Collection Baccara Band 0297
alles riskiert, um sie zu bekommen, selbst den Hass seines Bruders.
Mit einer Verwünschung zwang er sich, die Augen zu schließen, um sie nicht mehr sehen zu müssen. Am besten war, er machte sich auf der Stelle zum Flughafen auf und verließ Paris.
Stattdessen trat er, als wäre er vollkommen willenlos, einen Schritt näher ans Fenster.
Lucas. Er durfte Lucas nicht vergessen. Schließlich war er hier, damit sein Bruder nicht denselben Fehler machte wie er damals. Trotzdem kostete es ihn Mühe, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren.
Lucas bildete sich ein, er könnte es mit Hemingway aufnehmen. Unsinn.
In Wirklichkeit war das Schreiben nur eine Art Deckmäntelchen dafür, dass er im Grunde gar nichts tat und nur von seinem Vermögen lebte. Das ungebundene Leben, das er führte, und dieses ständige Rausposaunen, dass er ein Ryder war, hatten in der Vergangenheit etliche unerwünschte und nur vermeintliche Freunde angezogen.
Was von Josephine Navarre zu vernehmen war, hatte zunächst nicht ganz so schlimm geklungen. Zugegeben, sie hatte eine ziemlich chaotische Vergangenheit und sich dann auch noch mit diesem übel beleumdeten, selbstverliebten Künstler zusammengetan, was der natürlich ausgenutzt hatte. Jedenfalls hatte er einen Videofilm gedreht, in dem sie nackt und herzzerreißend weinend in einer weiß gefliesten Dusche saß, von Wasser überströmt. Sie hatte so verloren und jung und so unglaublich verletzlich ausgesehen. Ob sie gewusst hatte, dass dieser Barnardo sie filmte?
Barnardo hatte einzelne Einstellungen geschickt mit Bildern von Josies wohlhabender Familie und deren Freunden aus dem Mittleren Osten montiert und Fotos von Ölplattformen, die im Besitz der Familie waren, dazwischengeschnitten. Dem gegenüber stellte er Aufnahmen von zerstörten Häusern aus den ärmeren Vierteln New Orleans. Den krönenden Abschluss bildeten die Jachten der Familie im Atchafalaya-Sumpf, gleich neben mehreren Zypressen, die gefällt worden waren und nun auf dem Boden verstreut lagen wie Mikadostäbchen.
Aber am schlimmsten an der ganzen Affäre war, dass Barnardo dieses Machwerk während der letzten Ölkrise in einem der wichtigsten Museen ausgerechnet vor Umweltgruppen vorgeführt hatte. Die Ausstellung hatte ungeheures Aufsehen erregt, und die Familie war der Korruption beschuldigt worden und hatte daraufhin erhebliche finanzielle Verluste erlitten.
Jedenfalls hatten die Navarres als Reaktion den Film beschlagnahmen lassen und alle, die irgendetwas damit zu tun hatten, angezeigt. Und Josephine war umgehend nach Paris ins Exil geschickt worden.
Noch bevor seine Mutter ihn herschickte, hatte Adam schon ein schlechtes Gefühl gehabt, denn Lucas hatte ihm den Verlobungsring mit dem Dreikaräter gezeigt, den er Miss Navarre auf der Spitze des Eiffelturms an den Finger zu stecken gedachte. Nachdem sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte.
„Hast du nicht gerade erzählt, dass sie nicht einmal mit dir ausgehen will?“
„Aber ich bin in sie verliebt, und sie auch in mich. Das weiß ich. Aber sie hat sich geschworen, dass sie sich nach diesem miesen Kerl mindestens sechs Monate lang nicht mehr mit einem Mann einlassen will.“
„Kannst du mir verraten, was du mit einer Frau willst? Du hast ja noch nicht einmal einen Beruf.“
„Ja, und? Als du Celia geheiratet hast, warst du jünger als ich jetzt.“
„Genau das ist der Grund, warum ich mir Sorgen mache!“
Und so war er, Adam, jetzt allein nach Paris gekommen und verschwendete seine kostbare Zeit damit, einer jungen Frau nachzuspionieren, die vermutlich bei Weitem nicht so verdorben war, wie seine Mutter befürchtete. Dazu kam, dass er seine Zeit lieber damit verbracht hätte, zu Hause in Texas Abigail zu umwerben.
Wieder sah er in die gegenüberliegende, hell erleuchtete Wohnung hinüber, aber dieses Mal blieb sein Blick nicht an Josies Brüsten, sondern an ihrem langen, sanft geschwungenen Nacken hängen. Er konnte sich auf einmal nur zu gut vorstellen, warum dieser angebliche Künstler versucht gewesen war, ihre Schönheit auf Film zu bannen.
Er selbst hätte die junge Frau nur zu gern berührt, um zu erfahren, wie warm und weich sie sich anfühlte. Eine Verwünschung entfuhr ihm, als ihm klar wurde, was mit ihm geschah: Es ging längst nicht mehr um Lucas, er wollte Josie für sich!
Jetzt hatte sie die Augen geschlossen und sah auf einmal jünger aus, verwundbar. Als er sie betrachtete, sah er das verwahrloste, verlassene kleine Mädchen vor
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