Collection Baccara Band 0297
hatte.
Außerdem hatten sich die Voraussetzungen geändert. Phillip und sie waren nicht mehr nur beiläufige Bekannte. Sie waren Geliebte. Und Geliebte sollten einander nichts vormachen. Robert hatte sie angelogen und sie benutzt. Aus dem Grund hatte sie ihn verlassen. Sie könnte also Phillip keinen Vorwurf machen, wenn er sie wie eine heiße Kartoffel fallen ließe. Schließlich war sie nicht viel besser als Robert.
Bei dem Gedanken wurde ihr fast schlecht. Sich eine Zukunft ohne Robert vorzustellen war schmerzhaft gewesen, doch Phillip zu verlieren, bevor sie sich überhaupt richtig kennengelernt hatten, würde sie wahrscheinlich umbringen.
„Lass uns einfach diesen Tag genießen“, schlug er vor. Sie beobachtete, wie sich die Segel im Wind blähten, spürte, wie das Boot sich in Bewegung setzte und über das Wasser glitt.
„Du hast recht.“ Alexandra beschattete mit der Hand ihre Augen und sah zu Phillip. Eine unterschwellige Traurigkeit ergriff sie. „Wir haben immerhin noch einen ganzen Tag.“
Sie segelten erst in nördliche, dann in westliche Richtung. Nach fünfundvierzig Minuten erblickte sie in der Ferne einen grauen Streifen, der näher und näher kam und sich als Steilküste entpuppte.
„Wie kommen wir an Land?“, fragte sie. „Es sieht nicht so aus, als gäbe es dort eine passende Anlegestelle oder einen Strand. Müssen wir schwimmen?“
„Wir segeln um die Steilküste herum und in eine Bucht hinein. Es gibt zwei oder drei schöne Strände, nicht weit von hier. Dort können wir auf dem Sand anlegen. Deine hübschen Füße werden also nicht einmal nass.“
Phillip betrachtete Alexandra. Ihre Wangen hatten in der Sonne eine gesunde Farbe angenommen, und ihre kurzen schwarzen Haare waren vom Wind wild zerzaust. Doch sie strahlte auch eine Zerbrechlichkeit aus, die ihm zuvor nicht aufgefallen war. Irgendwie passte das nicht zu einer jungen Frau, die ihren Lebensunterhalt damit verdiente, Tiere zu bändigen, die viel schwerer und stärker waren als sie.
Als er beim Sex seine Finger mit ihren verflochten und ihre Arme weit ausgebreitet hatte, war ihm aufgefallen, wie zart und weich ihre Handflächen waren. Nicht schwielig oder rau von Lederzügeln, wie er erwartet hatte.
Wenn er ehrlich war, musste er sich eingestehen, dass er schon an dem Abend, als er sie im Palast kennenlernte, gedacht hatte, dass irgendetwas mit ihr nicht stimmte. Damals war es nur ein flüchtiger Eindruck gewesen, eher ein unterschwelliger Zweifel, der ihn jedoch immer häufiger beschlich.
Gestern Abend und heute Morgen hatte er einen kurzen Einblick in Eigenschaften bekommen, die nicht in sein Bild von einer Pferdetrainerin passten – eine gewisse Verletzlichkeit, sexuelle Unerfahrenheit. Er stellte sich die Frage, ob sie ihm etwas verschwieg, aber irgendetwas hielt ihn davon ab, sie darauf anzusprechen.
„Dort drüben ist ein Strand“, rief Alexandra und unterbrach damit seine grüblerischen Gedanken. „Meinst du, wir sind hier nah genug an der Stadt, sodass wir zu Fuß gehen können?“
„Ich denke, ja.“
War es einfach Neugier, dass ihm all diese Fragen durch den Kopf gingen? Oder steckte mehr dahinter? Jedenfalls wollte er sich diesen wunderschönen Tag nicht verderben. Außerdem gab es für seine Zweifel wahrscheinlich gar keinen Grund. Warum sollte eine Frau, die mit Pferden arbeitete, keine zarten Hände haben, wenn sie sie pflegte und immer eincremte? Warum sollte Alexandra in das stereotype Bild passen, das er von ihrem Beruf gezeichnet hatte?
Sie war eine eigene Persönlichkeit, zudem Amerikanerin mit einer anderen Denkweise und einem anderen Benehmen als europäische Frauen. Warum konnte er sich nicht einfach entspannen und den Zauber genießen, der dem Zusammensein mit ihr innewohnte?
Weil du zu oft enttäuscht worden bist, beantwortete er sich seine Frage. Obwohl er das andere Geschlecht liebte, waren Frauen irgendwie zum Feind geworden. Und so fiel es ihm unglaublich schwer, einer so hübschen und interessanten Frau wie Alexandra zu vertrauen.
Kurz bevor sie die Küste erreichten, holte er die Segel ein, sodass sie die letzten dreihundert Meter sanft zum Strand glitten. Der Rumpf schrammte über den seichten Boden der Bucht. Phillip rollte seine Hosenbeine hoch, sprang ins niedrige Wasser und zog das Boot an Land. Alexandra folgte ihm auf den Strand und blickte sich eifrig um.
„Bist du sicher, dass wir in Italien sind?“, fragte sie. „Ich meine, es gibt nirgendwo ein Hinweisschild. Wir
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