Collection Baccara Band 0293
halben Stunde Fahrt in der Stadt an, was bedeutete, dass sie wie verrückt gerast sein musste. Das Unheimliche war, dass sie sich nicht an ihre Fahrweise erinnerte. Nachdem sie vor „Wilbur’s Food Town“ geparkt hatte, blieb sie benommen im Wagen sitzen. Ihr Kopf fühlte sich vom Schlafmangel und dem emotionsgeladenen Gespräch mit ihren Freundinnen schwer an. Alle drei hatten Dennis an einem Laternenmast hochziehen wollen. Schade, dachte sie grimmig, ich hätte ihnen freie Hand lassen sollen.
Sie wollte gerade aussteigen, als ihr Handy läutete. Fast hätte sie das Klingeln ignoriert, doch für den Fall, dass es einer ihrer Brüder war, warf sie einen Blick auf das Display. Zu ihrer Verwunderung sah sie Lisas Nummer, dabei müsste ihre Freundin inzwischen längst in der Luft sein. Schnell drückte sie die Sprechtaste.
„Wo bist du? Geht deine Maschine verspätet ab?“
„Ich bin gerade eben in Chicago gelandet.“
Kate starrte auf ihre Armbanduhr und versuchte auszurechnen, wie viel Zeit seit dem Abschied von ihren Freundinnen vergangen war.
„Hat Joe dir erzählt, dass ich meinen Flug um ein Haar verpasst hätte?“
„Wirklich? Das wusste ich nicht. Ich hab Joe und Clint noch nicht gesehen.“
„Okay, das hat meine nächste Frage schon beantwortet. Wann wirst du deinen Brüdern sagen, dass aus der Hochzeit nichts wird?“
„Bald.“
„Ich nehme an, dass du auch Mitch noch nicht gesehen hast. Oder?“
Kate seufzte. Sie hatte den Mädels nichts von Mitch erzählen wollen, aber dann war alles aus ihr herausgesprudelt. „Nein, und ich habe nicht die Absicht, ihn je wiederzusehen.“
Lisa lachte, und dann fragte sie sanft: „Wie geht’s dir, Schätzchen?“
„Ich lebe noch.“
„Wo bist du?“
„In der Stadt. Ich muss einige Erledigungen machen.“
„Perfekt. Hör zu, ich hab ein paar Hausaufgaben für dich.“
Kate stöhnte. Bei Lisa wusste man nie, was für Ideen sie produzieren würde. Schon am College war sie selbstsicher und unglaublich kühn gewesen. Jetzt eine bekannte Reporterin, hatte sie aufgrund ihres überzeugenden, kompromisslosen Stils schon mehrere Preise erhalten.
„Erstmal, kein Gestöhne. Ich möchte, dass du … Ihr habt doch ein Kaufhaus da drüben, ja?“
„Etwas in der Art.“
„Gibt’s da sexy Kleidung?“
„Oh nein! Ich werde nicht …“
„Okay, dann nicht sexy, aber irgendetwas, das die alte Kate Manning nie tragen würde.“
„Das hab ich doch letzte Nacht getan, schon vergessen?“
„Hä? Den Teil hast du ausgelassen. Hör zu.“ Lisa schnatterte weiter. „Ich muss gleich raus, sie haben schon die Türen geöffnet. Deshalb musst du mir jetzt gut zuhören. Es geht hier nicht um Mitch, sondern um dich und dein Leben. Du musst aus deiner Bequemlichkeitsecke raus. Das Alte abschütteln und in das Neue eintreten. Kapiert?“
„Natürlich.“
„Ich meine es ernst, Kate. Hat es dir was gebracht, auf Nummer sicher zu gehen?“
Kate seufzte. Sie liebte Lisa, aber manchmal verstand ihre Freundin die Dinge nicht.
„Ich will nicht gemein sein, Kate. Ich will helfen.“ Lisa murmelte einen Fluch. „Ich muss raus, aber ich ruf dich später noch mal an. Kopf hoch, Mädchen.“
Die Verbindung wurde unterbrochen, bevor Kate sich verabschieden konnte. Seltsamerweise fühlte sie sich etwas besser, sogar energiegeladen. Nicht, dass sie Lisas verrückten Vorschlag befolgen würde, aber es kam ihr so vor, als hätte ein wenig von Lisas Selbstbewusstsein auf sie abgefärbt.
Sie stieg aus, um Thelma, der Kassiererin bei Wilbur’s, die Decke zu bringen, die die auf der Ranch vergessen hatte. Als sie um den Wagen herumging, sah sie im Schaufenster des Modelädchens ein rotes Sommerkleid mit Spaghettiträgern und beschloss, drinnen ein bisschen herumzustöbern. Natürlich würde sie etwas so Dekolletiertes wie dieses Fähnchen nie in der Öffentlichkeit tragen. Dennis würde einen Herzanfall bekommen.
Kate konnte nicht behaupten, dass sie diese Vorstellung entsetzlich fand.
5. KAPITEL
Mitch ging das Risiko ein, den Sheriff nicht in seinem Büro anzutreffen. Er hatte seinen Besuch nicht angekündigt, damit der Mann nicht voreingenommen war, wenn er ihm gegenübertrat. Vielleicht war Harding gar kein Fiesling, zumal Clint und Joe nichts gegen ihn hatten. Vielleicht hatte er, Mitch, einen schlechten Tag gehabt, als er letzte Woche mit dem Mann telefonierte. Der Bursche war sofort in Abwehrstellung gegangen und allen Fragen ausgewichen. Deshalb hatte er
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