Collection Baccara Band 0297
einem hochgewachsenen, dunklen Fremden? Oder täuschte ihr Gefühl sie, und sie bildete sich alles nur ein?
Ihr Puls raste, und das Blut stieg ihr heiß ins Gesicht. Mit einer schnellen Bewegung glitt sie vom Fensterbrett und auf den Boden. Aber warum blieb sie stehen und zog sich nicht aus dem Blickfeld des geheimnisvollen Fremden zurück? Irgendetwas hielt sie zurück, und sie konnte den Blick nicht von ihm lassen. Sie schlang die Arme um den Oberkörper und stellte sich vor, dass der Unbekannte der Traummann war, auf den sie so lange gewartet hatte. Vielleicht hatte er ja auch von einer Frau wie ihr geträumt. Zumindest war das eine schöne Vorstellung.
Andererseits … War da überhaupt jemand? Ihr Gesicht glühte, und auf einmal wurde sie von einer wilden Lust auf etwas gepackt, von dem sie nicht wusste, was es war.
2. KAPITEL
Adam Ryder war von Natur aus eigentlich kein Voyeur. Aber als in Miss Navarres Wohnung auf der gegenüberliegenden Seite des Hofs das Licht anging, konnte er nicht anders. Im Dunkeln trat er ans Fenster und lauerte wie ein Jäger auf seine Beute.
Wenn das Zimmer nicht so überheizt gewesen wäre und weniger muffig gerochen hätte, wäre er wahrscheinlich gar nicht auf die Idee gekommen, die Jalousie hochzuziehen und das Fenster zu öffnen, und er hätte Miss Navarre gar nicht gesehen. Aber solche Überlegungen waren müßig.
Vom ersten Augenblick an hatte die Frau im Fenster gegenüber unglaublich sexy auf ihn gewirkt. Und als sie dann auch noch die Blaubeeren, eine nach der anderen, in den Mund schob und genüsslich zerbiss, wuchs die erotische Spannung, bis er sie kaum noch aushielt.
Dabei waren kurvenreiche Frauen mit wallender roter Mähne nicht im Geringsten sein Typ, waren es noch nie gewesen. Nein, er hielt es mehr mit Frauen wie Abigail, die ihre schwarzen Haare kurz geschnitten trug und immer makellos frisiert war. Wenn sie einen Raum betrat, strahlte sie so viel Klasse und weibliche Eleganz aus, dass alle Männer sich sofort nach ihr umdrehten. Er selbst erntete dabei manchen anerkennenden, manchmal sogar neidvollen Blick von seinen Geschlechtsgenossen.
Dazu kam, dass er regelrechten Abscheu vor diesen Exhibitionistinnen empfand, die glaubten, nackt für irgendeinen skandalumwitterten Künstler posieren zu müssen, um sich selbst ins Rampenlicht zu setzen. Andererseits war er sich nicht sicher, ob Josie Navarre wirklich damit einverstanden gewesen war, dass dieser Barnardo sie auf eine Weise beim Duschen auf einem Videofilm ablichtete, die ihrer wohlhabenden, angesehenen Familie nur peinlich sein konnte.
Adams Mutter hatte sofort angenommen, dass der öffentlichkeitssüchtige Barnardo ihr Liebhaber war und sie skrupellos für seine Zwecke ausgenutzt hatte. Wie auch immer – er persönlich zog jedenfalls zurückhaltende Frauen wie Abigail Morgan vor. Wer sie zur Ehefrau bekam, hatte das große Los gezogen.
Adam reiste nicht gern, und seiner Meinung nach wurde Frankreich ohnehin überschätzt. Die Ober in den Restaurants empfand er als arrogant und wenig aufmerksam, und die Taxifahrer waren in seinen Augen grob unhöflich. Allerdings gefiel ihm seine rundliche Vermieterin, auch wenn sie versucht hatte, ihn zu übervorteilen. Auf jeden Fall klatschte sie mit Leidenschaft und war mehr als willens, ihm alles über Mademoiselle Navarre zu erzählen.
„ La petite ist eine Einzelgängerin. Es gibt zwar auch einen Mann, Lucas. Aber er ist nicht ihr Freund, nur ein Bekannter, glaube ich. Armes Ding. Sie malt und arbeitet und bringt mir manchmal kleine Geschenke.“
Eigentlich hatte Adam sich irgendwelche anstößigen Geschichten erhofft, keinen so mitfühlenden Bericht. Trotzdem war es eine gute Nachricht, dass zwischen Lucas und seiner Nachbarin offenbar nichts lief.
Sein Flugzeug hatte wegen Eisregens in Austin zehn Stunden Verspätung gehabt, und so war er nicht in der Verfassung, sich noch an diesem Abend mit Miss Navarre zu befassen. Er war todmüde und wollte sich nur noch ins Bett fallen lassen. Ursprünglich hatte er vorgehabt, direkt vom Flughafen in die Galerie zu fahren, um die junge Dame mithilfe eines großzügigen Schecks davon zu überzeugen, dass Lucas der Falsche für sie war. Wenn alles wie geplant abgelaufen wäre, hätte er nie in die Rolle des heimlichen Beobachters kommen müssen.
Was malte sie da eigentlich? Von hier sah es aus wie irgendwelche einzelnen Körperteile.
Es war ein Jammer, dass so wenige Menschen sich ihre Talentlosigkeit eingestanden
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