäre ihn los. Fast.
Maura holte tief Luft und machte sich auf den Weg zurück zu der Station, auf der sie als Krankenschwester arbeitete. Sie hielt den Blick gesenkt und mied den Augenkontakt mit jedem, der sie anhalten und fragen könnte, warum sie so durcheinander war. Sie wollte jetzt nicht über ihre Probleme sprechen. Mit niemandem.
Sosehr ihr davor gegraut hatte, Scott Walker noch einmal gegenüberzutreten, sie hatte sich gezwungen gesehen, ihr Geheimnis zu lüften. Schließlich trug er genauso wie sie die Verantwortung. Doch Maura erkannte sehr schnell, dass Scott die Angelegenheit anders bewertete. Völlig anders. Seine Reaktion war mehr als enttäuschend gewesen. Kalt, gefühllos und demütigend. Bei seiner Haltung und seinem lapidaren Rat war ihr regelrecht schlecht geworden.
Was habe ich denn erwartet, fragte sie sich. Hatte sie nicht schon seit Wochen gewusst, was für eine Sorte Mann er war? Das war ihr doch schon seit dem Abend klar gewesen, als er aus heiterem Himmel verkündete, dass er das Chicago General Hospital verlassen würde. Und nicht nur das Krankenhaus, sondern auch die Stadt, da er einen neuen Job als Krankenhausverwalter in Minneapolis gefunden hatte. Warum also sollte er sich jetzt anders verhalten?
Wenn sie zurückblickte, packte sie immer noch die Wut wegen seiner berechnenden Taktik. Für das entscheidende Gespräch hatte er ein derart elegantes und exklusives Restaurant ausgesucht, dass er nahezu sicher sein konnte, sie würde keine Szene machen. Der Oberkellner führte sie damals zu ihrem lauschigen, romantisch gedeckten Tisch, und Maura hatte tatsächlich geglaubt, Scott wollte ihr einen Heiratsantrag machen.
Er hatte eine kleine Rede vorbereitet, okay, aber die hörte sich überhaupt nicht nach Hochzeit an. Ganz im Gegenteil. Er versicherte ihr, wie toll die letzten sechs Monate mit ihr gewesen seien. Wie lustig. Das Problem aber war, dass er in ein paar Wochen nach Minnesota ziehen wollte. Er hatte dort einen fantastischen Job gefunden. Genau das, worauf er immer gehofft hatte. Sie würde ihm doch keine Steine in den Weg legen, oder? Schließlich hatten sie nur ein lockeres Verhältnis. Keine Verpflichtungen. Keine Erwartungshaltung.
Ihren verdutzten Gesichtsausdruck ignorierend, tätschelte er ihre Hand. Beziehungen über eine solche Entfernung hinweg funktionieren erfahrungsgemäß nie, fügte er hinzu, deshalb sei es für beide das Beste, sie jetzt zu beenden und einen klaren Schlussstrich zu ziehen. In ein paar Wochen, dessen war er sicher, würde sie ihm dankbar für die einfache, schnelle Trennung sein. Sie würde sich darüber freuen, frei für eine neue Partnerschaft zu sein.
Er wartete ihre Antwort gar nicht ab. Aber sie wusste sowieso nicht, was sie sagen sollte, so geschockt war sie.
In diesem Moment sah sie Scott plötzlich in einem anderen Licht, erkannte sein wahres Gesicht. Wie hatte sie nur so blind sein können? War er so geschickt darin, Menschen irrezuführen? Während sie an eine feste Beziehung geglaubt hatte – eine, die in einer Ehe enden könnte –, hatte er sie nur benutzt.
Maura hatte einen bitteren Geschmack im Mund bei der Erinnerung daran. Sie schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken zu sortieren, und wischte sich über die Augen. Sie weinte doch tatsächlich. Obwohl es fast unmöglich schien, dass sie nach jener Nacht, in der sie sich die Augen aus dem Kopf geheult hatte, noch Tränen hatte. Sie blieb stehen und zog ein Taschentuch aus der Tasche.
„Maura?“ Sie spürte eine Hand an ihrer Schulter und drehte den Kopf zur Seite. Neben ihr stand der große, stattliche Doug Connelly. „Alles in Ordnung?“, fragte er.
„Ja … sicher. Ich habe nur etwas ins Auge bekommen. Staub oder so etwas“, murmelte Maura. Sie presste das Taschentuch gegen die Augen. „Es ist gleich weg.“
„Lass mich mal sehen.“
„Nein, wirklich … es ist schon okay.“ Bevor sie sich jedoch dagegen wehren konnte, legte er schon den Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht ins Licht.
Wie erwartet war seine Berührung fest und doch sanft. Er war Kinderkardiologe und daran gewöhnt, seine kleinen Patienten zu beruhigen. Fragend blickte er sie an, und sie war sicher,
Weitere Kostenlose Bücher