Collection Baccara Band 0293
den Kopf gestopft, das war der einzige Komfort. Sie schämte sich zutiefst, ihn so zu sehen, aber für Selbstvorwürfe würde sie später noch Zeit genug haben. Das Dämmerlicht sagte ihr, dass sie schnellstens nach Hause musste. Erstens würde es furchtbar peinlich sein, Mitch bei Tageslicht zu begegnen, und zweitens würden ihre Freundinnen bald abreisen.
Um nicht versehentlich auf Mitch zu treten, kroch Kate zum Fußende des Bettes. Neben der Tür stand die pinkfarbene Tasche, und sie entsann sich, dass sie ihre Kleidung dorthinein gestopft hatte. Sie tappte hin, ergriff die Tasche und schlich aus dem Zimmer. Auf Zehenspitzen ging sie den Korridor entlang, bis sie das Badezimmer erreichte, wo sie sich in Rekordgeschwindigkeit anzog. Nachdem sie sichernd den Flur hinabgeschaut hatte, ging sie leise die Treppe hinunter und schaffte es ohne Zwischenfälle nach Hause.
Einige Männer arbeiteten hinten bei der Scheune, aber im Haus war es still, sogar in der Küche. Kate hatte Maria nach all der Extraarbeit für die Feier die ganze Woche freigegeben. Deshalb stellte sie die Kaffeemaschine an, bevor sie nach oben eilte, um zu duschen und frische Sachen anzuziehen.
Es war unheimlich still. Normalerweise würden Joe und Clint jetzt frühstücken, bevor sie an die Arbeit gingen, aber sie konnte verstehen, dass ihre Brüder nicht gleich wieder in ihren Alltagstrott verfielen, nachdem sie am Wochenende mit zwei ihrer Freundinnen angebändelt hatten. Auch ihre dritte ehemalige Zimmergefährtin war nicht solo geblieben. Jessica hatte überraschenderweise einen Draht zu Ben gefunden, einem Freund der Familie, der gerade eine schwierige Phase durchmachte. Welche Ironie, dass die drei Mädels wegen ihrer Verlobung ganz nach Texas gekommen waren und dann jemanden für sich selbst fanden, während sie ihren Partner vor die Tür gesetzt hatte.
Sie hasste es, dass sie eifersüchtig war, aber Dennis hatte sie kein einziges Mal so sehnsuchtsvoll angeschaut, wie Joe Lisa angesehen hatte. Und dann war da noch Clints hinreißende Art, Dorys Gesicht erstrahlen zu lassen …
Bei diesen Gedanken wäre sie am liebsten ins Bett gekrochen und hätte sich die Decke über den Kopf gezogen, doch das konnte sie nicht machen, da ihre Freundinnen zum Flughafen mussten.
Die Zeit wurde knapp, sodass Kate sich nur oberflächlich schminken konnte. Immerhin schaffte sie es, die dunklen Ringe unter ihren Augen zu überdecken. Ihr Haar musste sie ungefönt trocknen lassen. Es würde lockig und zu wild werden, aber das war ihr egal, denn sie hatte vor, eine Woche zu schlafen, nachdem die Mädels abgereist waren.
Als sie schließlich die Treppe hinunterging, wusste sie noch immer nicht, was sie ihren Freundinnen sagen sollte. Sie wollte nicht, dass deren Wochenende mit einem Missklang endete, aber die drei fragten sich sicher, was passiert war.
„Kate?“
Sie hörte Dorys Stimme, als sie den Flur zur Küche betrat. Mit einem gekünstelten Lächeln drehte sie sich um. Direkt hinter Dory war Jessica, beide mit besorgten Mienen.
„Guten Morgen“, sagte Kate strahlend, und dann brach sie in Tränen aus.
Die „Sugarloaf“ war wieder im Normalzustand, nur einige Picknicktische und Bänke standen noch herum. Mitch hatte beim Abbauen und Aufräumen helfen wollen, aber er war zu spät aufgestanden. Er fuhr auf den Seitenstreifen der Zufahrt und sah Clints Kombi in der Nähe der Scheune stehen. Gut. Er hoffte, Clint oder Joe zu erwischen, möglichst alle beide.
Als er ausstieg, blickte er zum Haus hinüber. Ein Personenwagen war nirgends in Sicht, was nicht bedeuten musst, dass Kate nicht zu Hause war. Ihr Wagen konnte in der Garage oder hinter dem Haus stehen. Dass sie sich fortgestohlen hatte, während er schlief, war nicht sehr überraschend gewesen. Dennoch bedauerte er, dass sie nicht mehr miteinander geredet hatten. Er selbst war mit dem Verlauf der Nacht zufrieden, aber Kate war es sicher nicht.
Pete, der alternde Cowboy, der für die Mannings arbeitete, solange er zurückdenken konnte, winkte ihn zur Scheune heran.
„Schön, dich wiederzusehen, Mitch. Mir war so, als hätte ich dich gestern Abend hier gesehen.“
Mitch nickte. „Ich bin leider zu spät angekommen. Hätte es gern rechtzeitig zum Rodeo geschafft.“
„Wahrscheinlich wärst du enttäuscht gewesen, weil Ben nicht geritten ist. Hat sich einen Rückenwirbel angeknackst und mit dem Rodeoreiten aufgehört.“
„Das hab ich gestern Abend schon gehört.“ Mitch hatte Ben gesucht
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