Collection Baccara Band 0293
tun.“
„Das hat er gesagt?“ Doug sprang erbost auf und ballte die Fäuste. „Dem würde ich gern die Visage polieren, diesem … diesem selbstgefälligen, selbstgerechten Drecksack.“
Maura hatte Doug noch nie so wütend gesehen. Seine heftige Reaktion machte ihr fast Angst. Lag sie in einer langjährigen Feindschaft oder Rivalität zwischen ihm und Scott begründet? Scott hatte gewisse Andeutungen gemacht. Oder war er ihretwegen zornig?
„Doug, bitte. Es interessiert mich wirklich nicht, ob Scott zahlt oder nicht. Ich habe mal geglaubt, ihn zu lieben“, räumte sie ein, „doch ich weiß jetzt, dass ich in einer Traumwelt gelebt habe. Ich habe den Mann gar nicht richtig gekannt.“
Doug sah sie an, und Maura hatte das Gefühl, dass ihre Worte seinem Wutausbruch etwas die Schärfe genommen hatten.
„Zuerst hat mich seine Reaktion geschockt“, fuhr sie fort. „Aber vielleicht ist es von Vorteil, dass er von dem Kind und mir nichts wissen will. Mit etwas Glück habe ich nie wieder etwas mit ihm zu tun.“
Doug schritt durch den Raum, dann drehte er sich plötzlich zu ihr.
„Vermutlich hast du recht. Ohne ihn bist du wahrscheinlich besser dran“, sagte er etwas ruhiger. „Und es bringt auch nichts, wenn ich ihn verprügele, oder?“
„Überhaupt nicht“, versicherte sie ihm.
„Außer, dass ich mich vielleicht besser fühle“, fügte er hinzu. „Hast du schon entschieden, was du tun wirst?“
Er stellte die Frage ganz ruhig, fast beiläufig. Trotzdem spürte sie, dass er die Antwort kaum abwarten konnte. So, als würde ihn die Angelegenheit direkt betreffen.
„Ich will das Baby behalten“, sagte sie bestimmt.
„Ich wusste, dass du das sagen würdest.“ Dougs Gesichtsausdruck wurde weicher, und seine Augen strahlten voller Wärme. „Aber ein Kind allein aufzuziehen ist nicht einfach. Vielleicht schwerer, als du dir vorstellen kannst. Meine Mutter war alleinerziehend. Und dann auch noch mit Zwillingen“, fügte er hinzu. „Erst als Erwachsener wurde mir klar, was das bedeutet. Erst jetzt weiß ich zu schätzen, was sie alles für uns getan hat.“
Für Maura war es neu, dass Doug ohne Vater aufgewachsen war. Dass er trotzdem sein Medizinstudium geschafft hatte, schien ihr jetzt noch beeindruckender.
„Ich weiß, was du meinst. Ich habe darüber … über die Probleme, die auf mich zukommen werden, nachgedacht. Aber ich sehe keine andere Möglichkeit. Ich werde mein Kind nicht zur Adoption freigeben.“
Sie machte eine kurze Pause. Es fiel ihr schwer, weiterzusprechen, doch jetzt war der Zeitpunkt gekommen, von sich zu erzählen. „Ich weiß, was es bedeutet, Teil einer Familie zu sein … und doch nicht wirklich dazuzugehören. Man fühlte sich wie ein fünftes Rad am Wagen“, fügte sie hinzu und erinnerte sich an unglücklichere Tage.
„Ich ziehe mein Kind lieber allein auf und gebe ihm all die Liebe, die man einem Kind geben kann, als dass ich dasitze und mich täglich frage, ob mein Kind woanders glücklich ist.“
„Bist du adoptiert worden?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Von meinem zwölften Lebensjahr an war ich ein Pflegekind. Meine Eltern sind bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Meine Schwester und ich hatten keine Verwandten, zu denen wir gehen konnten. Wir wurden getrennt und in verschiedenen Pflegefamilien untergebracht.“
Maura wurde nachdenklich. „Manche Pflegeeltern waren sehr nett zu mir. Sie wollten helfen und haben versucht, mich in die Familie zu integrieren. Aber es gab immer Probleme. Ich bin nie lange in einer Familie geblieben“, gestand sie reumütig. „Schließlich habe ich ein Stipendium fürs College bekommen, und von da an habe ich allein gelebt.“
„Wie traurig, beide Elternteile so früh zu verlieren. Ich hatte zumindest immer meine Mutter und meinen Bruder. Du hast nie über deine Familie gesprochen. Ich hatte keine Ahnung.“
„Nun, du hast auch nichts von deiner erzählt. Wir haben nie über persönliche Dinge geredet, oder?“
„Nein, haben wir nicht. Aber vielleicht ist es höchste Zeit, dass wir es tun.“
Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu, als er sich ans andere Ende des Sofas setzte, die Beine übereinanderschlug und den Arm über die Rückenlehne legte. Trotz seiner Größe bewegt er sich sehr anmutig, stellte Maura fest. Mit einer kraftvollen, männlichen Anmut, die sie verwirrte.
„Nach dem, was du alles durchgemacht hast, hättest du auch ganz anders werden können, Maura.“
„Anders?
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